,,... Heute abend will ich euch eine Geschichte erzählen; so spannend und fesselnd, so zeitlos, wie sie auch von den letzten Menschen, am letzten Feuer, das Menschen entzünden werden, erzählt wird. ..."
Goethe (sehr frei)
Vor den Fenster waren wie immer die grauen Schwaden der tödlichen
Venus-Atmosphäre oben zu sehen. Unten war es wie fast immer klar. Seit Wochen
hatten sie wieder Dämmerlicht. Es war ein Morgen wie tausende davor. Trotzdem
fühlte er sich irgendwie anders, so belebt. Eike kam ihm lachend entgegen. Leider
hatten sie es beide eillig, so konnten sie sich nur für die Pause verabreden.
Dumpf hallten die Schritte in dem Korridor mit der imitierten Holzverkleidung
wieder. An einem Fenster bleib er wieder stehen. Wie gern hätte er doch einmal
draußen gestanden. Aber der Druck war das 90fache der Erde, die Temperatur
betrug über 600 Kelvin und die Atmosphäre bestand aus Kohlendioxid mit
Schwefel-, Salpeter- und Flußsäuretröpfchen. Selbst im Schlund eines Vulkans
sind die Bedingungen nicht tödlicher. Dabei tragen die Berge und auch sonst
alles so schöne Namen: Aphrodite, Ichtar, usw.
Manchmal, ganz selten, da regnete es Schwefeltröpfchen. Aber meisten ist es
recht klar, nur ist der Himmel halt ein halbes Jahr fast dunkel und wird nur von
den Scheinwerfern der Station erhellt.
Er riß sich los und ging zum Leitstand, arbeiten. Niemand mußte arbeiten, doch
dadurch taten es letztendlich alle gern -- was hätte man hier sonst auch tun
können?
Der Leitstand war eine der wichtigsten Anlagen hier auf der Venus. Denn das
Problem war nicht, woher man die Wärme bekommt. Nein, Kälte war wertvoll. Als
vor hundertfünfzig Jahren das Kernkraftwerk endgültig keinen Strom mehr liefern
konnten, weil wirklich fast alles spaltbare gespalten war, da hatten sie dann
die Umgebung der Station mit Rohren durchzogen, genauso wie den Untergrund. Nun
lauerten sie auf Stellen, wo die Temperatur höher oder niedriger als in der
Umgebung war und gewannen so ihren Strom.
Leider war eine solch geringes Temperaturgefälle schnell wieder ausgeglichen,
und so mußte mit dem Siededruck und Pumpgeschwindigkeit gearbeitet werden. Dies
war eine Aufgabe, die wirklich noch Menschen erforderte.
Da erschallte die Lautsprecheranlage. Doch er wußte schon fast vorher, was
durchgegeben wird. Und auch diesmal hatte er sich nicht getäuscht. «Einen
schöne Tag an alle! Ich will heute noch einmal daran erinnern, daß die letzte
Rakete von der Erde vor in dieser Sekunde zweihundertfünfzig Jahren eintraf. Und
heute erwarten wir die nächste.»
Es war genau die erwartete Durchsage. Er war enttäuscht, aber gleichzeitig
fieberte er dem Ereignis der Ankunft entgegen. Die Rakete kam für ihn aus einer
anderen, wahrscheinlich besseren Welt. Er kannte die Erde und ihre Geschichte.
Wie nach der ökologischen Globalkatastrophe noch ein gigantischer
Raumfahrtunfall die Menscheit um zweihundert Jahre zurückwarf. Das war vor
nunmehr über dreihundert Jahren gewesen. Bis vor zweihundert Jahren hatte sie
noch die Mondstation versorgt. Doch dann waren die Vorräte und Ersatzteile
erschöpft und die Mannschaft flog mit dem letzten Schiff zum Mars.
Er riß sich los und wandte sich wieder dem Leitstand zu. Nach einer dreiviertel
Stunde wurde er abgelöst. Er sandte Eike ein Rufsignal über ihr Diginet. Bald
war sie da, und sie gingen gemeinsam zur Wetterstation. Kurz bevor die Kapsel
die Venus erreichen würde, ist sie in dem wieder aktivierten Satelliten
sichtbar.
