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Rahmen3

PD Dr. Detlev Kraack TU Berlin, Wintersemester 2001/2002
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
TEL 1704, Sekr. TEL 18/1 (Frau Gillmeister, TEL 1808)
Tel. 314-22018, e-mail kraaocci@mailszrz.zrz.tu-berlin.de
Sprechstunde Mi 12-13 Uhr

Von mythischen Helden, verwegenen Seefahrern und großen Königen.
Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

Inhalt: Aus der Perspektive der zeitgenössischen Chronistik stellten skandinavische Seefahrer, die seit dem ausgehenden 8. Jahrhundert für mehrere Jahrhunderte regelmäßig die Marktsiedlungen, Städte und Klöster Westeuropas plünderten, eine wahre Geißel Gottes dar. Mit ihren schnellen Drachenbooten erschienen die grausamen, kulturlosen und zudem heidnischen Nordmänner wie aus dem Nichts, raubten unermeßliche Werte, nahmen Geiseln und waren ebenso rasch wieder verschwunden. - Die moderne Geschichtswissenschaft hat Vorstellungen dieser Art relativiert und die Geschichte der Wikinger in sehr viel weitere Zusammenhänge eingebunden. Ganz in diesem Sinne wird die Vorlesung Ethnogenese, Christianisierung, Landnahme und Herrschaftsbildung im skandinavischen Raum von den mythischen Anfängen über das Großreich der Waldemare bis ins Spätmittelalter in den Blick nehmen.

Literatur: Handbuch der europäischen Geschichte, Bd. I (1976), S. 951-996, Bd. II (1987), S. 884-917; B. & P. Sawyer, Medieval Scandinavia. From Conversion to Reformation, circa 800-1500, 5. Aufl., Minneapolis/London 2000; R. Simek, Die Wikinger (Beck'sche Reihe, 2081), München 1998; P. Sawyer (Hg.), Die Wikinger. Geschichte und Kultur eines Seefahrervolkes, Darmstadt 2000.


Genereller Hinweis: Im folgenden werden die Namen der Länder Dänemark, Schweden, Norwegen, Finland und Island jeweils durch DK, SW, NOR, FIN u. ISL abgekürzt.

p.s.:

  1. Wer statt des Vorlesungstestats einen Übungsschein benötigt, kann diesen gegen Ende des Semesters durch ein erfolgreich bestandenes Kolloquium von 15 Minuten über den Inhalt der Vorlesung erwerben.

  2. Statt der ursprünglich als Lektüre zur Vorlesung geplanten Übung 'Ansgar - Adaldag - Adalbert - Absalon. Skandinavien von den Anfängen bis ins 13. Jahrhundert' wird im kommenden Sommersemester eine Blockveranstaltung (Wochenende im Mai) mit anschließender Exkursion (im Anschluß an die Vorlesungszeit, wohl Anfang August, Teilnehmerzahl begrenzt) zum Thema 'Nordelbien als historische Kulturlandschaft (Lektüreübung mit anschließender Exkursion): die Vorzeit - Handelsemporien des Frühmittelalters - Christianisierung und Herrschaftsbildung im Spannungsfeld verschiedener Ethnien, Kulturen und Konfessionen - der hochmittelalterliche Landesausbau - die Blüte städtischer Kultur im Spätmittelalter - Humanismus und adlige Prachtentfaltung im 16. Jahrhundert' abgehalten werden.

