Geschichten am Fusionsfeuer von Markus Pristovsek

 
 


,,... Heute abend will ich euch eine Geschichte erzählen; so spannend und fesselnd, so zeitlos, wie sie auch von den letzten Menschen, am letzten Feuer, das Menschen entzünden werden, erzählt wird. ..."

Goethe (sehr frei)


In the Year 2525

Vor den Fenster waren wie immer die grauen Schwaden der tödlichen Venus-Atmosphäre oben zu sehen. Unten war es wie fast immer klar. Seit Wochen hatten sie wieder Dämmerlicht. Es war ein Morgen wie tausende davor. Trotzdem fühlte er sich irgendwie anders, so belebt. Eike kam ihm lachend entgegen. Leider hatten sie es beide eillig, so konnten sie sich nur für die Pause verabreden.

Dumpf hallten die Schritte in dem Korridor mit der imitierten Holzverkleidung wieder. An einem Fenster bleib er wieder stehen. Wie gern hätte er doch einmal draußen gestanden. Aber der Druck war das 90fache der Erde, die Temperatur betrug über 600 Kelvin und die Atmosphäre bestand aus Kohlendioxid mit Schwefel-, Salpeter- und Flußsäuretröpfchen. Selbst im Schlund eines Vulkans sind die Bedingungen nicht tödlicher. Dabei tragen die Berge und auch sonst alles so schöne Namen: Aphrodite, Ichtar, usw.

Manchmal, ganz selten, da regnete es Schwefeltröpfchen. Aber meisten ist es recht klar, nur ist der Himmel halt ein halbes Jahr fast dunkel und wird nur von den Scheinwerfern der Station erhellt.

Er riß sich los und ging zum Leitstand, arbeiten. Niemand mußte arbeiten, doch dadurch taten es letztendlich alle gern -- was hätte man hier sonst auch tun können?

Der Leitstand war eine der wichtigsten Anlagen hier auf der Venus. Denn das Problem war nicht, woher man die Wärme bekommt. Nein, Kälte war wertvoll. Als vor hundertfünfzig Jahren das Kernkraftwerk endgültig keinen Strom mehr liefern konnten, weil wirklich fast alles spaltbare gespalten war, da hatten sie dann die Umgebung der Station mit Rohren durchzogen, genauso wie den Untergrund. Nun lauerten sie auf Stellen, wo die Temperatur höher oder niedriger als in der Umgebung war und gewannen so ihren Strom.

Leider war eine solch geringes Temperaturgefälle schnell wieder ausgeglichen, und so mußte mit dem Siededruck und Pumpgeschwindigkeit gearbeitet werden. Dies war eine Aufgabe, die wirklich noch Menschen erforderte.

Da erschallte die Lautsprecheranlage. Doch er wußte schon fast vorher, was durchgegeben wird. Und auch diesmal hatte er sich nicht getäuscht. «Einen schöne Tag an alle! Ich will heute noch einmal daran erinnern, daß die letzte Rakete von der Erde vor in dieser Sekunde zweihundertfünfzig Jahren eintraf. Und heute erwarten wir die nächste.»

Es war genau die erwartete Durchsage. Er war enttäuscht, aber gleichzeitig fieberte er dem Ereignis der Ankunft entgegen. Die Rakete kam für ihn aus einer anderen, wahrscheinlich besseren Welt. Er kannte die Erde und ihre Geschichte.

Wie nach der ökologischen Globalkatastrophe noch ein gigantischer Raumfahrtunfall die Menscheit um zweihundert Jahre zurückwarf. Das war vor nunmehr über dreihundert Jahren gewesen. Bis vor zweihundert Jahren hatte sie noch die Mondstation versorgt. Doch dann waren die Vorräte und Ersatzteile erschöpft und die Mannschaft flog mit dem letzten Schiff zum Mars.

Er riß sich los und wandte sich wieder dem Leitstand zu. Nach einer dreiviertel Stunde wurde er abgelöst. Er sandte Eike ein Rufsignal über ihr Diginet. Bald war sie da, und sie gingen gemeinsam zur Wetterstation. Kurz bevor die Kapsel die Venus erreichen würde, ist sie in dem wieder aktivierten Satelliten sichtbar.