Nach zehn Minuten war die Kapsel mit den Teilen von der Erde als winziger Stern
sichtbar. Langsam bewegte er sich über das Sternenmeer. Dann wurde er immer
heller. Plötzlich blitzte kurz etwas auf. «Zu kurz, verdammt!» fluchte der
Satelliteningenieur. Noch immer wurde der Punkt heller. Dann sah man plötzlich,
wie der Punkt sich teilte. «Der Satellit wurde zerrissen.» kommentierte
irgendwer.
Die Kamera schwenkte herum, die größte Annäherung war erreicht. Es waren
kurzzeitig noch mehr Punkte sichtbar. Doch jetzt sah man nur den einen, wie er
langsam im Weltenraum verschwand. Noch war er zu sehen, und jetzt war er weg.
Niemand sagte mehr etwas.
Als er am Abend wieder zu seinem Quartier zurückging, hatte er die traurige
Gewißheit: Dieser Tag war auch nicht besser als alle vorigen. Wie konnte er sich
nur so gefreut haben!
Es war am 16.7.2069, im Meer der Ruhe. Wir alle fieberten dem Startsignal
entgegen, dann ging es auf zum ehrenvollsten, berühmtesten Rennen im
Sonnensystem überhaupt.
Es war ein ganz besonderes Rennen, es jährte sich das 100jährige Jubiläum der
Mondlandung und das 10. Rennen um den Pokal. Der Kurs war einfach, immer der
gleiche, vom Meer der Stille in einen Mondorbit, von dort durch den Lagrangen
Punkt 1weiter in einen Erdorbit und über den Lagrangen Punkt 3
wieder ins Meer der Ruhe. Der Witz dabei war, daß nur chemische und
solarthermische Antriebe verwendet werden durften. Außerdem war ein
Gewichtslimit einzuhalten, gerade soviel, wie die Kombination Apollo-Raumschiff
und Fähre besaß. Als Clou durfte die Leistung der Computer den der Apollokapsel
nicht überschreiten, d.h. wir hatten mehr oder weniger nur eine intelligentere
Logarithmentafel mit Positionssensor an Bord.
Noch waren unsere Sonnenreflektoren eingeklappt, denn für den Start verwendeten
wir bis zur Kreisbahngeschwindigkeit ein chemisches Triebwerk, was uns einen guten
Zeitvorteil gab. Zwei unserer Konkurrenten machten es auch so.
Unser Schiff war ein Oldtimer, äußerlich. Es war damals erst zehn Jahre alt, aber
es war nach alten Plänen aus der Jahrhundertwende gebaut worden. Früher sind
sie mit solchen Schiffen bis zum Mars geflogen, völlig unrentabel und viel zu
klein. Das Triebwerk war leider echt uralt und schon zigmal überholt worden.
Der Start. Marc, unser Skipper ließ unser Triebwerk arbeiten. Von der
ungewohnten Beschleunigung wurde ich in den Sessel gedrückt. Mir war speiübel.
Ich sehnte mich nach dem Mars zurück...
Wenn ich aber an den Menschen in der Originalfähre denke, bin ich froh. Bis zu
11g mußte man in diesen Selbstmorddingern aushalten.
Nach drei Minuten hörte die Beschleunigung auf, 1,5g! (auf dem Mars haben wir
ca. 0,3g) und wir mußten die Refelktoren entfalten. Dazu war die Kajüte zu
verlassen. Draußen zerrten wir die Reflektoren aus der Ruhestellung. Einer hatte
sich wie so oft verklemmt, so daß ich zusammen mit Jean hinausklettern mußte,
um ihn in die endgültige Position zu bekommen. Zum Glück sind wir beide raumfest.
Dann wurden alle vier Reflektoren verspannt. In diesem Zustand erinnerte das
Schiff ein wenig an die ersten Flugzeuge oder mit etwas Phantasie an ein
Segelschiff. Unsere Entfaltung erst im Weltraum vorzunehmen, hatte zwei Vorteile:
Erstens wurde das Triebwerk nicht überlastet.
Zweitens war garantiert kein Staub auf den Refektoren.
Es hat allerdings den Nachteil gehabt, daß unser Triebwerk kalt war und es einige
Minuten dauerte, bis wir ordentlich Schub kriegten.