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PD Dr. Detlev Kraack TU Berlin, Wintersemester 2001/2002
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
TEL 1704, Sekr. TEL 18/1 (Frau Gillmeister, TEL 1808)
Tel. 314-22018, e-mail kraaocci@mailszrz.zrz.tu-berlin.de
Sprechstunde Mi 12-13 Uhr

Von mythischen Helden, verwegenen Seefahrern und großen Königen.
Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

  1. Sitzung (24. 10. 2001) Einführungssitzung / Themen (Epoche, Begrifflichkeit) / Probleme / erkenntnisleitende Interessen; Skandinavien / Mythen der Nationen

  1. Sitzung (31. 10. 2001) Auf dem Weg in die Geschichte / unsere Quellen / Literatur / ['Einführende und vertiefende Literatur' (Fortsetzung)]

  1. Sitzung (07. 11. 2001) Wikinger I (die westeurop. Perspektive) / Skandinavien im Frühmittelalter

  1. Sitzung (14. 11. 2001) Wikinger II (die skandinav. Perspektive) / Abendland und Orient im Frühmittelalter

  1. Sitzung (21. 11. 2001) Haithabu / Ansgar / Handel und Christianisierung

  1. Sitzung (28. 11. 2001) Die Gormiden / Jelling / Otto I. / Herrschaft und Christianisierung

  1. Sitzung (05. 12. 2001) Adam von Bremen und Sven Estridsen

  1. Sitzung (12. 12. 2001) Knut der Große / Knut der Heilige / Knut Lavard

  1. Sitzung (19. 12. 2001) Die Waldemare / Das Reich und der Norden I

  1. Sitzung (09. 01. 2001) Die Waldemare / Das Reich und der Norden II

  1. Sitzung (16. 01. 2001) Die Waldemare / Das Reich und der Norden III

  1. Sitzung (23. 01. 2001) Skandinavier / 'Deutsche' / Slawen - Saxo Grammaticus

  1. Sitzung (30. 01. 2001) Margarethe die Große und die Hanse

  1. Sitzung (06. 02. 2001) Skandinavien und die christliche Ökumene im Spätmittelalter

  1. Sitzung (13. 02. 2001) Christian I.

Überblickskarte zu den monumentalen Zeugnissen

Rekonstruktion des Walles von Fyrkat

Frühneuzeitliche Abb. zur Anlage von Jelling

Christusdarstellung vom größeren Jellinger Runenstein


Literatur: Arthur E. Imhof, Grundzüge der nordischen Geschichte (Grundzüge, 19), Darmstadt 1970; Die Wikinger. Geschichte und Kultur eines Seefahrervolkes, hg. v. Peter Sawyer, Darmstadt 2000; Birgit & Peter Sawyer, Medieval Scandinavia. From Conversion to Reformation circa 800-1500 (The Nordic Series, 17), 5. Aufl., Minneapolis/London 2000; Martin Kaufhold, Europas Norden im Mittelalter. Die Integration Skandinaviens in das christliche Europa (9.-13. Jh.), Darmstadt 2001.

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PD Dr. Detlev Kraack TU Berlin, Wintersemester 2001/2002
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TEL 1704, Sekr. TEL 18/1 (Frau Gillmeister, TEL 1808)
Tel. 314-22018, e-mail kraaocci@mailszrz.zrz.tu-berlin.de
Sprechstunde Mi 10-12 Uhr

Von mythischen Helden, verwegenen Seefahrern und großen Königen.
Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

Merkblatt zur 1. Sitzung ('Einführende Literatur'):

Allgemein enthalten die betreffenden Bände der Cambridge Medieval History und des Handbuchs der europäischen Geschichte, hg. v. Theodor Schieder, jeweils Abschnitte zur Geschichte Skandinaviens; diese ist auch zentraler Gegenstand der norddeutschen Regional- und Landesgeschichte, vgl. etwa Walter Lammers, Das Hochmittelalter bis zur Schlacht von Bornhöved (Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. IV/1), Neumünster 1981; darüber hinaus gibt es selbstverständlich aktuelle Nationalgeschichten der einzelnen skandinavischen Länder, die die Geschichte dieser politischen Gemeinwesen und ihrer Kulturen in allen Einzelheiten und auf dem neuesten Stand der Forschung darlegen.

Danmark og Europa i Senmiddelalderen. Redigeret af Per Ingesman u. Björn Poulsen, Aarhus 2000.

