Die Grähli von Markus Pristovsek


Sie kamen elf Tage vor Djerba heraus. Eine beachtliche Leistung für einen manuellen Sprung. Unter normalen Bedingungen wäre es mehr als peinlich gewesen, doch Kira war stolz. Endlich hatte sie etwas ganz allein geschafft, von dem sie erzählen konnte.

Nachdem sie den Raumanzug losgeworden war, sah sie nach Marik. Er schlief immer noch, doch die Wunde war schon verschorft. Die Kette, an der der SI-OP gehangen hatte, lag locker um seinen Hals. Sanft zog sie das Betäubungspflaster ab.

Dann ging sie zur Zentaurin. Auch sie schlief noch, mehr noch sie schnarchte, dass der Boden der Kabine fühlbar vibrierte. Drei weitere Pflaster landeten im Müllschlucker. Danach puhlte sie ihr eigenes vorsichtig aus dem rechten Ohr und machte sich an die monotone Aufgabe, den Anzug zu putzen. Rike kochte inzwischen etwas für sie.

Als Marik stöhnte, war sie sofort bei ihm. Ganz vorsichtig richtete sie ihn auf und flößte ihm heiße Suppe ein. Sehr langsam kehrte er zurück in die Realität.

Natürlich wollte er sofort wissen, was passiert war. Erst stockend und dann, nachdem sie selber ihre Gedanken geordnet hatte, immer flüssiger erzählte Kira von dem Sprung durch den Kreuzer und dem manuellen Sprung.

Er lächelte: «Meine Kira, ich wusste es schon immer.» Dann dämmerte er wieder weg.

Sie griff Mariks Hand und fühlte den Puls. Er war viel ruhiger und deutlicher als vor dem Sprung. Das war ein gutes Zeichen. Sie ließ ihn schlafen.

Dann wendete sich Kira Katiree, der Zentaurin, zu. Ganz langsam erholte diese sich von der Betäubung. Als sie das erste Mal die Augen öffnete, erbrach sie sich sofort. Die Zentaurin nahm Kira erst wahr, als sie mit dem Putzlappen das Erbrochene wegwischte.

«Ich wollte nicht», stammelte sie schwach.

«Schon gut», murmelte Kira.

Die Zentaurin schluckte gerade heftig, es war ihr deutlich anzusehen, wie sie mit ihrem Magen rang. Doch sie konnte den erneuten Brechreiz unterdrücken. «Ist es immer so schlimm?»

«Du bist noch nie gesprungen?», platzte Kira erstaunt heraus und bereute es sofort wieder.

«Die meisten Leute sind noch nie gesprungen.» Sie schüttelte sich. «Doch ich bin irgendwann hierher geschafft worden. Vielleicht weißt du nicht, dass Zentauren keine natürliche Lebensform sind und deshalb in manchen Gegenden als Sklaven verkauft werden. Aber ich weiß nicht einmal, ob ich immer Zentaur war. Jedenfalls bin ich Stationssklave gewesen und deshalb nie mehr gesprungen.» Die Zentaurin redete, um sich abzulenken. «Seit 22 Jahren bin ich auf Xyibeval gewesen, ich kenne, nein, ich kannte jeden Winkel dieser verfluchten Station. Und als dann die Jatesier kamen, da konnte ich sie nicht einfach mit den anderen im Stich lassen. Verdammt, wenn ihr nicht gewesen wärt, hätte ich die Jatesier mit Hufen und Messer angegriffen. Was ist das?»

Kira hatte ihr einen Becher in die Hand gedrückt. «Du musst nach einem Sprung unbedingt essen. Dein Körper hat fünf Tage fasten müssen», sagte sie sanft.

«Vielleicht sollte ich mich vorher duschen.» Sie versuchte aufzustehen, doch selbst bei der niedrigen Beschleunigung von 0,2 brach sie fast zusammen.

Kira nickte nur und stüzte die Zentaurin auf dem kurzen Weg zur Dusche.