Die reinen Solarsegler waren noch weit zurück, nur zwei Schiffe die, ähnlich wie
wir, mit chemischen Triebwerken starteten, hatten uns überholt. Und natürlich
die Apollo-Fähre, die außer Konkurrenz flog. Nun begann der Kampf um die beste
Position zur Sonne, man versuchte, den anderen die Reflektoren abzudecken und
gleichzeitig verhindern, überholt zu werden, sonst wurde man selber abgedeckt.
Unser Skipper hatte das Schiff gut in der Hand. Immer den Treibstoffvorrat
abschätzend waren wir mit einigen Stößen des chemischen Triebwerkes bis zum
Lagrangen Punkt zweite, kurfristig sogar erste. Dabei mußte unsere Position zur
Sonne immer optimal sein.
Dies wurde vom Computer erledigt. Unser ausgeklügeltes Programm war abgenommen
worden, selbst die Apolloleute wären sicher stolz auf ein solches Programm
gewesen. Da die Konkurrenz nicht dumm war, hatte sie ähnliche Programme.
Kleine Tricks, wie das Ausstreuen von Staub waren zwar nicht erlaubt, wurden
dennoch von manchen verwendet. Unseres Idealismus wegen sahen wir aber davon ab.
Genau am Lagrangen Punkt streute das führende Schiff eine Staubwolke ab.
Mit unserem Verfolger hatte wir einen Zeugen, so konnten wir Protest anmelden.
Die Antwort der Wettbewerbsleitung war prompt. Auch sie hatte den Staub geortet.
Nun waren wir erste -- allerdings hatten wir jetzt Staub auf dem Reflektoren. So
witzig es klingt, es mußte einer mit einem Feger heraus.
Ich hatte die ehrenvolle Ausgabe und mußte extrem vorsichtig das Gröbste
entfernen. Dann wurden die Reflektoren gedreht und kurz beschleunigt. Damit
konnten wir den Staub entfernen. Inzwischen war unser Verfolger etwas besser
dran und also uns ein wenig voraus. Auch die reinen Solarschiffe hatten
zugelegt. Sie konnten weiter beschleunigen, während wir schon wieder abbremsen
mußten, da unser Triebwerk ziemlich schwach war.
Wir flogen über 12° gegen die Ekliptik ein. Das kostete zwar mehr
Energie, dafür konnten wir Zeit sparen, weil wir nicht ,,Schrottsyncron"
einkreisen mußten, sondern nahezu einen halben Hohmanntransfer mit kleinem
Schnittwinkel nehmen konnten. Letztlich waren wir sechste, ein Superresultat.
Als wir an der Station andockten, gab es für jeden Sauerkirschen. Das sind
kleine dunkle, fast violette Früchte die säuerlich schmecken. Da sie auf
Bäumen wachsen, sind sie auf dem Mars kaum zu bekommen.
Sowieso die Erde! So nah wie heute war ich ihr noch nie. Und obwohl
mich mit der Erde eigentlich wenig verbindet, hatte ich bei ihrem Anblick doch
ein Gefühl von Geborgenheit, vielleicht auch eine Vorstellung vom Paradies.
Die Erde, der einzige Ort, den wir kennen, wo Menschen ohne Technik in ihrer
natürlichen Umwelt überleben könnten...
Viel Zeit zum schauen und feiern blieb uns nicht, da wir einen Tank abdichten
mußten. Die Wasserstoffzuleitung ist undicht geworden, eine alte Macke.
Da die Station langsam rotierte, hatten wir zur Repartur abgedockt, damit das
Werkzeug nicht davonsegelte. Dafür hatte man halt nur das Problem mit der
Schwerelosigkeit.
Nach zwei Stunden Außenbordaktivitäten waren wir völlig fertig, auch Marc half
mit. So dockten wir wieder an und konnten ruhig schlafen, mit oben und unten.
Wenn man konnte! Das Panorama mit ständig wechselnder Perspektive durch die
Drehung ist wunderbar. Besonders gefallen mir, wie so vielen, die Sonnenauf- und
Untergänge, obwohl ich glaube, daß in dieser Kategorie der Mars mithalten
könnte.
Acht Stunden später war aufzustehen. Nach einem kurzeren Lauf einmal durch den
Torus der Station machten wir uns ein herrliches Frühstück, mit Kakao, vielen
Konfitüren wie z.B. Johannisbeergelee, Pflaumenmus, Kirschmarmelade,
Ananasmarmelade und verschiedenen Honigsorten. Es war mein bestes Frühstück,
würde ich sagen. Wir waren fit für alles was denn da käme.