Nach zehn Minuten war die Kapsel mit den Teilen von der Erde als winziger Stern sichtbar. Langsam bewegte er sich über das Sternenmeer. Dann wurde er immer heller. Plötzlich blitzte kurz etwas auf. «Zu kurz, verdammt!» fluchte der Satelliteningenieur. Noch immer wurde der Punkt heller. Dann sah man plötzlich, wie der Punkt sich teilte. «Der Satellit wurde zerrissen.» kommentierte irgendwer.

Die Kamera schwenkte herum, die größte Annäherung war erreicht. Es waren kurzzeitig noch mehr Punkte sichtbar. Doch jetzt sah man nur den einen, wie er langsam im Weltenraum verschwand. Noch war er zu sehen, und jetzt war er weg. Niemand sagte mehr etwas.

Als er am Abend wieder zu seinem Quartier zurückging, hatte er die traurige Gewißheit: Dieser Tag war auch nicht besser als alle vorigen. Wie konnte er sich nur so gefreut haben!


Das Rennen

Es war am 16.7.2069, im Meer der Ruhe. Wir alle fieberten dem Startsignal entgegen, dann ging es auf zum ehrenvollsten, berühmtesten Rennen im Sonnensystem überhaupt.

Es war ein ganz besonderes Rennen, es jährte sich das 100jährige Jubiläum der Mondlandung und das 10. Rennen um den Pokal. Der Kurs war einfach, immer der gleiche, vom Meer der Stille in einen Mondorbit, von dort durch den Lagrangen Punkt 1weiter in einen Erdorbit und über den Lagrangen Punkt 3 wieder ins Meer der Ruhe. Der Witz dabei war, daß nur chemische und solarthermische Antriebe verwendet werden durften. Außerdem war ein Gewichtslimit einzuhalten, gerade soviel, wie die Kombination Apollo-Raumschiff und Fähre besaß. Als Clou durfte die Leistung der Computer den der Apollokapsel nicht überschreiten, d.h. wir hatten mehr oder weniger nur eine intelligentere Logarithmentafel mit Positionssensor an Bord.

Noch waren unsere Sonnenreflektoren eingeklappt, denn für den Start verwendeten wir bis zur Kreisbahngeschwindigkeit ein chemisches Triebwerk, was uns einen guten Zeitvorteil gab. Zwei unserer Konkurrenten machten es auch so.

Unser Schiff war ein Oldtimer, äußerlich. Es war damals erst zehn Jahre alt, aber es war nach alten Plänen aus der Jahrhundertwende gebaut worden. Früher sind sie mit solchen Schiffen bis zum Mars geflogen, völlig unrentabel und viel zu klein. Das Triebwerk war leider echt uralt und schon zigmal überholt worden.

Der Start. Marc, unser Skipper ließ unser Triebwerk arbeiten. Von der ungewohnten Beschleunigung wurde ich in den Sessel gedrückt. Mir war speiübel. Ich sehnte mich nach dem Mars zurück...

Wenn ich aber an den Menschen in der Originalfähre denke, bin ich froh. Bis zu 11g mußte man in diesen Selbstmorddingern aushalten.

Nach drei Minuten hörte die Beschleunigung auf, 1,5g! (auf dem Mars haben wir ca. 0,3g) und wir mußten die Refelktoren entfalten. Dazu war die Kajüte zu verlassen. Draußen zerrten wir die Reflektoren aus der Ruhestellung. Einer hatte sich wie so oft verklemmt, so daß ich zusammen mit Jean hinausklettern mußte, um ihn in die endgültige Position zu bekommen. Zum Glück sind wir beide raumfest.

Dann wurden alle vier Reflektoren verspannt. In diesem Zustand erinnerte das Schiff ein wenig an die ersten Flugzeuge oder mit etwas Phantasie an ein Segelschiff. Unsere Entfaltung erst im Weltraum vorzunehmen, hatte zwei Vorteile:

Erstens wurde das Triebwerk nicht überlastet.

Zweitens war garantiert kein Staub auf den Refektoren.

Es hat allerdings den Nachteil gehabt, daß unser Triebwerk kalt war und es einige Minuten dauerte, bis wir ordentlich Schub kriegten.