 
Sie dockten an der Station an. Sie waren so ziemlich die einzigen, die hierher kamen, die Zahl der Schiffe, die in den letzten zehn Tagen das Djerba-System verlassen hatten, war mehr als achtmal größer als die Zahl der anfliegenden Schiffe. Und so hingen sie nach kurzer Zeit an einem komfortablen Zweischleusenplatz.

Sie stand an der Schleuse und sah Marik und Katiree, der Zentaurin, nach. Er brachte sie zur Vertretung von Fallerian. Selbst hier draußen gab es eine Vertretung von Fallerian, aber natürlich keine Katzenvertretung. Keine von Samul würde sich hierher verirren, auch kaum eine andere vernünftige Katze würde so weit nach draußen fliegen. Es konnte ihnen nur recht sein.

Während Marik mit den Fallerianer um eine Identität für Katiree rang, wie er es schon einmal für die Zentaurin Ntansa getan hatte, ließ sich Kira durch die Gänge der Station treiben, bis sie schließlich in einer Kneipe endete. Dort saß tatsächlich eine Katze an einem Tisch, eine alte, große, graue Katze. Kira setzte sich dazu. Die Alte musterte sie kurz und sah sie fragend an.

«Hallo. Ich bin Kira, mein Schiff ist Rike.»

«Von Samul, oder?», sagte die Alte mürrisch. «Keiner sonst würde einer so jungen Katze ein Schiff geben.»

«Hey, ich bin unabhängig, zusammen mit meinem Partner. Samul hat mich auf die schwarze Liste gesetzt.»

Die Alte wurde gleich freundlicher. «Das hat nix zu sagen, da stehe ich drauf, seit ich springe. Bist du eine Vollkatze?» Als Kira die Zähne fletschte, nahm sie sich schnell zurück: «Tut mir Leid, du hast so menschlich gewirkt. Und so weit draußen ... »

«Ich bin wirklich Kira von Samul», murmelte Kira leise. Dann lauter, mit festerer Stimme: «Bist du schon lange hier?»

«Seit drüben Xyibeval die Jatesier sind, steigen hier die Frachtpreise raketenhaft. Ich werde noch drei Tage warten, und dann habe ich genug Gewinn für ein halbes Jahr gemacht. Und was willst du hier?» Sie prostete Kira zu.

«Wir hatten Teile für Xyibeval. Sind dann mit Müh und Not dem Kreuzer entkommen und haben uns hierher geschleppt.»

Die Alte setzte den Becher ab, dass es schwappte. « Die Kira bist du.» Sie mustere sie erneut von oben bis unten. «Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, alle Achtung.»

Kira war es peinlich, sie betrachtete ihre Schwanzspitze. «Ich weiß ja nicht, was man dir erzählt ha-»

Doch die Alte unterbrach sie: «Ich habe nur eine unglaubwürdige Geschichte von einer Zentaurin gehört; und natürlich gibt es den Bericht eines Schiffes der Überlebende aus Xyiberi getroffen hatte. Bitte erzähl alles.»

Kira war es noch peinlicher. Sie erzählte vom Andocken, Ausladen, und wie die Zentaurin wieder an Bord kam. Jerka und die Evakuierung ließ sie weg. «Sie sagte, sie wäre die Letzte, und sie hätte die Station auf stille Selbstzerstörung programmiert. Wir haben dann sofort abgedockt, haben aber erst mal keine Triebwerke gezündet, weil wir fast genau in der Flugbahn des Kreuzers lagen. Der Kommunikationslaser der Station hat dann für einen Moment den Kreuzer geblendet, und wir sind dann durch ihn hindurch gesprungen. Kurz danach explodierte dann die Station mit einer Raumverzerrung 4,6. Den Kreuzer hatte es in sechs Teile zerrissen, und unsere Spulenwand war bis auf eine Spule kaputt, da musste ich dann manuell zünden, das hat mir mal Marik gezeigt. Naja, wir so sind wir dann bis elf Tage vor Djerba gekommen.»