Dictionary of the Middle Ages. 13 Bde. New York 1982-1989, enthält zahlreiche Lemmata, die auch die skandinavische Geschichte berücksichtigen.

Steen Bo Frandsen, Dänemark. Der kleine Nachbar im Norden. Aspekte der deutsch-dänischen Beziehungen im 19. und 20. Jahrhundert, Darmstadt 1994.

Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte, 5 Bde., Berlin 1971-1998, enthält zahlreiche Lemmata, die auch die skandinavische Geschichte berücksichtigen.

Erich Hoffmann, Königserhebung und Thronfolgeordnung in Dänemark bis zum Ausgang des Mittelalters (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters, 5), Berlin / New York 1976.

Erich Hoffmann, Die heiligen Könige bei den Angelsachsen und den skandinavischen Völkern (Quellen und Forschungen zur Geschichte Schleswig-Holsteins, Bd. 69), Neumünster 1975.

Arthur E. Imhof, Grundzüge der nordischen Geschichte (Grundzüge, 19), Darmstadt 1970.

Martin Kaufhold, Europas Norden im Mittelalter. Die Integration Skandinaviens in das christliche Europa (9.-13. Jh.), Darmstadt 2001.

Olav Klose, Dänemark (Handbuch der historischen Stätten / Kröner Taschenausgabe, Bd. 327), Stuttgart 1982.

Detlev Kraack, Aus einer Urkunde wird Geschichte - DO I 294, ein Immunitätsprivileg Ottos I. vom 26. Juni 965, und Dänemarks Frühzeit im Spannungsfeld von urkundlicher, chronikalischer und archäologischer Überlieferung[Habilitationsvortrag,TU Berlin, 2000 / im Druck].

Kulturhistorisk Leksikon for Nordisk Middelalder fra vikingetid til reformationstid, 21 Bde. u. Registerband, Kopenhagen 1956-1978.

Palle Lauring, Geschichte Dänemarks, Neumünster 1964 (dän. Kopenhagen 1960).

Lexikon des Mittelalters, 9 Bde., München/Zürich 1980-1998, enthält zahlreiche Lemmata zur skandinavischen Geschichte.

Margarete 1. Nordens Frue og Husbond. Kalmarunionen 600 år. Essays og Udstillingskatalog, Kopenhagen 1996 (darin S. 14-15 Abb. einer im 15. Jh. entstandenen Karte des Nordens aus der Geographie des Ptolemaios, liegt in Kopie bei).

Mythen der Nationen. Ein europäisches Panorama. Hg. v. Monika Flacke [Begleitband zur Ausstellung im Deutschen Historischen Museum, 1998], Berlin 1998.

Darin: Dänemark. Für Fahne, Sprache und Heimat, v. Inge Adriansen u. Birgit Jenvold, S. 78-100; Norwegen. Die erfindung einer Nation, v. Robert Bohn, S. 248-268; Schweden. 'Zu Größe und Freiheit geboren ...', v. Ingrid Bohn, S. 422-445.

Middelalderens Danmark. kultur og samfund fra trosskifte til reformation. Redaktion Per Ingersman, Ulla Kjaer, Per Kristian Madsen u. Jens Vellev, Kopenhagen 1999.

Tore S. Nyberg, Die Kirche in Skandinavien. Mitteleuropäischer und englischer Einfluß im 11. und 12. Jahrhundert. Anfänge der Domkapitel Börglum und Odense in Dänemark (Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters, 10), Sigmaringen 1986.

Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2 Aufl., Bd. Iff. 1973ff. (erschienen bis Bd. XVIII/2001).