Die reinen Solarsegler waren noch weit zurück, nur zwei Schiffe die, ähnlich wie wir, mit chemischen Triebwerken starteten, hatten uns überholt. Und natürlich die Apollo-Fähre, die außer Konkurrenz flog. Nun begann der Kampf um die beste Position zur Sonne, man versuchte, den anderen die Reflektoren abzudecken und gleichzeitig verhindern, überholt zu werden, sonst wurde man selber abgedeckt.

Unser Skipper hatte das Schiff gut in der Hand. Immer den Treibstoffvorrat abschätzend waren wir mit einigen Stößen des chemischen Triebwerkes bis zum Lagrangen Punkt zweite, kurfristig sogar erste. Dabei mußte unsere Position zur Sonne immer optimal sein.

Dies wurde vom Computer erledigt. Unser ausgeklügeltes Programm war abgenommen worden, selbst die Apolloleute wären sicher stolz auf ein solches Programm gewesen. Da die Konkurrenz nicht dumm war, hatte sie ähnliche Programme.

Kleine Tricks, wie das Ausstreuen von Staub waren zwar nicht erlaubt, wurden dennoch von manchen verwendet. Unseres Idealismus wegen sahen wir aber davon ab. Genau am Lagrangen Punkt streute das führende Schiff eine Staubwolke ab.

Mit unserem Verfolger hatte wir einen Zeugen, so konnten wir Protest anmelden. Die Antwort der Wettbewerbsleitung war prompt. Auch sie hatte den Staub geortet. Nun waren wir erste -- allerdings hatten wir jetzt Staub auf dem Reflektoren. So witzig es klingt, es mußte einer mit einem Feger heraus.

Ich hatte die ehrenvolle Ausgabe und mußte extrem vorsichtig das Gröbste entfernen. Dann wurden die Reflektoren gedreht und kurz beschleunigt. Damit konnten wir den Staub entfernen. Inzwischen war unser Verfolger etwas besser dran und also uns ein wenig voraus. Auch die reinen Solarschiffe hatten zugelegt. Sie konnten weiter beschleunigen, während wir schon wieder abbremsen mußten, da unser Triebwerk ziemlich schwach war.

Wir flogen über 12° gegen die Ekliptik ein. Das kostete zwar mehr Energie, dafür konnten wir Zeit sparen, weil wir nicht ,,Schrottsyncron" einkreisen mußten, sondern nahezu einen halben Hohmanntransfer mit kleinem Schnittwinkel nehmen konnten. Letztlich waren wir sechste, ein Superresultat. Als wir an der Station andockten, gab es für jeden Sauerkirschen. Das sind kleine dunkle, fast violette Früchte die säuerlich schmecken. Da sie auf Bäumen wachsen, sind sie auf dem Mars kaum zu bekommen.

Sowieso die Erde! So nah wie heute war ich ihr noch nie. Und obwohl mich mit der Erde eigentlich wenig verbindet, hatte ich bei ihrem Anblick doch ein Gefühl von Geborgenheit, vielleicht auch eine Vorstellung vom Paradies. Die Erde, der einzige Ort, den wir kennen, wo Menschen ohne Technik in ihrer natürlichen Umwelt überleben könnten...

Viel Zeit zum schauen und feiern blieb uns nicht, da wir einen Tank abdichten mußten. Die Wasserstoffzuleitung ist undicht geworden, eine alte Macke.

Da die Station langsam rotierte, hatten wir zur Repartur abgedockt, damit das Werkzeug nicht davonsegelte. Dafür hatte man halt nur das Problem mit der Schwerelosigkeit.

Nach zwei Stunden Außenbordaktivitäten waren wir völlig fertig, auch Marc half mit. So dockten wir wieder an und konnten ruhig schlafen, mit oben und unten.

Wenn man konnte! Das Panorama mit ständig wechselnder Perspektive durch die Drehung ist wunderbar. Besonders gefallen mir, wie so vielen, die Sonnenauf- und Untergänge, obwohl ich glaube, daß in dieser Kategorie der Mars mithalten könnte.

Acht Stunden später war aufzustehen. Nach einem kurzeren Lauf einmal durch den Torus der Station machten wir uns ein herrliches Frühstück, mit Kakao, vielen Konfitüren wie z.B. Johannisbeergelee, Pflaumenmus, Kirschmarmelade, Ananasmarmelade und verschiedenen Honigsorten. Es war mein bestes Frühstück, würde ich sagen. Wir waren fit für alles was denn da käme.