«Nettes Manöver mit dem Kreuzer. Und ihr habt Glück gehabt, dass der die Explosion nicht überstanden hat. Dazu ein manueller Sprung -- sehr eindrucksvoll. Wie geht sowas eigentlich, ich habe zu oft davon gehört, als dass es eine Erfindung sein sollte.»

Kira winkte ab. «Ach, da ist nicht viel dabei. Du baust aus einer Spule den Vorverstärker aus, das sind bei IIT oder JRG die Teile in der oberen Baugruppe. Dann regelst du mit einem Poti eine halbwegs vernünftige Rückkopplung ein. Die Heizstromkreise für die Avalanche-Filamente leitest du über den Auslöseschalter, die Heizstrombegrenzung musst du natürlich vorher ermitteln. Du lässt die KI die gewöhnliche Startsequenz laufen. Bei +0003 legst du den Schalter für die Heizung um. Die KI muss dann aber den Spulenstrom durch Ändern der Bogenspannung konstant halten. Ist recht knifflig, wegen der nichtlinearen Kennlinie. Das Ende kommt meist, wenn einen Moment zuviel Spannung gegeben wird und die Spule verdampft. Ich habe noch nie gehört, das eine Spule eine solche Tortur überlebt hätte.»

Die Augen der Alten wurden immer größer. «Das hast du alles selbst gemacht? Und wie willst du +0003 vor dem Sprung noch wach sein?»

«Na es sind Pflaster auf der Innenseite des Raumanzuges. Wenn man im 4D ist, zieht man die Muskeln zusammen, die den Kopf nach rechts rucken lassen, und schon dämmert man weg.»

Die Alte schüttelte sich. «Grrr, Kira, das hast du gemacht? Grauenvoll. Hätte ich dir wirklich nicht zugetraut. Aber noch mehr interessiert mich, wie ihr die 200000 von der Station evakuiert habt.»

«Er waren nur 21713, und wir», platzte Kira heraus und biss sich dann auf die Zunge. Leise flüsterte sie dann der Alten zu: «Verdammt, es war Schweigen vereinbart. Aber ich kann dir versichern, dass weder ich noch Marik ein Dimensionstor öffnen können. Scheiße, du glaubst bestimmt nicht an Sprungreiter?»

«Ich habe auch nicht an manuelle Zündung und auch nicht an Dimensionstore geglaubt, also was soll's?»

«Du erzählst nichts davon weiter?»

«Wenn du nicht willst ... Aber dir ist sicher klar, dass es bald jeder sonst tut.»

«Nichts davon erzähl, bitte. Oder denk dir andere Namen aus. Erst wenn wir weit, weit weg sind, kannst du die Wahrheit erzählen. Also, eine Sprungreiterin hat das Tor geöffnet. Dazu hat sie einen Fokus gebraucht, das war mein Partner Marik, eben weil er noch ein Schiff hatte, denn der Fokus kann nicht durch das Tor, oder so. Er hat davon schwere Verbrennungen bekommen. Aber ich flehe dich an, erzähle nichts, was uns verraten würde, denn sonst wäre uns bestimmt bald ein Haufen Leute auf den Fersen, die wissen möchten, wie man Tore errichtet. Und diese verdammte Aktion hat uns keinen Credit gebracht.»

«Deine letzte Bemerkung hat mich als Katze endgültig von der Wahrheit überzeugt. Ich werde schweigen. Aber es wird kaum einen Unterschied machen, früher oder später wird es eh jeder wissen. Und wer glaubt schon dem Raumfahrerlatein einer Katze, du kennst das ja.»

«Jeder glaubt einer Katze beim ersten Mal. Es sind die Augen», sagte Kira ruhig. «Und du bist eine Katze.» Dann lachten sie beide.

«Nenn mich Tirksa.» Sie prosteten sich zu. «Trinken wir.»