Darin u.a. Bd. V (1984), S. 141-177 (s.v. 'Dänemark' [einschlägig zu Sprache, Kultur, Geschichte u. Archäologie] / 'Dänen' [unsichere Ethymologie; Ersterwähnung im 6. Jh. bei Jordanes, Getica 59,14, u. bei Prokop, Bellum Goth. II 15,3 u. 29; dann Gregor v. Tours III 3 u. Venantius Fortunatus; in Westeuropa in der Folgezeit Kollektivbezeichnung für Skandinavier, ähnlich wie 'Normannen'; Name 'Dänemark' erstmals in Kg. Alfred Orosius-Übersetzung, Ende 9. Jh., später auf den beiden Runensteinen von Jelling, ca. 935 u. ca. 985; 965 in Privileg Ottos I. in marca vel regno Danorum]).

Thomas Riis, Les institutions politiques centrales du Danemark 1100-1332 (Odense University Studies in History and Social Sciences, 46), Odense 1977.

Peter Sawyer, Kings and Vikings. Scandinavia and Europe AD 700-1100, London / New York 1982.

Birgit & Peter Sawyer, Medieval Scandinavia. From Conversion to Reformation circa 800-1500 (The Nordic Series, 17), 5. Aufl., Minneapolis/London 2000

Schleswig-Holstein eine Landesgeschichte. Historischer Atlas von Christian Degn. Neumünster 1994.

Rudolf Simek / Hermann Pálsson: Lexikon der altnordischen Literatur, Stuttgart 1987.

Rudolf Simek, Die Wikinger (Beck'sche Reihe, 2081), München 1998.

Die Wikinger. Geschichte und Kultur eines Seefahrervolkes, hg. v. Peter Sawyer, Darmstadt 2000.

Rahmen3

PD Dr. Detlev Kraack TU Berlin, Wintersemester 2001/2002
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
TEL 1704, Sekr. TEL 18/1 (Frau Gillmeister, TEL 1808)
Tel. 314-22018, e-mail kraaocci@mailszrz.zrz.tu-berlin.de
Sprechstunde Mi 12-13 Uhr

Von mythischen Helden, verwegenen Seefahrern und großen Königen.
Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

'Einführende und vertiefende Literatur' (Fortsetzung):

Peter Nitsche: Die Waräger und die Gründung des ältesten ostslavischen Staates. Eine wissenschaftliche Kontroverse unter politischen Vorzeichen. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 52 (2001), Heft 9, S. 507-520.

W. J. Raudonikas, Die Normannen der Wikingerzeit und das Ladogagebiet, Stockholm 1930.

Klaus Heller, Die Normannen in Osteuropa (Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hesen, Reihe I / Gießener Abhandlungen zur Agrar- und Wirtschaftsforschung des europäischen Ostens, 195), Berlin 1993.

