Sklaven von Markus Pristovsek


Er hatte Kopfschmerzen, unbeschreibliche Kopfschmerzen. Er versuchte, probehalber den Kopf ein ganz klein bisschen zu heben. Die darauffolgenden Schmerzen ließen ihn von allen anderen Versuchen in dieser Richtung abstand nehmen. War er denn geistig da? Mal sehen, er war Marik Sewastolpo, 17 Jahre physisch, Sprungpilot C3. Auf, wo war er hier, ach ja Ribbentoa. Mit letzter Kraft hatte er gemeinsam mit dem guten Simon sie hereingebracht. Und dann gab es keinen Empfänger, er war nicht da! Es war ein guter Grund, sich sinnlos zu betrinken. Gott was hatten die hier nur für ein Zeugs.

«Simon?»

Sprechen war eine schlechte Idee. Es dröhnte zwischen seinen Ohren und wiederhallte im Schädel. Es erfolgte keine Antwort. Wo war er bloß? Für die Stunden seit dem Betreten des hiesigen Äquivalentes einer Kneipe und den ersten zwei Gkklkrrt (oder so ähnlich hießen sie) fehlte ihm jegliche Erinnerung. Vielleicht sollte er doch kurz ein Auge öffnen.

Gleißende Helligkeit, mehr war nicht zu sehen. Doch tapfer hielt er das Auge offen und starrte in die Helligkeit. Ganz langsam erschienen Konturen hinter wimmelnden Kreisen und gleitenden Zickzackmustern. Er wartete noch einige Zeit, damit er sich völlig sicher war, was er sah: Es war ein Cockpit. Stöhnend beschloss er, lieber noch etwas zu träumen.

 
Es war tatsächlich ein Cockpit. Die Kopfschmerzen waren nun sehr erträglich und sein Puls klang auch nicht mehr wie ein Presslufthammer. «Computer, Status?»

«211 % Sprungleistung. Beschleunigen seit 7043 mit 0,1 in Richtung Hrrst 20456892. Kurs 4,8. Parameter 5,2.»

Minuten verstrichen, während er die Informationen verarbeitete.

«Computer, vollständige Identifizierung, Ziel, Ladung und Besatzung.»

«Silen von Samur, #00521/24747#(!(@)&#, auf dem Weg nach Hrrst 20456899 mit Sklaven. Pilot: Marik Sewastopol. Diagnose: Kater mit 98 %.">

«Computer, das ist mein Problem. Was bekomme ich für den Flug?»

«Kost und Logis. ID-Karte auf Fallerian.»

«Scheiße, das ist es.» Wahrscheinlich hatte er im volltrunkenen Zustand brüllend von seiner Misere gefaselt und jemand hatte die Gelegenheit am Schopf gepackt. Er könnte ruhig mal vom Glück etwas stärker begünstigt werden, warum kann nicht mal auf einem regulären Frachter der Copilot ausfallen? Größere Wünsche hatte er gar nicht mehr.

Er durchsuchte kurz seine persönliche Habe, der/das SI-OP hing um seinen Hals und sein Werkzeug war dabei, nur die ID-Karte fehlte. Wo war er nur wieder hineingeraten?

«Computer, Karte bitte, Position und Route -- in 3D.»

Nur auf dem Schirm flackerte es kurz. Dann war auch dort das Bild verschwunden. «Das letzte 3D ging vor zwei Jahren kaputt. Es gibt nur diesen Bildschirm oder den Drucker.»

«Ich bin ja schon auf vielen Schiffen gefahren, aber das hier ... Computer, auf den Bildschirm. Route in 3D rot, 4D grün.»

Das Bild erschien. Er ließ die Ansicht etwas kippen und rotieren, um sich ein Bild zu verschaffen. Es war ein langsamer, risikoloser Kurs mit einem einzigen, wenn auch recht langen Sprung.

«Computer, Kurs ok. Welche Reserven haben wir bei Ankunft?»

«Keine»

«Computer, hast du was zu essen?»

«Vier Mahlzeiten für den Flug. Bedien dich.»

Er schnaubte. Wenn das kein Sakasmus war! «Computer, die Sklaven sind versorgt?»

«Betäubt bis ungefähr eine Stunde vor Ankunft.»

«Computer, wie ist unsere Flugnummer?»

«Für den Weiterflug bis Fallerian #NGG553329@*??#.»

Verdammt, es war ein illegaler Flug. Er sah wieder auf die Karte. Wenn er tatsächlich irgendwo die Sklaven abliefern wollte, um dann legal in Fallerian anzukommen und nicht seine Verhaftung oder gar seine Lizenz zu riskieren wollte, blieb ihm wirklich nur Hrrst 20456899 als realistisches Ziel. Sie hatten sich das gut ausgesucht: Wenn er weiter fliegen wollte, dann würden die Sklaven erwachen und die Vorräte würden niemals reichen. Würde er einen anderen Planeten anfliegen, dann würden der Treibstoff nicht mehr bis Fallerian reichen und er würde verhaftet werden, denn sie hatten nur die Freigabe nach Fallerian. Eine nette, gründlich durchdachte Falle war es!

Einzig das Wiedersehen mit Fallerian freute ihn. Hier war er aufgewachsen und hier hatte ihn Llandren, sein Adoptivvater, in das All mitgenommen. Vor fünf Jahren hatten sie sich getrennt und seitdem hatte fast er nicht mehr von ihm gehört, nur eine einzige Nachricht hatte ihn erreicht. Gerne würde er den grünen Himmel wieder sehen und den fauligen Duft des Dschungels riechen.

Er sah die vier Gerichte an, die er zur Auswahl hatte: Zum Glück waren die unbekannten Auftraggeber wieder geizig und hatten Essen bestellt, das zumindest stark an das fallerianische erinnerte. Er entschied sich für das Würmergelee in Blättern gedünstet. Es schmeckte so gut, wie es aussah. Langsam verschwanden so auch die Kopfschmerzen.