Und Kira war natürlich Katze genug: «Trinken wir auf das Geschäft! Was hast du denn eigentlich als Ladung in Aussicht?»

Sie lachten beide.

 
Marik streifte durch die Sektionen der Unabhängigen. Auf der Suche nach Ersatzteilen und nach einer Ladung. Die letzte Ladung war immerhin zur Hälfte im Vorhinaus bezahlt worden; sonst wären sie jetzt völlig pleite gewesen. Verdammt, da hatten sie nun 21713 Leute gerettet, und zum Dank hatten sie gerade genug, um die Stationsgebühren für eine Woche zu bezahlen.

Ersatzteile für eine Spulenwand für diesen alten Katzenfrachter Rike waren einfach nicht aufzutreiben. Der einzige halbwegs geeignete Ersatz waren drei einzelne Haltungen. Verdammt, vor nicht einmal drei Tagen war ihr Laderaum voll mit geeigneten Ersatzteilen gewesen. Immerhin hatten sie von Tirksa ihr altes Schwerschweißgerät. Also arbeitete er seit 9500 im Spulenraum an der neuen Haltung.

Endlich saß die letzte Naht, die letzte Klemme. Kupfer und Neusilber verschweißt, wenn das gut ging ... Rike war dennoch zufrieden, warum sollte er es nicht sein. Müde robbte Marik durch die Tunnel und verfluchte zum wiederholten Male die Schwerkraft durch die Rotation der Station. Im All unter Schwerelosigkeit waren die Wartungschächte eng und winklig; mit Schwerkraft musste er sich an Windungen hochhangeln und durch schräge Tunnel robben. Fast 0020 brauchte er.

Als die Schleuse hinter ihm lag, blieb er erst einmal am Boden liegen, bis er nicht mehr japste. Dann erst zog er sich den Anzug aus. Verdammt, stank das Teil. Drei Schichten ohne zu putzen hatten ihre Spuren hinterlassen. Müde warf er sich neben Kira auf die Matratze und träumte von losen Kabeln, die morgen noch an die Kontakte angeschlossen werden mussten.

 
Die Station war schon seit einem Tag hinter ihnen. Ihr Laderaum war voll mit einer Ladung aus Prototypen für Tilosus, die schon halb bezahlt waren. Bei den Frachtpreisen, die auf Djerba gerade üblich waren, war das so gut wie drei voll bezahlte Flüge.

Sie waren am inneren Rand des Sprungbereiches, als Marik plötzlich aufschrie. Sekunden später wurden die Fensterstreben vom bläulichen Licht der Tscherenkovstrahlung beleuchtete, mit der die Natur gegen den Übergang aus 4D in 3D protestierte.

«Rike, Notruffrequenz. An KI des anfliegenden Schiffes. Ihr seid wohl nicht ganz dicht. Verstoß gegen § 7. Das kostet euch mindestens 1000 Credits. Ende. Bastarde», fügte sie hinzu. Dann sah sie erst Marik, wie er sich die Hände auf die Brust drückte.

«Lass nur, die haben vielleicht gar keine KI. Die hatten ja nicht einmal redundante Spulen, so ungleichmäßig, wie das Feld zusammenbrach», presste er hervor. Erst als Kira ihn groß ansah, da begriff er. «Dieser verdammt SI-OP. Sie hat ihn nicht etwa zu sich genommen. Nein, das Scheißteil steckt noch in mir!»

Kira blies sanft auf sein Brustbein und kraulte ihn am Ohr. «Du kannst es nicht ändern. Wollen wir uns noch etwas ablenken? Rike, wo stehen wir?»

«Kira, noch 2816.»

Marik lächelte. Das reichte völlig.

 
Marik war abrupt wach. Der SI-OP in seiner Brust kribbelte. Doch sie waren in 3D. «Rike, Status.»

«Marik, wir befinden uns mit 192 % Sprungleistung auf halben Weg nach Tilosus.»