Quelle: 'Erzählung aus den vergangenen Jahren' (Nestorchronik [1050-1120], vgl. zum folgenden R. Trautmann, Die altrussische Nestorchronik [Slavisch-baltische Quellen und Forschungen, 6], Leipzig 1931, S. 11); demnach kamen 859 'Waräger' 'von jenseits des Meeres' zu den Slawen und den Finnen und nahmen von ihnen Tribut (kaum mehr als lockere tributäre Abhängigkeit); dagegen lehnen sich die einheimischen Stämme auf und treiben die Fremden 862 wieder über das Meer zurück; weil sie aber unfähig gewesen seien, sich selbst zu regieren, 'da unter ihnen kein Recht war und Sippe gegen Sippe stand', hätten sie schließlich den Beschluß gefaßt, sich einen fremden Fürsten zu suchen: ... 'und sie begaben sich über das Meer zu den Warägern, zu den Rus, ... und zu diesen sprachen sie: Unser Land ist groß und reich, aber es ist keine Ordnung in ihm; kommt Fürst zu sein und über uns zu herrschen.' Nach der Chronik wurden darauf bei den Rus drei Brüder ausgewählt, die mit ihren Gefolgsleuten 862 über die Ostsee kamen: der älteste, Rurik, ließ sich in Novgorod nieder, der zweite, Sineus, in Beloozero, und der dritte, Truvor, in Izborsk; Rurik überlebte seine bald darauf verstorbenen Brüder und herrschte im Gebiet der Rus; er gab seinen Gefolgsleuten befestigte Plätze (Polock, Rostov, Beloozero). - Über den Einfluß der Waräger auf die slaw. Staatsbildung streiten 'Normannisten' und 'Antinormannisten' seit über zwei Jahrhunderten; zum Teil ist Auseinandersetzung stark ideologisiert. - Aus Osteuropa Sklaven, Pelze, Wachs, Honig, aus dem Westen Tuche u. Schwerter; über die Rus/Normannen im Handel auf der Wolgaroute in den arabischen u. den charzarischen Raum berichtet 922 eindrucksvoll der arabische Schriftsteller Ibn Fadlan (vgl. A. Ibn Fadlan, Ibn Fadlan's Reisebericht [Abhandlungen für die Kunde des Morgenlandes, 24/3], Leipzig 1939 [Nachdruck Nendeln 1966], S. 82-97, u. J. Hermann, Wikinger und Slawen. Zur Frühgeschichte der Ostseevölker, Berlin 1982, S. 90-95, bei Heller, S. 20-24, zu Totenkult, Opferriten, Handel, Sklaven - sehr interessant u. unbedingt zur Lektüre zu empfehlen); Schlüsselstelle im Handelssystem hat zunächst Alt-Ladoga, dann Novgorod; auf Rurik (gest. 879) folgt Oleg (878/79-912/13), der das bis dahin chazarisch beherrschte Kiev erobert und zum Herrschaftsmittelpunkt macht und zahlreiche befestigte Orte ('Städte') gründet; Plünderungs- u. Belagerungszüge bis nach Byzanz 860/66 u. 907 (jährliche Tributleistungen), 911 (Handels- u. Freundschaftsvertrag); Igor (912/13-945); Olga (945-962, Regentin für ihren unmündigen Sohn); Svjatoslav (962-972/73); unter Vladimir (980-1015) 989 Übernahme des christl. Glaubens nach östl. Ritus (positive Entscheidung des Fürsten nach Aussendung von Boten in den Westen und zu den Wolgabulgaren/Sarazenen); ihm folgte Jaroslav der Weise (1015-1054); unter ihm geht skandinavisches Element zurück und steigt der Einfluß der byzantinischen Kultur (nach ziehende Skandinavier / Söldner sind nicht mehr ohne weiteres integrierbar); besonders interessant: skandinavische Fürsten gehen nach Kiev ins 'Exil' und umgekehrt (geht nach polit. Stabilisierung in Skandinavien zurück; Heiratsverbindungen bis ins 12. Jh.; vgl. u.a. auch isl. Sagas); aber: langsam wird Rus in die slawische Welt integriert.

Ole Harck u. Christian Lübke (Hg.), Zwischen Reric und Bornhöved. Die Beziehungen zwischen den Dänen und ihren slawischen Nachbarn vom 9. bis ins 13. Jahrhundert (Beiträge einer internationalen Konferenz, Leipzig 4.-6. Dezember 1997) (Forschungen zur Geschichte und Kultur des östlichen Mitteleuropa, 11), Stuttgart 2001.

Darin u.a. die Beiträge von Torsten Kempke, Skandinavisch-slawische Kontakte an der südlichen Ostseeküste im 7. bis 9. Jahrhundert (S. 9-22), u. Christian Lübke, Die Beziehungen zwischen Elb- und Ostseeslawen und Dänen vom 9. bis zum 12. Jahrhundert: Eine andere Option elbslawischer Geschichte? (S. 23-55).