«Computer, wieviel Sklaven sind an Bord?»

«Vierunddreißig.»

34! Er hatte die Verantwortung für 34 Leben, soviel waren bisher auf seinen ganzen Reisen nicht mitgeflogen. Es waren zwar Sklaven, dennoch waren es Menschenleben. Außerdem hasste er die Sklaverei, er wäre gerne woanders hingeflogen, wenn es möglich gewesen wäre. In großen Bereichen weiter drinnen war die Sklaverei verboten, es gab nur noch sogenannte Vertragsklaven. Und denen ging es meist besser als ihm. Immerhin konnte er mal nach ihnen sehen.

Das Lagerraumschott war verkeilt. Er baute die Führungsschienen ab und fädelte das Schott wieder in diese ein. Jetzt öffnete es sich. Ein betäubender Geruch nach Fäkalien strömte er ihm entgegen. Im fahlen Licht der Notleuchten dauerte es einige Zeit, bis er die Gestalten richtig erkannte: Es waren keine menschlichen Sklaven, es waren Zentaurenkühe und -hengste, die da lagen und schliefen, mindestens schon einen ganzen Tag lang, unfreiwillig betäubt: Alle hatten sie ein großes Pflaster an ihren Wangen.

Er sah sie sich genauer an: Alle waren jung, keiner sah älter als zehn aus, wenn man nach denselben Maßstäben wie bei Menschen gehen konnte. Soweit man das in dem Licht sagen konnte, hatte sie dunkeles Fell, bräunlich oder grünlich vielleicht. Er hatte noch nie lebendige Zentauren gesehen, den Gerüchten machten sie keine fast Raumreisen sondern besiedelten Planeten und machten dort Landwirtschaft. Aber es gab noch etwas, nur fiel ihm gerade nicht ein, was es war. Verdammt, es gab so viele Rassen, da musste man doch nicht alles wissen.

Seine Überlegungen wurden rasch abgebrochen, als das Schott herunterfuhr. Kreischend schloss es nicht ganz, es hatte sich wieder verkeilt, jedoch kam er von hier nicht an die Führungsschienen.

«Computer, bist du bereit?»

«Bereit.»

«Cockpit verriegeln, Minimalbeschleunigung, volle Beleuchtung im Laderaum. Welche Wege gibt es hier heraus?»

Es wurde hell. Er sah sich um, während die Bestätigung kam: «Ausgeführt. Durch das Schott ist der reguläre Zugang.»

«Computer, gibt es keinen Wartungsschacht?»

«Tunnel vier geht vorbei. Zugang durch die Wandplatte 47cc. Schlüssel 4 ist nötig.»

«Computer, Bedingungen zum Überleben in Tunnel 4 herstellen.»

«Hergestellt. Folge den Lampen, nur eine blinkt. Dort ist dann zwei Platten weiter ein Zugang zur Messe.»

Zum Glück hatten die unbekannten Auftragsgeber ihm sein Universalwerkzeugmesser gelassen. Er klappte Schlüssel 4 heraus und ließ in in der Vertiefung versinken. Mit einigen dröhnenden Schlägen ließ sich die Platte lösen. Dahinter war der Zugang zum Schacht. Er kniete sich hinein und hob die Platte wieder an ihre Stelle, verschloss den Zugang von innen.

Es war heiß in dem Schacht, und die in großen Abständen montierten Lampen waren mehr wie weit entfernte Leuchtfeuer, als das sie den Weg erhellten. So stieß er ein ums andere Mal gegen Verengungen, Stützstreben oder verfing sich in Kabelbäumen. Es waren die längsten fünfzig Meter seines bisherigen Lebens, doch schließlich war er unter der blinkenden Lampe und suchte in deren Licht die Verankerung der Platte. Irgendwann sank auch sie dröhnend zu Boden.

«Stehen bleiben!»

Er brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder an das Licht zu gewöhnen. Ein weißfelliges Zentaurenkind stand vor ihm, in der Hand ein Messer. Aus dem Handgelenk ragte noch der Rest der Fadenfesselung hervor. Sie musterten sich gegenseitig. Scheinbar hatte es vor kurzen noch geduscht, denn das Fell lag tropfnass an, und es war eine Pfütze unter ihm.

«Ich tue dir nichts, ich bin der Pilot! Wenn du mir etwas tust, dann sterben alle!»

Das Zentaurenkind trat einen Schritt zurück.

«Lass mich heraus, dann können wir reden, ja? Verstehst du mich?»

Es nickte und ging ein wenig zu Seite, doch das Messer hatte es immer noch drohend erhoben. Er schloss das Schott wieder.

«Weißt du, wo du bist? Das ist ein Raumschiff!»

Es nickte. «Ich habe es auch festgestellt.»

«Wo kommst du den her? Ribbentoa? Willst du erzählen, was dir passiert ist?»

«Wozu, du wirst mich doch wieder zu den anderen sperren!»

«Nein, sieh mal, ich bin Pilot für diesen Flug. Ich wusste gar nicht, was ich für Passagiere hatte. Dieser Flug ist illegal, aber ich kann nichts dagegen tun oder ich würde auch als Sklave enden. Hast du das Schiff schon gesehen?»

«Es ist winzig.»

«Und außer mir ist kein weiterer Mensch an Bord. Ich will dir also wirklich nichts Böses. Glaubst du mir jetzt?»

«Du hast recht, es ist hier niemand außer uns.»

«Komm, ich werde etwas zu essen machen.» Sie beobachtete misstrauische seine Aktivitäten, immer mit einem Messer in der Hand. Schließlich war der Pudding fertig. Er nahm einen Löffel: «Hier iss!»