Aufgrund des gestrigen Vorfalls hatte sich unser Handikap leicht verbessert und wir waren fünfte am Start. Der Skipper hatte jedoch Radartrackings von der Station studiert und so entfalteten wir viel langsamer als nötig die Reflektoren. Die kurz nach uns Startenden waren leicht irritiert, folgten uns aber nicht.

Wir aber warteten bis endlich der Computer zündete und uns durch ein Trümmerloch aus dem Ärgsten herausbrachte. So hatten wir glatt 45 Minuten gespart. Dann kam der zweite Kniff: ein Flyby an einem alten Raumschiff, mit immer noch heißem Reaktor. Jetzt hatten wir mächtig Fahrt, aber wir hatten einen großen Umweg gemacht.

Als Folge hatten wir das Feld von hinten aufgerollt, wir mußten aber bald schon zum Bremsen drehen. Allmählich begann nicht nur ich, mir Sorgen zu machen. Wir waren zwar mit Abstand die Ersten, aber mit viel zu großen Abstand die Schnellsten.

Wir machten einen Umlauf um den Mond und gingen immer noch schnell und mit arbeitenden Reflektoren hinunter. Der Computer hielt eine weichen Landung nicht für ausgeschlossen, der Fehler betrug jedoch ±75 m/s. Leider war der Treibstoff kurz vorm Boden zuende...

Um es kurz zu machen: Unsere Aufschlagsgeschwindigkeit betrug 49,7 m/s, die Bremsbeschleunigung knapp 27g. Das war ziemlich nahe an der Ewigkeit. Das Ereignis war dafür äußerst spektakulär, wie unser Schiff mit ausgebreiteten Flügeln und absterbendem Triebwerk sich dem Boden entgegenschieß und ziemlich genau dort aufschlägt, wo schon Apollo 11 automatisch hinsteuerte und Armstromg auf Handsteuerung übergehen mußte, die Stelle hatte sich bei uns aber mehr zufällig ergeben.

Jedenfalls sind Flyby's heute verboten und es steht eine Notbremsrakete für den Fall der Fälle bereit. Aber eine soo eindruckvolle Landung hatte keiner mehr geschafft. Man hat die Trümmer übrigens an Ort und Stelle gelassen, als Kontrast zu den Resten der Apollo-Mission.


Der schönste Tag auf dem Mars

Es sollte einer der wärmsten Tage seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1975 auf dem Mars werden. Schon eine Stunde nach Sonnenaufgang hatten wir über 250 K (ca. -20°C). Zum Glück hatte ich frei und gehörte zu den wenigen, die als erste raus konnten. Zuerst mußte ich mir eine spezielle Kombination anziehen, eine Art luftdichte Badehose und einen Helm mit der Sauerstoffversorgung. Dazu kam dann ein staubdichter und UV-abweisender Kunst"|stoff"|anzug. Also fast nichts, im Vergleich zu den üblichen Druckanzügen. Eher erinnerte er an einen Mechaniker-Overall.

Als wir nach einer halben Stunde die Druckkammer verließen, hatten wir die 273 K (0°C) schon überschritten, die Sonne stand aber noch immer relativ flach. Die letzten Reste des vorgestrigen Staubsturm hingen noch in der Luft, wie ein roter Dunstschleier. Die ,eingeborenen' Techniker sind total ausgelassen. Ich betrat dagegen zum ersten Mal bewußt die Oberfläche -- sieht man von dem Gang zur Station vom Landeplatz ab.

Noch fröstelte es mich, aber eine halbe Stunde später war mir zum ersten Mal warm. Mein Sauerstoffvorrat hätte für 16 Stunden gereicht, ich nutzte ihn reichlich. Zuerst suchte ich mir aber einen Platz von dem aus ich die Station gut beobachten konnte.

Es war elf, alle die konnten versuchten einen Anzug zu bekommen um die Station zu verlassen, viele die draußen waren mußte zu ihren Arbeitplätzen zurückkehren. Es ist richtig heiß geworden, die Gewächshäuser wurden abgedeckt.

Zwölf Uhr, die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht. Ein Wetterballon wurde gestartet. Auf meiner Uhr waren es mehr als 300 Kelvin (knapp 30°C), allerdings ist sie für Erdbedingungen geschaffen.