M. Kurt s.v. 'Amerika [1] Skandinavische Entdeckungsfahrten' in: LexdMAs I (1980), Sp. 527-528: Island Ende des 9. Jh. entdeckt u. besiedelt, dann Grönland (Landnahme ab ca. 985); von dort aus über die Davis-Straße weiter nach Westen (Vinland, Markland, Helluland); andeutungsweise bezeugt bei Adam v. Bremen (1075), nähere Auskünfte in den - allerdings in sehr viel späterer Redaktion (14. Jh.) auf uns gekommenen - isl. Quellen, die aber auf ältere Vorlagen zurückverweisen; folgt man diesen Berichten, so wurde die nordamerk. Küste erstmals um 986 von dem Isländer Bjarni Herjólfsson gesichtet; eine Entdeckungsfahrt im eigentlichen Sinn unternahm Leif Eriksson, der Sohn Eriks d. Roten, im Jahre 1001; er folgte der Westküste Grönlands, kreuzte die Davis-Straße und segelte dann nach Süden; dort traf er auf drei unterschiedliche Küstenregionen: Helluland ('Steinplattenland', Baffinland?), Markland ('Waldland') mit langen Sandstränden (Labrador?) u. Vinland (Weide-/Grasland, volksethymologisch und der sagenhaften Überlieferung nach 'Weinland'); zweite Vinlandfahrt mit Bruder Thorvald und 30 Begleitern; in Kampf mit Eingeborenen (Eskimos oder Indianer?) wird Thorvald erschlagen; weitere Vinlandfahrt Thorfinn Karlsefnis mit 60 (oder 160) Männern, 5 Frauen u. Vieh; siedeln für drei Winter in Vinland, ehe sie dem Druck der Eingeborenen weichen mußten (danach keine weiteren Nachrichten mehr; lediglich die Isl. Annalen berichten für das Jahr 1121, Bf. Erik Gnupsson v. Grönland sei ausgezogen, um Vinland zu suchen); seit 1960 sind Reste europ. Besiedlung im Norden Neufundlands (L'Anse-aux-Meadows) ergraben worden (Grassodenhäuser, Schmiede u. andere Baulichkeiten).

J. Fischer, Die Entdeckung der Normannen in Amerika. Unter besonderer Berücksichtigung der kartographischen Darstellungen, Freiburg i.B. 1902 [Nota bene: lange vor der Entdeckung der archäologischen Funde von L'Anse-aux-Meadows).

Helge Ingstad, Die erste Etdeckung Amerikas. Auf den Spuren der Wikinger, Berlin 1966.

G. Orlandi s.v. 'Navigatio Sancti Brendani' in: LexdMAs VI (1993), Sp. 1063-1066: Urtext auf Lat. aus dem 7.-10. Jh.; teilweise reale Erfahrungen verarbeitet (Vulkan, Wale etc.), aber wohl keine frühe Entdeckung Amerikas durch irische Mönche.

Else Roesdahl: Hvalrostand, elfenben og nordboerne i Groenland, Odense 1995.

[Die Friesen:] Könige der Nordsee 250 - 850 n. Chr. [Ausstellungsbegleitveröffentlichung], Leeuwarden 2000.

Peter Sawyer, Da Danmark blev Danmark. Fra ca. år 700 til ca. 1050 (Gyldendahl og Politikens Danmarkshistorie, Bd. 3), Kopenhagen 1988 [Darüber hinaus sind auch die anderen, reich bebilderten, auf Dänisch verfaßten Bände der Reihe sehr zu empfehlen].

Wikinger, Waräger, Normannen. Die Skandinavier und Europa 800-1200 XXII. Kunstausstellung des Europarates [Katalog, Berlin], Berlin 1992.

Niels Skyum-Nielsen u. Niels Lund (Hg.), Danish Medieval History New Currents. Danish Medieval History and Saxo Grammaticus (A Symposium held in the celebration of the 500th anniversary of the University of Copenhagen), Kopenhagen 1981 [Enthält zahlreiche Beiträge, die die Ergebnisse der skandinavischen Forschung auf Englisch zugänglich machen].