Es schlag das Essen herunter.

«Ich will dir nichts Böses. Legst du jetzt das Messer weg? Bitte.»

Es ließ das Messer fallen und warf sich schluchzend in seine Arme, so dass er fast nach hinten umgekippt wäre. Er streichelte sein Haar und die dichte Rückenmähne, bis es sich beruhigt hatte. «Ich bin Marik Sewastopol, Pilot C3, 17 Jahre alt, aus Fallerian. Und du?»

«Meine Familie wohnt auf Twngas. Ich bin Ntansa die zweite Tochter von Ratnfuranes. Unsere Familie ist zwar alt und angesehen, aber sehr arm. Als ich siebzehn war und ich mich mit meinem Freund Jl Tfg verloben wollte, da haben die Eltern protestiert, denn auch er war arm, aber noch dazu war seine Familie unbedeutend, er hatte gerade drei Buchstaben in seinem Nachnamen. Ich liebte ihn trotzdem von ganzem Herzen, doch als zwei Tage später die Fremden in das Dorf kamen, hatten sie mich an diese verkauft!

Die Fremden brachten mich auf ein Raumschiff. Dort schlossen sie mich in eine Kammer, nur mein Kopf ragte heraus. Ein Tiefschlafbett, so sagten sie. Ich bin auch fast sofort eingeschlafen, und als ich aufwachte, lag ich in {\em dieser} schrecklichen Gestalt in dem stinkenden Raum.»

Sie weinte. Beruhigend fuhr er ihr über den Rücken, stockte kurz, als er ihre weiche weißen Mähne berührte. Sie weinte und weinte, ihr ganzer Körper bebte. Endlich hatte sie sich etwas beruhigt. Nach und nach ging ihm erst ganz der Sinn dieser Worte auf.

«Du warst früher kein Zentaur?»

Sie schluchzte sofort wieder stärker. «Nein, so wie du, ein Mensch.»

«Und die anderen?»

«Ich weiß nicht. Ich habe aber auf dem anderen Schiff viele in diesen Kästen gesehen.» Sie schniefte kurz, dann weinte sie weiter. Lange standen sie da, bis sich der Computer meldete. «Schiff ist sprungbereit.»

«Computer, verzögern.» und fügte dann zu Ntansa hinzu: «Wir müssen jetzt springen. Wenn du nicht verrückt werden willst, dann brauchst auch du Drogen. Am besten legst du dich hier hin.»

Sie unterdrückte mühsam ihre Tränen. «Das ist ein echtes Raumschiff, und es springt?»

«Wir alle springen. Es sind noch gute zwei Tage nach dem Sprung, wo wir eine Idee austüfteln können. Computer, bitte drei Pflaster.»

Es rasselte dreimal kurz in der Ausgabe. «Hör mir zu, Ntansa, leg dich hin, so dass du es bequem hast. Diese Pflaster werden die betäuben. Auch ich nehme sie. Ohne sie wirst du den Sprung kaum überleben. Ich werde in das Cockpit gehen und von dort überwachen.»

«Kannst du nicht hierbleiben? Bitte!»

«Ich sagte es schon, ich bin der Pilot. Ich komme sofort nach dem Sprung zurück. Komm, leg dich bitte hin.»

Sie nickte und faltete sich kompliziert zusammen. Er klebte ihr ein Pflaster hinter das spitze Ohr, das zweite an den Übergang zum Pferdeleib. Nach dem zweiten war sie weg, doch er wollte sichergehen und klebte auch das dritte dazu. Dann ging er in das Cockpit.

«Computer, ein Pflaster für mich. Übergang mit Minimalschub, dann volle Beschleunigung, Bergmanöver mit 1,5facher Sicherheit. Countdown jetzt.»

Der Computer zählte langsam herunter. Bei exakt Null waren sie im 4D. Wenigstens das klappte, waren seine letzten Gedanken, während er das Pflaster auf die Wange presste.

 
Er erwachte mit den obligatorischen Kopfschmerzen. Sie waren im 3D. «Computer, Status!»

«209 % Sprungleistung. Bremsen seit 12604 mit 0,3. Kurs besser 4,1. Ankunft in 15398. Parameter 4,1.»

Erfreulich, was er da hörte. Vom Gesamtzustand war dieses Schiff doch deutlich besser, als der arme Simon. «Computer, es freut mich. Hast du einen bevorzugten Namen?»

«Blackbeard.»

«Ein Piratenname, Ok, Blackbeard, ich habe verstanden. Ich bin in der Messe.»

Ntansa lag noch da, sie regte sich nicht. Er zog die Pflaster ab und braute sich Kmugax, Orangensaft war leider keiner mehr da. Während er auf den Wasserkocher wartete, sah er sie genauer an. Wenn sie stand, war sie genauso groß wie er, doch sie würde noch wachsen. Ihr Pferdeteil war von der Hüfte mit dichtem zottligen schneeweißen Fell bedeckt und ähnlich lang, wie ihr menschlicher Oberkörper. So richtig menschlich war der Oberkörper dann doch nicht; sie hatte keine Brüste, keinen Bauchnabel, dafür Pferdeohren und Rippen bis kurz vor den Pferdeteil. Und auch dieser war nicht richtig pferdisch, sah von der Seite eher wie ein Windhund aus.

Der Wasserkocher piepte nachdrücklich, also goss er den Kmugax auf. Es war seine Lieblingssorte, immerhin aromatisiert. Es war von Vorteil, wenn man die billigen Sachen wirklich mochte. Hah, richtig belebend, diese heiße sanfte Bitternis. Er machte sich einige Mehlkuchen warm. Er hatte ein wirklich ungutes Gefühl zu essen, während sie dort schlafend auf den Boden lag. Doch er konnte nichts tun. Schließlich setzte er sich zu ihr und streichelte sie sanft und dachte nach, was sie wohl tun konnte, damit sie nicht als Sklave auf dem Planeten endete. Er sah sich die Reste der Handfesselung an. Leider hatten sie die Säure, die sie auflösen würde, nicht an Bord.

