Sturm von Markus Pristovsek


Die Brecher schlugen brutal über das Schiff. Die See war hellgrau vor Gischt, die Grenze zwischen Horizont und Meer war nicht mehr zu erkennen. Er hatte sich festgebunden, und schwach hielt er in seinen tauben Händen hielt das Steuer fest. In der Kajüte stöhnte Herbert: Er war verletzt worden, als das Vorsegel einmal kurz back stand. Zum Glück war er nicht über Bord gegangen.

Hinter ihm knatterte der Motor, um Strom für die Pumpe zu liefern. Doch es war zuviel Seewasser in der Elektrik und die Pumpe lief zu langsam. Unerbittlich stieg der Wasserspiegel im Inneren. Alle fünf Minuten langte er nach der Handpumpe. Und auch er war am Ende.

Wieder schreckte er aus einen Minutenschlaf hervor, als die Pinne ihn brutal schlug, doch er bemerkte es kaum. Wie in Trance langte er nach dem Pumpenschwengel und tat seine Schläge.

Der Motor stand! Er schreckte wieder aus einem kurzen Schlummer. Er versuchte, ihn wieder anzureißen. Gottseidank sprang er wieder an. Er pumpte wieder. Herbert würgte drinnen, obwohl er längst nichts mehr im Magen hatte. Er war schrecklich blass. Die Kopfbinde war rot von Blut.

Ein harter Brecher ließ Herbert stöhnen. Leider konnte er nicht für ihn tun. Er wusste nicht einmal mehr, wo sie ungefähr sein könnten, da vor zwei Stunden die Kompassrose von der Nadel gesprungen war und bei dem Geschaukel er sie nicht neu einsetzen konnte.

Da sah er ein Licht durch die Dunkelheit dringen. Es war ein Leuchtfeuer, freundlicherweise in Lee. Er suchte es auf der Karte. Blinkfeuer, 15 Sekunden, das könnte es sein. Aber soweit südlich konnte er bei dem Sturm unmöglich gekommen sein. Oder doch? Er starrte in die Dunkelheit. Doch, da war noch ein zweites Licht, sehr schwach, oft von Gischt verdeckt.

Schnell machte er eine ungenaue Kreuzpeilung. Dann sah er wieder auf die Karte: Unmöglich, so weit konnte er die Feuer beim besten Willen nicht sehen.

Während der nächsten halben Stunde peilte er ständig die beiden Feuer. Es mussten tatsächlich Ruudin und Hälmö I sein, auch wenn er diese gar nicht sehen durfte.

Sein Müdigkeit war wie weggeblasen. Jetzt waren sie einem Hafen nahe, in einer Stunde oder zwei konnten sie da sein. Er fiel ab, auch wenn sie jetzt noch mehr Wasser übernahmen; eine Stunde oder zwei würde es der Motor noch schaffen.

Es war eine lange Stunde. Dann sah er die erste Tonne der Ansteuerung. Kaum hatte er diese passiert, als die Feuer wieder schwächer wurden. Aber jetzt konnte kaum mehr etwas schiefgehen.

 

Als das Boot die letze Tonne vor den Molen erreichte, da war Gesta 417 schon mehr als satt von der ganzen Hoffnung, die das Wesen in der Nussschale ausgesandt hatte. Er schaltete die Außenscheinwerfer ab und stieg wieder in einen Orbit.


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