Marik überlegte einen Moment, ob er etwas überhört hatte. Dann schüttelte er sich: «Verdammt, Rike, was ist passiert? Warum sind wir hier im nirgendwo herausgesprungen?»

«Marik, ich habe ein SOS empfangen.»

Jetzt war er völlig baff. Er setzt sich senkrecht in die Liege. «Rike, du hast was???»

Neben ihm brummte Kira einmal vernehmlich. Gut, dann wachte sie ja auch langsam auf.

«Marik, ich habe auf Kanal 16 ein reguläres SOS empfangen. Nach § 19.2 sofort aus dem 4D gefallen», wiederholte Rike indessen gehorsam.

«Rike, du blöde KI, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Bericht, welches Schiff, welche Position.»

«Marik, Schiff unbekannt, Gewicht mehr als 3 Millionen Tonnen, hängt im 4D unmittelbar neben uns.»

Marik saß einfach mit offenem Mund da. Mehr zu sich selbst sagte er: «Man kann doch keine Funkwellen im 4D empfangen, nach zwei Kilometern sind die weggedämpft.» Er schüttelte wieder den Kopf.

«Hnn, was ist?», fragte Kira und gähnte kiefernzerreißend.

Marik schüttelte immer noch den Kopf. «Rike hat in 4D ein SOS aufgefangen.»

Sie erstarrte und war nach einer Sekunde ebenso hellwach. «Rike, ein echtes Funk-SOS in 4D?»

«Marik, Kira, ich habe ein Funk-SOS im 4D empfangen.»

Kira sah Marik jetzt genauso fassungslos an, wie er vorher sie: «Aber, äh, Rike, warum, wie hast du das Schiff entdeckt?»

«Kira, Rike lässt immer die Nahortung mitlaufen. Schiff geortet, dann SOS empfangen. Keine Antwort, automatisches SOS, manuell. Suche noch Schiff mit zirka 3 Millionen Tonnen und nicht-redundanten Spulen.»

«Nichtredundante Spulen sind doch für Schiffe dieser Größenordnung seit dem Unglück der Grähli ... » Marik sprach immer langsamer und in seinem Gesicht zeichnete sich großes Erstaunen ab.

Kira sah in fragend an: «Was ist? Was ist die Grähli

Marik schüttelte den Kopf. «Du bist immer eine brave Katze gewesen, hast nie in den Spelunken herumgehangen, nie den Raumfahrergeschichten zugehört? Die Grähli war ein Passagierschiff, ein Luxusschiff, das erste Schiff über einer Million Tonnen, das die Menschen je gebaut hatten. Mehr als hundert Jahre hat es Dienst getan. Die letzte Reise sollte aus der Ekliptik hinaus gehen, Richtung Magellanische Wolke. Das kann man nur mit den nicht-redundanten Spulen machen, die Zeit in 4D spielt dann keine Rolle, aber das weißt du ja alles. Egal, das Schiff war brechend voll, und kam nie mehr zurück. Seitdem müssen Schiffe über zehn Personen Besatzung redundante Spule haben. Und nur wir alten Seelenverkäufer dürfen noch mit anderen fliegen, wenn wir sie denn bekommen können.»

Kira saß mit halboffenem Maul da. «Rike, was hast du über die Gähli

«Kira: Grähli, Passagierschiff 1.345.000 Tonnen, 410 Mann Besatzung, gebaut 3016 auf der Erde. Im All verschollen seit 3107, 4854 Vermisste.»

Sie saßen einen Moment still im Cockpit. «Rike, ist das Schiff das draußen im 4D die Grähli?»

«Marik, ich besitze keine Signaturen aus dieser Zeit. Größe und Spulensignatur könnten übereinstimmen. Soll ich eine Kursrückrechnung machen?»

«Rike, versuch alles, um eine Antwort zu finden.»