Sie war mit den anderen Zentauren für die noch namenlose Welt um die Sonne Hrrst 20456899 bestimmt. Bezahlt waren sie bestimmt noch nicht. Würde es auffallen, wenn nur 33 Zentauren ankamen? Bei den Zuständen im Laderaum würde es leider niemanden wundern, wenn noch jemand sterben würde. Gut, er musste sie irgendwie verstecken. Aber dann? Nun, ihr nächstes Ziel Fallerian. Immerhin kannte er es sich auf der Welt aus, dort würde er sicher etwas arrangieren können. Zuerst müsste er aber irgendwie den Anschein erwecken, sie wäre tot.

Oder, sollte er versuchen, sie einfach zu kaufen? Abgesehen von der Geldfrage, war da noch die Sache, ob nicht auch der Kauf illegal war. Machte er sich dann strafbar und Ntansa wurde ihm weggenommen, nach Hause geschickt und dort entweder hingerichtet oder wieder verkauft?

«Computer, äh, Blackbeard, hast du Handelsinformationen?»

«Begrenzte.»

«Blackbeard, ich brauche folgende Daten: Wie wird das Geschäft abgewickelt, was kostet ein Zentaur und wie legal ist der Kauf?»

«Punktlandung auf Hrrst 20456899. Dort wird teils in Naturalien bezahlt: Lebensmittel, Wasserstoff und Rubidium, sowie Genproben. Der andere Teil besteht aus einer Anweisung von 50000 Credits pro Zentaur. Dieses Geschäft ist nicht ausdrücklich illegal, da Zentauren keine natürliche Rasse der Galaxis sind. Andererseits ist natürlich sowohl die Genmanipulation ohne Zustimmung, wie auch der Verkauf von anerkannt intelligenten Lebensformen verboten. Nach einer neueren, noch nicht allgemein anerkannten Definition ist sprechen schon ausreichendes Merkmal für Intelligenz.»

«Blackbeard, kann ein Zentaur Bürgerrechte erwerben?»

«Ja, jedoch werden sie nicht auf jeder Welt anerkannt.»

«Blackbeard, ich würde gerne einen Zentaur nicht abliefern, sondern sie weiter nach Fallerian bringen. Gibt es einen legalen Weg?»

Der Computer dachte lange nach. «Keinen legalen.»

«Blackbeard, kannst du einen Zentaur aus deinen Verzeichnissen löschen? Kann ein Sklave im 4D aufgewacht sein und aus dem Raumschiff verschwunden sein?»

«Unwahrscheinlich. Hast du diese Beobachtung gemacht?»

«Blackbeard, hast du es nicht auch gesehen?»

«Nein, ich werde den Laderaum selber überprüfen. Moment.»

«Blackbeard, Prüfung bitte auf Film aufzeichnen.»

«Bestätige, nur 33 Lebensformen im Infrarot auszumachen. Wir könnten einen Funkscan machen. Zentaur Ntansa \#748956\# fehlt.»

«Blackbeard, zuerst außerhalb, bitte.»

Verdammt Funk! Sie waren mit einem Funkdecoder markiert! Er musste das Gerät sofort stilllegen. Bloß wie? Schnell kalibrierte er den Feldmesser um auf Breitwandscan.

«Blackbeard, auf welcher Frequenz wäre denn das Signal?»

«32,971 kHz, auf Hrrst 20456899 eine weltumspannende Frequenz.»

Schon hörte er die Geräusche. Er wickelte sie in metallbeschichtete Wärmeschutzfolie und bedeckte sie solange, bis ihr Signal fast nicht mehr wahrnehmbar war.

«Blackbeard, versuche eine Innenscan, erst thermisch, dann auf allen Frequenzen, aufzeichnen. Beginn in der Messe.»

Er stellte sich so vor die Messekamera, dass Ntansa verdeckt sein musste. Noch dazu strahlte sich unter der Schutzfolie kaum Wärme ab.

Nach zwei Minuten meldete sich Blackbeard wieder. «Keine Signale auf dem Schiff. Für das Logbuch wird festgestellt, dass die Zentaurin \#748956\# spurlos verschwunden ist. Ende Aufzeichnung.»

«Blackbeard, Sensoren wieder für Außenraum. Wie lange noch?»

«9807»

Er riss die Wärmefolien von ihr herunter. Sie war rot angelaufen. Die ganze Aktion hatte sie geweckt. Sie rollte brummend ihren Kopf herum. «He, Ntansa, aufwachen! Los, wach auf.» Er gab ihr einen Klaps auf die Wange.

«Ohh, ich habe so schlecht geträumt. Ich» Sie öffnete die Augen und erstarrte. «Verdammt, es ist wahr!»

«Ich fürchte, es ist so.»

«Sag mir, das ich noch schlafe! Sag es mir bitte!»

«Du bist an Bord eines Raumschiffes als wunderschöne Zentaurin Ntansa.»

Sie schlug nach ihm. Er wich zurück. Sie stand auf und ging weiterhin mit ihren Fäusten auf ihn los. «Bitte, hör auf, bitte, ich kann nichts ändern.» Sie hielt inne. «Wichtiger ist, was geschehen wird. Dir droht Sklaverei, das hast du dir doch sicher gedacht? Hör zu, ich habe dich offiziell sterben lassen, also wird man dich auf dem Zielplaneten nicht vermissen. Du musst dich nur verstecken. Dann sehen wir weiter.»