Aufgrund des gestrigen Vorfalls hatte sich unser Handikap leicht verbessert und
wir waren fünfte am Start. Der Skipper hatte jedoch Radartrackings von der
Station studiert und so entfalteten wir viel langsamer als nötig die Reflektoren.
Die kurz nach uns Startenden waren leicht irritiert, folgten uns aber nicht.
Wir aber warteten bis endlich der Computer zündete und uns durch ein Trümmerloch
aus dem Ärgsten herausbrachte. So hatten wir glatt 45 Minuten gespart. Dann kam
der zweite Kniff: ein Flyby an einem alten Raumschiff, mit immer noch heißem
Reaktor. Jetzt hatten wir mächtig Fahrt, aber wir hatten einen großen Umweg gemacht.
Als Folge hatten wir das Feld von hinten aufgerollt, wir mußten aber bald
schon zum Bremsen drehen. Allmählich begann nicht nur ich, mir Sorgen zu machen.
Wir waren zwar mit Abstand die Ersten, aber mit viel zu großen Abstand die
Schnellsten.
Wir machten einen Umlauf um den Mond und gingen immer noch schnell
und mit arbeitenden Reflektoren hinunter. Der Computer hielt eine weichen Landung
nicht für ausgeschlossen, der Fehler betrug jedoch ±75 m/s.
Leider war der Treibstoff kurz vorm Boden zuende...
Um es kurz zu machen: Unsere Aufschlagsgeschwindigkeit betrug 49,7 m/s,
die Bremsbeschleunigung knapp 27g. Das war ziemlich nahe an der Ewigkeit. Das
Ereignis war dafür äußerst spektakulär, wie unser Schiff mit ausgebreiteten
Flügeln und absterbendem Triebwerk sich dem Boden entgegenschieß und ziemlich
genau dort aufschlägt, wo schon Apollo 11 automatisch hinsteuerte und Armstromg
auf Handsteuerung übergehen mußte, die Stelle hatte sich bei uns aber mehr
zufällig ergeben.
Jedenfalls sind Flyby's heute verboten und es steht eine Notbremsrakete für
den Fall der Fälle bereit. Aber eine soo eindruckvolle Landung hatte keiner
mehr geschafft. Man hat die Trümmer übrigens an Ort und Stelle gelassen, als
Kontrast zu den Resten der Apollo-Mission.
Es sollte einer der wärmsten Tage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1975
auf dem Mars werden. Schon eine Stunde nach Sonnenaufgang hatten wir
über 250 K (ca. -20°C). Zum Glück hatte ich frei und gehörte
zu den wenigen, die als erste raus konnten. Zuerst mußte ich mir eine spezielle
Kombination anziehen, eine Art luftdichte Badehose und einen Helm mit der
Sauerstoffversorgung. Dazu kam dann ein staubdichter und UV-abweisender
Kunst"|stoff"|anzug. Also fast nichts, im Vergleich zu den üblichen
Druckanzügen. Eher erinnerte er an einen Mechaniker-Overall.
Als wir nach einer halben Stunde die Druckkammer verließen, hatten wir die
273 K (0°C) schon überschritten, die Sonne stand aber noch immer
relativ flach. Die letzten Reste des vorgestrigen Staubsturm hingen noch
in der Luft, wie ein roter Dunstschleier. Die ,eingeborenen' Techniker
sind total ausgelassen. Ich betrat dagegen zum ersten Mal bewußt die Oberfläche --
sieht man von dem Gang zur Station vom Landeplatz ab.
Noch fröstelte es mich, aber eine halbe Stunde später war mir zum ersten
Mal warm. Mein Sauerstoffvorrat hätte für 16 Stunden gereicht, ich nutzte
ihn reichlich. Zuerst suchte ich mir aber einen Platz von dem aus ich die
Station gut beobachten konnte.
Es war elf, alle die konnten versuchten einen Anzug zu bekommen
um die Station zu verlassen, viele die draußen waren mußte zu ihren Arbeitplätzen
zurückkehren. Es ist richtig heiß geworden, die Gewächshäuser wurden abgedeckt.
Zwölf Uhr, die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Ein Wetterballon wurde
gestartet. Auf meiner Uhr waren es mehr als 300 Kelvin (knapp 30°C), allerdings ist sie
für Erdbedingungen geschaffen.