Ich machte ein paar Bilder. Langsam wird auch der Himmel klarer, die Staubreste setzen sich. Es war wirklich ein einmalig schöner Tag, kaum Wind, nicht einmal nachmittags.

Inzwischen waren die die eingeborerenen Techniker wohl endgültig ausgerastet. Einer wollte es endlich wissen, er hatte ein Glas Wasser mit. Tatsächlich verdunstete es nur langsam, kochte nicht. Zum Schluß, welche Verschwendung, kippten sie es auf den Boden. Sofort schäumte er auf, setzte Sauerstoff frei, wie erwartet.

Aber die Techniker waren wie Kinder. Sie tobten um und durch die Lache, als wäre sie eine riesige Pfütze nach einem Regenschauer. Eine Pfütze auf dem Mars! Allerdings auf das natürliche Ereignis müssen wir wohl noch etliche hundert oder tausend Jahre warten, wenn überhaupt...


Morgennebel auf dem Mars

«Warum ich hier auf dem Mars bin? Das fragen Sie mich? Wissen Sie denn nicht, warum Sie hier sind? Ich sehe, Sie wollen eine Antwort. Nun denn.

Ich kam wegen der Werbung mit dem Morgennebel. Lachen Sie nicht, kennen Sie die Werbung. Nein? Warum lachen Sie dann? Ich meine, es ist schon ein bißchen lächerlich, Morgennebel ist an fast jedem Platz der guten alten Erde zu bekommen, man muß nicht einmal eine Atemmaske tragen. Außerdem sitzt bzw. steht man nicht auf kaltem Sand, hört Vögel singen und nicht das Rauschen der Trägerwelle des Funkgerätes.

Aber ich bin hier, richtig, nicht zuletzt wegen des Morgennebels. Vielleicht, so ist meine Hoffnung, ist der Mars eine Welt, die den Morgenebel verdient, trotz aller Staubstürme und Gewitter. Immerhin ist er eine Welt mit etwas Wetter, ein paar Wolken, etwas Schnee im Winter, selten Plusgrade im Sommer und Wind in allen Ausführungen, teilweise so regelmäßig, daß die Wettervorhersage auf dem Mars viel zuverlässiger als die der Erde ist.

Außerdem hat der Mars so viele Superlative: den größten Menschen zugänglichen Canyon, den höchsten Vulkan, der einzige Planet, auf dem es Leben gegeben haben könnte oder vielleicht sogar noch gibt. Der größte Platz, der absolut tödlich für jeden ungeschützten Menschen ist. Außerdem der abgelegenste Platz menschlicher Besiedelung, der teuerste Ort der Welt, mit dem schlechtesten Komfort.

Nein, das ist kein Angriff gegen Sie, ich weiß, Sie tun das Nötigste, aber es ist zu viel zu tun und Fracht von der Erde ist teuer. Aber allein die Herausforderungen sind es wert, herzukommen. Und zu bleiben, natürlich. Auch ich möchte meine Beitrag dazu leisten, wenn ich kann. So ein Blödsinn, natürlich kann ich etwas, sonst wäre ich ja kaum hergekommen. Jedenfalls hätte der Staat nicht meine Reise gezahlt.

Was Suche nach Ästhetik bedeutet? Wissen Sie damit nichts anzufangen, daß hätte ich nicht erwartet, Sie sind gut gekleidet, Ihr Raum ist nett eingerichtet, vor den Luken erwartet Sie die Ästhetik des Mars, des größten natürlichen Kunstwerk, daß Menschen zugänglich ist. Ich bin nicht verschroben, ich werde hier Künstler für den Notfall sein. Lachen Sie nur, ich werde früher oder später gebraucht.

Wenn Sie mir nun mein Quartier geben würden. Und seien Sie doch so freundlich, wenigstens vor den Leuten einen ernsten Anschein zu wahren!»

* * *

«Stell dir vor, heute ist jemand von der Erde gekommen, stürmte mein Büro und quasselte wie ein Wasserfall. Nannte sich Künstler für den Notfall oder so ähnlich. Ich habe nur unterm Tisch gelegen, ich sage dir ... Aber wo sie den aufgegriffen haben.»


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