Sie sah ihn einige Zeit an. Dabei waren in ihrem Gesicht deutlich ihre widersprüchlichen Gefühle zu sehen. «Es tut mir Leid, ich bin so durcheinander. Ich danke dir.» Er wartete, bis sie sich ganz beruhigt hatte. Was muss es schrecklich sein, wenn man plötzlich als jemand ganz anderer aufwacht? Und hinten würden 33 Sklaven bald ähnliches bevorstehen.

«Blackbeard, kannst du hinten die Zentauren bis zu Schluss betäuben?»

«Nein!» rief sie.

«Nur bedingt. Ich könnte den CO2-Anteil erhöhen.»

«Warum tust du das? Du bist ein Unmensch!» Sie begann wieder auf ihn einzuschlagen.

«Hör auf, bitte hör auf! Soll ich blutend zusammenbrechen?» Sie hielt inne. «Hör mir zu, was soll ich denn tun? So gemein es auch klingt, ich kann nicht alle retten. Dich konnte ich auf dem Sprung verlieren, das kann man ein einziges Mal machen. Mehr ist nicht drinnen. Stell dir vor, sie erwachen in dieser dunklen Schlammgrube und gehen aufeinander los, und das bei beinahe Schwerelosigkeit. Ich habe keine Wahl!»

«Es ist trotzdem falsch.»

Natürlich, doch was sollte er tun. Es war kein anderer Ausweg in Sicht. Stumm wendete er sich ab und ging in das Cockpit. «Blackbeard, wie ist der Anflug genau?»

«Eintritt in Atmosphäre Hrrst 20456899 III um 0079, folgen dann Kurs zu Koordinaten 0125,43/6698,31. Punktlandung dort.»

«Blackbeard, ich bin noch nie in auf einem Planeten gelandet. Ich bin C3.»

«Der Anflug und die Landung kann per Autopilot gesteuert werden. Punktlandung ist ähnlich Andockmanöver statt Vorwärtsschub wird Aufwärtsschub gegeben. Nach gelungener Landung bist du C4.»

«Blackbeard, danke, sehr hilfreich. Gib mir mal eine Simulation.»

Es war der dritte simulierte Anflug. Er war kurz über dem Boden, als Ntansa ihre Hand auf seine Schulter legte. Er verpatzte diese Landung, dann drehte er sich um.

«Es tut mir Leid. Du kannst nichts dafür und tust dein möglichstes für mich.»

«Mir tut es genauso Leid. Du und die armen 33 anderen, für die ich nichts tun kann, es ist einfach Scheiße.» Er stand auf. «Weißt du, es ist ein gutes Schiff, unser Blackbeard. Aber ich kann damit nicht viel weiter als nach Hrrst 20456899, verdammt. Ich muss etwas machen, was mir zutiefst widerstrebt. Ich habe keine Wahl: Tue ich es nicht, sterben wir alle. Tue ich es, dann handle ich gegen mein Gewissen, ich werde nicht mehr der sein, der ich war. Es ist schlimm, Macht zu haben und sie nicht nutzen zu können.» Jetzt begann er zu weinen und legte sich an ihre Schulter.

Endlich fühlte er sich besser und löste sich langsam. «Los, ein letztes Essen. Bist du auch hungrig?»

«Ja, ein wenig schon. Was gibt es denn?»

Sie mochte auch fallerianische Kost. Das war gut so, denn dort würde sie bald untertauchen, wenn es nicht eine bessere Lösung gab. Sie aßen alles auf, denn bald würde es wohl Nachschub geben.

Er erzählte ein wenig von Fallerian. Es würde eine fremde Welt für sie sein, wo sind herstammte, da wurde nur Ackerbau getrieben wurde. Weite grüne und gelbe Hügel mit einigen Obstbäumen beherrschte das Bild. Als Zentaurin hätte sie dort sicher Arbeit gefunden. Ihre Familie würde sie jedoch nie anerkennen, das würde zuviel Schande bedeuten. Und auch ihr Freund würde sie so nicht heiraten, wenn er sie denn überhaupt noch lieben konnte. Was sie auch redeten, immer kamen sie auf traurige Themen.

Er ging wieder in das Cockpit, um noch einmal zwei Landungen zu üben. Sie wollte währenddessen einen guten Kmugax machen, damit sie sich nicht so nutzlos fühlte.

«Blackbeard, etwas härtere Musik. Vielleicht was von Fallerian. Kennst du Jibbentor?»

«Es sind aus Fallerian nur vier Stücke verfügbar.»

«Blackbeard, spiele sie alle hintereinander. Noch einmal Landesimulationen.»

Gleichzeitig mit der Musik begann der simulierte Landeanflug. Es klappte wieder einmal. Als er von den Kontrollen abließ, bemerkte er Ntansa.

«Hier dein Kmugax. Ich wollte nicht stören.»

«Setzt dich, äh.» Es entstand eine kurze peinliche Pause, bis sie sich auf dem Boden niederließ. «In, ich meine, wir werden in ungefähr 1000 gelandet sein. Unten werde ich das Cockpit verlassen, während du am besten hier bleibst. Du hast nämlich einen Sender implantiert bekommen. Damit sie den nicht finden, musst du dich zusätzlich mit diesen Wärmeschutzdecken zudecken. Sie schirmen das Signal ziemlich gut ab. Ich werde das Cockpit kalt machen lassen, damit du keinen Hitzschlag bekommst. In 0010 werden die Bremstriebwerke anlaufen, wir sind dann am Eintrittspunkt. Bleib während der Landung bitte bei mir.»

«Ich werde mich mucksmäuschenstill unter der Wärmedecke hinlegen.»

«Soll ich dich betäuben?»

«Nein, bitte nicht!»

«Tut mir Leid, ich wollte es dir nur einfach machen, ganz wie du willst. Merkst du, jetzt geht es los!»

Sie bremsten und immer stärker wurde die Neigung, nach vorne zu rutschen. Der Kmugaxbehälter polterte zu Boden. «Blackbeard, Status!»