Rike schwieg, es schien schwierig zu sein. Sie sahen nach draußen, wo irgendwo -- ganz in der Nähe und gleichzeitig auch ganz weit weg im 4D -- sich vermutlich die Grähli befand. Und die 4854 Leichen an Bord. Lange saßen sie schweigend da, ungeachtet des nach dem Sprung knurrenden Magens.

«Marik, das Schiff ist die Grähli, oder es ist 3000 Jahre älter, da ab diesem Datum die Schiffsdaten lückenhaft werden. Angenommen es ist die Grähli, dann hatte sie auf halben Weg zur kleinen Magellanischen Wolke einen Triebwerksausfall und ist dann hierher gedriftet.»

Kira saß immer noch angespannt da. «Rike, kannst du die Grähli aus dem 4D ziehen?»

Marik schüttelte heftig den Kopf, doch Rike antwortete noch schneller: «Kira, dazu brächte ich 1400 % Spulenleistung. Eine manuelle Rückzündung könnte kurzzeitig diese Leistung aufbringen. Der Feldradius muss auf sieben Kilometer ausgedehnt werden, wofür die Leistung der Projektoren nicht ausreicht. Das Feld muss im Kern auf 0,04 % stabil gehalten werden, sonst zerreißen wir beim Wiedereintritt.»

«Wir können also nichts tun? Rike, warum bist du denn hier herausgefallen?»

«Kira, wenn Marik ein Dimensionstor aufmachen»

«Rike, Stop. Zum allerletzten Mal, ich kann kein Dimensionstor öffnen, das kann nur Jerka, von der du behauptest, sie existiere nicht, was vielleicht auch stimmt. Und bevor wir alle durchdrehen, essen wir jetzt erst einmal. Rike, nur Wichtiges!»

 
Sie saßen in der Kombüse. Marik kaute gelangweilt auf dem recht gelungenen Krantaauflauf herum. Kira aß mit mehr Genuß. «Was guckst du so grübelnd?»

«Ich denke, wir sollten zurückkommen, mit der richtigen Ausrüstung, und dann die Grähli herausholen.»

Jetzt schüttelte Kira den Kopf: «Weißt du, erst Menschkater, dann Dimensionstore, Sprungreiter und schließlich Geisterschiffe. Dazwischen noch einen Krieg und, ach ja, ein manueller Sprung. Reicht das nicht? Vergessen wir die Grähli. Vielleicht kann man so Ruhm ernten. Aber noch wahrscheinlicher ist das mehr Ärger, als man je vertragen könnte. Die Versicherung wird uns umbringen.»

«Blödsinn. Und stell dir vor, an Bord der Grähli muss es noch Karten geben, auf der die Erde eingezeichnet ist. Welch unglaubliche»

«Pah, unglaublich? Die Erde, die Grähli, ein Dimensionstor. Alles ist unglaublich. Genauso, wie die Tatsache, dass wir endlich einmal richtig Gewinn machen könnten. Und ehrlich gesagt, hätte ich in den Spelunken, in die ich ja nie gehe, auch gerne mal wieder Geschichten gehört, die nicht uns handeln könnten. Du bist und bleibst ein Verrückter.»

Marik sah sie er groß an, und wurde dann immer kleiner. «Kira es tut mir Leid. Ich meine, ich weiß ja, was»

«Ach, verdammt Marik, ich habe auch das Gesicht von Tirksa genossen, als ich ihr erst von der manuellen Zündung und dann von der Station erzählt habe. Sie hatte anfangs mir noch nicht einmal so etwas einfaches wie die Zündung geglaubt.»

Jetzt lachten sie wieder. «Na gut, die Grähli bleibt, wo sie ist. Soll sie doch ein anderer bergen. Wenn es eine Belohnung gibt, dann verraten wir aber die Position?»

Kira grinste ihr gefährlichstes Katzengrinsen. «Seit wann sind wir denn dem Geld abgeneigt? Komm, feiern wir die Grähli, ruhen uns einen Tag aus, und dann weiter nach Tilosus.»


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