Ich machte ein paar Bilder. Langsam wird auch der Himmel klarer, die
Staubreste setzen sich. Es war wirklich ein einmalig schöner Tag, kaum Wind,
nicht einmal nachmittags.
Inzwischen waren die die eingeborerenen Techniker wohl endgültig ausgerastet.
Einer wollte es endlich wissen, er hatte ein Glas Wasser mit. Tatsächlich
verdunstete es nur langsam, kochte nicht. Zum Schluß, welche Verschwendung,
kippten sie es auf den Boden. Sofort schäumte er auf, setzte Sauerstoff frei,
wie erwartet.
Aber die Techniker waren wie Kinder. Sie tobten um und durch die Lache, als
wäre sie eine riesige Pfütze nach einem Regenschauer. Eine Pfütze auf dem
Mars! Allerdings auf das natürliche Ereignis müssen wir wohl noch etliche
hundert oder tausend Jahre warten, wenn überhaupt...
«Warum ich hier auf dem Mars bin? Das fragen Sie mich? Wissen Sie denn nicht,
warum Sie hier sind? Ich sehe, Sie wollen eine Antwort. Nun denn.
Ich kam wegen der Werbung mit dem Morgennebel. Lachen Sie nicht, kennen Sie die
Werbung. Nein? Warum lachen Sie dann? Ich meine, es ist schon ein bißchen
lächerlich, Morgennebel ist an fast jedem Platz der guten alten Erde zu bekommen,
man muß nicht einmal eine Atemmaske tragen. Außerdem sitzt bzw. steht man nicht auf
kaltem Sand, hört Vögel singen und nicht das Rauschen der Trägerwelle des
Funkgerätes.
Aber ich bin hier, richtig, nicht zuletzt wegen des Morgennebels. Vielleicht, so
ist meine Hoffnung, ist der Mars eine Welt, die den Morgenebel verdient, trotz
aller Staubstürme und Gewitter. Immerhin ist er eine Welt mit etwas Wetter, ein
paar Wolken, etwas Schnee im Winter, selten Plusgrade im Sommer und Wind in allen
Ausführungen, teilweise so regelmäßig, daß die Wettervorhersage auf dem Mars viel
zuverlässiger als die der Erde ist.
Außerdem hat der Mars so viele Superlative: den größten Menschen zugänglichen
Canyon, den höchsten Vulkan, der einzige Planet, auf dem es Leben gegeben haben
könnte oder vielleicht sogar noch gibt. Der größte Platz, der absolut tödlich für
jeden ungeschützten Menschen ist. Außerdem der abgelegenste Platz menschlicher
Besiedelung, der teuerste Ort der Welt, mit dem schlechtesten Komfort.
Nein, das ist kein Angriff gegen Sie, ich weiß, Sie tun das Nötigste, aber es ist
zu viel zu tun und Fracht von der Erde ist teuer. Aber allein die Herausforderungen
sind es wert, herzukommen. Und zu bleiben, natürlich. Auch ich möchte meine Beitrag
dazu leisten, wenn ich kann. So ein Blödsinn, natürlich kann ich etwas, sonst wäre
ich ja kaum hergekommen. Jedenfalls hätte der Staat nicht meine Reise gezahlt.
Was Suche nach Ästhetik bedeutet? Wissen Sie damit nichts anzufangen, daß
hätte ich nicht erwartet, Sie sind gut gekleidet, Ihr Raum ist nett eingerichtet,
vor den Luken erwartet Sie die Ästhetik des Mars, des größten natürlichen
Kunstwerk, daß Menschen zugänglich ist. Ich bin nicht verschroben, ich werde hier
Künstler für den Notfall sein. Lachen Sie nur, ich werde früher oder später
gebraucht.
Wenn Sie mir nun mein Quartier geben würden. Und seien Sie doch so freundlich,
wenigstens vor den Leuten einen ernsten Anschein zu wahren!»
* * *
«Stell dir vor, heute ist jemand von der Erde gekommen, stürmte mein Büro und
quasselte wie ein Wasserfall. Nannte sich Künstler für den Notfall oder so ähnlich.
Ich habe nur unterm Tisch gelegen, ich sage dir ... Aber wo sie den aufgegriffen haben.»
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In the Year 2525
Das Rennen
Der schönste Tag auf dem Mars
Morgennebel auf dem Mars