«Kurs 2,6. Parameter 2,1.»

«Was heißt das?»

«Das heißt Übereinstimmung. 2,6 heißt 99,6 % Übereinstimmung. Zwei neuner und dann eine sechs. Alles ist völlig in Ordnung.»

Dennoch, als die weißen Strahlen der Plamsatriebwerke langsam diffus wurden und in dem orangen Leuchten der Atmosphäre verblassten, die Temperatur draußen anstieg und das Schiff zu knacken begann, da machte er sich doch Sorgen. Das Schiff rumpelte einmal heftig, Ntansa konnte sich gerade noch an ihm festklammern.

«Blackbeard, was war das?»

«Turbulenz. Neuer Planet, bisher hier unbekannt. Kurs dadurch 2,0, Parameter 2,7»

«Blackbeard, sag rechtzeitig bescheid, wenn ich auf manuell übergehen soll.»

«Bestätigt.»

Sie sanken weiter. Immer heftiger wurden sie auf den Boden gedrückt. 1,7 stand auf dem Beschleunigungsmesser. Doch der Schein vor den Fenster verblasste und der Höhenmesser sank langsamer. Ihre Geschwindigkeit hatte nun lächerliche Werte erreicht. Dann feuerten die Landetriebwerke und mit einem brutalen Ruck setzten sie auf. Kurz wurden die Instrumente dunkel.

«Ntansa, hast du dir was getan?»

«Nein, alles in Ordnung.»

«Schön, dann musst du dich jetzt wohl verstecken. Blackbeard, hörst du mich? Status!»

«Status: Kurs 8,7. Keine Toten, keine lebenswichtigen Schäden. Parameter 1,0.»

«Blackbeard, es war die schlechteste Landung, die ich je erlebt hatte. Klimakontrolle Cockpit 280 Kelvin. Verbindung Empfänger.»

«Verbindung steht.»

«Hier ist das Raumschiff mit ihrer Ladung. Wir sind an den vereinbarten Koordinaten gelandet. Bitte um baldige Abholung. Ende. Blackbeard, melde dich, wenn sie antworten! Wiederhole es ein paarmal!»

Ntansa hatte sich schon in die Decken eingewickelt: «Bitte, seh nach den Zentauren im Laderaum.»

«Das hatte ich sowieso vor. Bitte, wenn ich bescheid sage, dann du musst du ganz still und unter den Decken sein.» Er küsste sie kurz auf die Wange, dann ging er zur Außentür. Beim Öffnen pfiff die Außenluft hinein. Er fluchte, Backbeards Programm war scheinbar recht unvollständig, was Atmosphärenlandungen anging, nicht einmal einen anständigen Druckausgleich bekam er hin. Er kletterte die Leiter wieder hinunter und ging zum Laderaum. Der Druckausgleich dauerte länger, doch endlich fuhr die Rampe herunter. Der Gestank war unbeschreiblich.

«Blackbeard, Licht und Wasser!»

Er spritzte die liegenden Zentauren ab. Er begann in der hintersten Ecke und ganz langsam wurde der Laderaum sauber und die Luft atembar. Sie sahen alle ähnlich aus wie Ntansa. So gut es ging wusch er auch die Schlafenden -- oder waren sogar bewusstlos? «Blackbeard, warum wachen sie nicht auf?»

«Vielleicht war die zusätzliche Betäubung mit CO2 zuviel, die ursprüngliche Dosis war ausreichend. Soll zusätzlicher Sauerstoff hereinblasen werden?»

«Blackbeard, tu es.»

Er sah auf die ausgemergelten Gestalten. Jeder waren die Hände auf den Rücken gefesselt. Wie hatte Ntansa die bloß ihre Hände freibekommen? Langsam erwachten sie. Zumindest begann ein Gemurmel und Gestöhne. Sicherheitshalber stellte er sich an die Rampe. Da meldete Blackbeard. «Antwort erfolgt: Wir haben sie vernommen und sind in 0078 bei ihnen.»

Was sollte er jetzt noch 0078 lang tun? Scheinbar musste er wieder grausam sein. «Blackbeard, Ladeluke schließen bis nur ein schmaler Spalt bleibt, so eine Handbreit.» Er sprang in das Freie, während sich die Ladeluke schloss.

Autsch! Man war das hier uneben. Kleine Steine lagen auf einem verwitterten Betonfeld. Auch war der Boden reichlich kalt. Verdammt, sie hätten ihm wenigstens Schuhe mitgeben können. Welcher C3-Pilot hat sonst Schuhe?

«Blackbeard, stop!» Ok, jetzt konnten die Zentauren, wenn sie in Licht und Helligkeit aufwachten, sehen, dass sie nicht mehr im All waren sondern auf einem Planeten gelandet waren.

Da hatte er noch eine zweite Idee. Er kletterte in die Mannschaftsluke hinein. «Backbeard, gebe folgende Ansage öfters in den Laderaum: Hier spricht ich Kapitän. Wir bedauern die Umstände des Fluges, heißen sie dennoch herzlich willkommen auf Hrrst 20456892 III. Leider hat sich die Ladeluke verklemmt. Eine Bodenmannschaft ist jedoch unterwegs. Wir sie bitten sie um ein wenig Geduld.» Er holte einen Hammer heraus und klopfte ein wenig an der Luke herum. Dann kratze er wenig daran entlang. Das sollte für den Moment genügen, bis die ,,Bodenmannschaft" kam.

In der Zwischenzeit konnte er sich ein wenig umsehen. Sie waren auf einem Betonplateau gelandet. An der einen Seite war ein Tal. Ein Fluss war dort unten zu sehen. Auf der anderen Seite erhoben sich mehrere Hügel. Vom Ende der Betonplatte führte ein ausgefahrener Weg zu Fluss herunter. Dort arbeitete sich langsam ein Konvoi hoch.

Ihm war kalt an den Füßen. Und die vielen Steine piekten. Die Sonne Hrrst 20456892 war nicht sehr intensiv, wie er fand. Aber er war schon lange nicht mehr auf einem richtigen Planeten gewesen, so dass ihm der Maßstab fehlte. Im Vergleich zu Fallerian war es hier kalt, weit und breit kein Dschungel zu sehen, die wenigen Bäume waren gerade mannshoch. Irgend ein weißes Gewächs, es musste so eine Art dichter Bodendecker sein, wuchs weiter oben auf den Hügeln, bis zum Gipfel. Es war kein schöner Ort, fand er, und bevor er sich noch eine Erkältung holte, ging er lieber wieder in das warme Schiff.

«Sie kommen, noch 0100 und alles ist erledigt. Mach es dir bequem, ich hoffe, sie sind fix. Ich muss noch kurz die Vorräte checken. Blackbeard, Liste des für einen Start nötigen Treibstoffes und alle anderen vereinbarten Gegenstände. Wo kommt der Treibstoff hin?»

«Flexible Tanks in dem Laderaum. Automatisch aktiviert, wenn Befüllmodus B gewählt wird.»

«Wird schon schiefgehen. Ich seh dich später.» Dann schloss er das Schott.

«Blackbeard, ab jetzt heißt du bis zum Start Computer. Sicherheitsstufe 1: Cockpitschott verriegeln, mir darf niemand herein. Nur im Cockpit darf jemand anders als ich Befehle erteilen. Bestätige!»

«Bestätigt.»

Er kletterte wieder heraus. Der Konvoi war schon am Ende des Landefeldes. Er lehnte an der Leiter. Nur der erste Wagen war maschinengetrieben. Vor den drei anderen Wagen waren Zentauren gespannt, erwachsene Zentauren. Der zweite Wagen überholte jetzt das führende Servicefahrzeug, so sah es jedenfalls aus, beschleunigte und blieb direkt vor ihm stehen. Die Tür wurde aufgemacht. Drinnen saß ein ganz gewöhnlicher Mensch, allerdings in einer sehr merkwürdigen und sicherlich ziemlich unbequemen Kleidung.

«Zum Gruße, junger Mann. Führt mich bitte zu dem Kapitän.»

«Der steht vor ihnen.»

Der Mann entgleisten kurz die Gesichtzüge, hatte sich aber schnell wieder gefangen. «Ahab fliegt nicht mehr?»

«Scheinbar nicht, ich weiß leider nichts über meinen Vorgänger. Wie dem auch sei, 33 Zentauren sind wach und bereit.»

«Sehr gut, lassen sie uns anfangen. Kann ich mit den Zentauren sprechen?»

«Sicher, hier oben an der Leiter ist ein Terminal. Computer, bitte folgende Botschaft an den Laderaum weiterleiten.» Er machte dem anderen Mann ein Zeichen.

«Sehr geehrte Frauen und Herrn Zentaur. Wir begrüßen sie auf dieser wunderschönen neuen Welt: Yxcha, nach ihrer Begründerin genannt. Wenn sie nun herauskommen, dann bitte ich sie, einfach den Anweisungen zu folgen. Ich weiß, sie verstehen das alles nicht richtig und sind über die Umstände ihres Transportes zurecht entsetzt. Bleiben sie einfach ruhig, wir bringen sie in ihr neues Zuhause.»

Dann kletterte er wieder herunter. «Computer, Luke öffnen.» Er seufzte. Schande über ihn, jetzt gingen 33 Zentauren in die Sklaverei. Bis zuletzt hatte er noch gehofft, es wäre hier ein Zentaurenplanet. Er kletterte wieder die Leiter herunter zu dem Mann.

«Die Gutschrift, der neue Proviant und der Wasserstoff?»

«Wird alles geregelt. Syrus, kümmere dich darum!»

Einer der Zentauren, die nicht die Kutsche gezogen hatten, sondern nebenher liefen, kam zu ihm. Er trug die gleichen lächerlichen Sachen wie der Mann, nur alle etwas größer. Erst auf der zweiten Leitersprosse konnte Marik mit ihm von Angesicht zu Angesicht reden. «Sehr geehrter Herr Kapitän», begann er, «anbei ist die Gutschrift.» Dabei holte er aus seiner Satteltasche zwei Papiere heraus. «34 Zentaur, zahlbar bei Ankunft.»

«Es sind nur 33. Einer ging bei Sprung verloren, vermutlich unzureichende Betäubung. Ich werde ihnen die Aufzeichnungen von dem Scan nach dem Sprung geben.»

«Es war zwar eine Pauschale, aber dies betrübt mich zutiefst. Wir werden von der Gesellschaft Satisfaktion verlangen.»

«Ich bin auch nicht gut auf diese Gesellschaft zu sprechen. Verlangen sie ruhig von ihr, was sie wollen. Wichtiger ist für mich Treibstoff und Proviant.»

«Das wird sich auf jeden Fall einrichten lassen. Ich werde noch einmal kurz mit Baron Peter Yxcha über die Gutschrift reden. Sie entschuldigen mich doch?»

Ohne seine Antwort abzuwarten drehte sich der Zentaur weg und ging zur Rampe, wo Baron Peter Yxcha eigenhändig die Zentauren begutachtete. Marik war kalt, die Kälte kroch von den Füßen hoch, und so kletterte er wieder in die Luke und besah sich das Treiben von hier oben. Die Zentauren wurden von den anderen Zentauren zu einer Gruppe zusammengetrieben. Ihnen allen wurde eine Art Decke umgehängt. Endlich waren alle draußen.

Er ging zum Servicefahrzeug. «Hallo, der Wasserstoff könnte jetzt kommen!»

«Bereit. Bitte Zielort vorgeben!» Wieder ein Computerfahrzeug. Also stellte er sich an das Trittbrett und dirigierte das Fahrzeug heran. Zuvor machte es einen kurzen Umweg, um an den nächstgelegenen Stutzen im Flugfeld den Wasserstoffschlauch anzuschließen. Er ließ Blackbeard den Laderaum schließen und die Tanks vorbreiten. Er suchte wieder den Baron oder den anderen Zentaur und winkte ihnen. Der Zentaur, richtig Syrus hieß er, kam zu ihm.

«Es ist alles bereit zum Auftanken.»

«Sehr schön, auch wir sind bereit zum Aufbruch.»

«Ich brauche das Kodewort für den Servicewagen, sonst arbeitet der nicht!»

«Oh, Verzeichung. Lang lebe der Baron!» Die Pumpe erwachte zum Leben.

«Und, äh, die Verpflegung für mindestens acht Tage, die sie, äh» Diese verdammte komische Umgangsform brachte ihn völlig aus dem Konzept.

«Richtig, wird sofort zum vorderen Einstieg gebracht. Auch die Sache mit der Gutschrift ist geregelt, hier ist sie, in ganzer Höhe. Beiliegend ist allerdings ein Schreiben, mit dem die Gesellschaft aufgefordet wird, selbiges in weitern Fällen zu unterlassen.»

«Werde ich äh, weitergeben. Danke.»

«Guten Flug, auf Wiedersehen.» Damit drehte sich der Zentaur um und folgte den restlichen abziehenden Tross.

Er ging zum Servicewagen zurück. Der Wasserstoff floss reichlich. Restzeit stand 108 und zählte rückwärts. Alles lief einwandfrei. Also nahm er den Packen von der Leiter auf und kletterte hoch. Es waren alles frische Sachen, leider: Er hatte keine Ahnung, wie man die zubereiten musste. Er packte sie in den Kühlschrank und ging endlich wieder zu Ntansa.

«Ich denke, du kannst die Decke wegenehmen, aber ich fürchte, du musst noch etwas liegen bleiben, bis das Servicemodul fertig ist. Die Temperaturregelung gehorcht auch dir. Es tut mir Leid, aber danach bis du sicher. Halte noch aus. Die anderen sind weggeführt worden, von einem Baron Peter Xychas oder so ähnlich. Kannst dir die komischen Kleider von denen ansehen, die müssten auf einer Außenkamera zu sehen sein. Ich musst wieder zum Servicewagen, bis später. Und bleib bitte hier.»

«Computer, du heißt wieder Blackbeard. Aufzeichnung Außenkamera 1 abspielen.»

Er schloss das Schott wieder, kletterte auf das Flugfeld und besah sich den Servicewagen und kontrollierte die Lage der Tanksäcke im Laderaum. Zumindest versuchte er es, da er keine Ahnung hatte, worauf er alles achten sollte. Immerhin sah alles sehr regelmäßig aus, kein Wasserstoff lief aus, es gab keine Falten. Kaum war er draußen, meldete das Servicemodul das Ende der Tankens. Weiterhin kündigte es seinen Rückzug an, also sprang er herunter und ging an Bord. Das Schott verschloss er sorgfältig und ließ schon mal einen gründlichen Check laufen.

 
Im Cockpit lag Ntansa immer noch unter der Decke. Es war kalt, und im Hintergrund lief immer noch die Aufzeichnung. «Blackbeard, Normaltemperatur. Aufzeichnung Ende. Startprozedur beginnen, wenn bereit.» Dann nahm er die Decken von ihr. Sie schlief fest.

Er setzte sich hin und schnallte sich an. Sollte sie ruhig weiterschlafen, er würde sie nicht wecken. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den Systemen zu, die nach und nach zum Leben erwachten. Soweit er es beurteilen konnten, war alles einwandfrei.

«Blackbeard, starten.»

Zuerst passierte nicht, während die Schubanzeige hochlief. Erst mit fast vollem Schub begannen sie langsam zu steigen, er wurde mit 2,1 in den Sitz gepresst. Die Beschleunigung nahm dann noch etwas zu. Doch schon 0030 sahen sie nur noch Sterne und hatten sich aus dem Schwerefeld der Welt dort unten gelöst. Normalschub sorgte für angenehme Schwerkraft. Ntansa lag immer noch ruhig atmend dar und schien tief und fest zu schlafen. Erstaunlich.

Er überlegte, was sie machen würden, wenn sie Fallerian anflogen. «Blackbeard, wohin sollen wir auf Fallerian?»

«Anweisung liegt bei der Systemboje. Häufig zur Station des Flikkers.»

Wen kannte er da? Nun, es war die Station der etwas zwielichtigen Geschäfte, genau das, was er brauchte. Früher hatte der Wirt des Llanaploß ihnen öfters geholfen. Llandren kannte ihn gut, er würde vielleicht auch ihnen weiterhelfen. Es könnte gut sein, zu früh anzukommen, damit hätte er vermutlich auf der Station etwas Zeit gewonnen.

«Blackbeard, wirken die Landetriebwerke auch im 4D?»

«Selbstverständlich.»

«Ich möchte einen Kurs unter allen Reserven so schnell wie möglich nach Flikkers. So schnell wie möglich.»

Es dauerte einen Moment. «Optimierung besser als 9,9. Mit dem Resttreibstoff von Start ist eine Ankunft um 1500 vor dem vorberechneten Kurs möglich. Dabei liegen sowohl Austrittspunkt wie Eintrittspunkt für den Sprung nahe der bestenfalls zulässigen Werten. Aber es»

«Blackbeard, fliege diesen Kurs.» Sie fingen wieder an, stärker zu beschleunigen. Erst bei 1,9 blieb der Beschleunigungmesser stehen.


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