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PD Dr. Detlev Kraack TU Berlin, Wintersemester 2001/2002
Institut für Geschichte und Kunstgeschichte
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Von mythischen Helden, verwegenen Seefahrern und großen Königen.
Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

Merkblatt zur 2. Sitzung: 'Unsere Quellen'

Schriftquellen: Ein Florileg von nordischen Quellen findet sich im Auszug mitgeteilt (u. z.T. auch in lat. Übersetzung) in MGH SS XXIX (Saxo / Norweg. u. Isländ. Sagas / dän. u. schwed. Chronistik), ND Stuttgart 1963.

[Adam von Bremen (lat./dt.):] Magister Adam Bremensis Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum, bearb. v. W. Trillmich, in Quellen des 9. und 11. Jahrhunderts zur Geschichte der Hamburgischen Kirche und des Reiches (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters / Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, 11), Berlin 1961, S. 137-503, darin u.a. lesenswert IV. Beschreibung der Inseln des Nordens mit der abschließenden Beschreibung einer Nordfahrt der Friesen (c. 40-41), der Gezeiten (c. 42) und Schluß (c.43).

[Saxo Grammaticus:] Saxonis Grammatici Gesta Danorum, hg. v. Alfred Holder, Straßburg 1886.

Vgl. zu Adam wie zu Einhard (Leben Karls des Großen, vgl. hier auch Reclam-Ausgabe), zu den Fränkischen Reichsannalen, zu Widukind von Corvey, zu Helmold von Bosau u. zu Rimberts Lebensbeschreibung des Hl. Ansgar jeweils die Ausgabe in der Reihe der Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe; vgl. darüber hinaus zu diesen wie zu Saxo Grammaticus die einschlägigen Artikel im LexdMAs (jeweils mit Verweisen auf Ausgaben, Übersetzungen und weiterführende Literatur).

Vgl. allgemein zu den Quellen zur skandinavischen Geschichte auch Sawyer & Sawyer, Medieval Scandinavia (52000), S. 1-26: bei genereller Armut und späterem Einsetzen der Schriftquellenüberlieferung erste skand. Urkunden in DK von 1085 (Kopie) u. 1135 (Original im Fragment); in SW 30 Jahre später; ältestes Buch des Nordens ist Necrologium Lundense (lat. Totenregister der Kirche in Lund, ab 1120); ab 12./13. Textproduktion (Geschichtsschreibung; Heiligenviten; Sagas; liturg. Schriften; Rechtskodifizierungen [weltl. u. geistl.]; Donatoren-, Besitz- u. Einkünfteverzeichnisse); Überlieferungsverluste durch Kriege, Feuer, Reformation etc.; die einzige teilweise erhaltene SW Klosterbibliothek - die von Vadstena (Hl. Birgitta) - befindet sich heute in der Universitätsbibliothek von Uppsala; z.T. Überlieferung in Abschrift durch frühmoderne Gelehrte; archäol. Überlieferung, darunter epigraphisches Material, insb. Runeninschriften (gerade in der Breite und in der Chronologie der Überlieferung aussagekräftig); Gebäude (Bau- u. Hausforschung); Münzen (in Hortfunden); Kunstwerke; Ortsnamen; Personennamen; Sprache u. Dialekte. - Darüber hinaus auswärtige Schriftquellen, z.B. Fränkische Reichsannalen oder Anglo-Saxon Chronicle; Vita Ansgarii (ca. 875 von Schüler/Nachfolger Rimbert verfaßt); altenglische Version des Orosius (im Anhang Berichte des Wulfstan über Schiffsreise von Norwegen in die Ostsee u. des Ottar über Reisen ins Nordmeer u. nach Haithabu); Beowulf (altengl. Epos, u.a. über Kämpfe der Angeln / Dänen an der Eider u. über skandin. Vorzeit [Svea]); Widukinds Sachsengeschichte (um 968); Adam v. Bremen (the "major source of information, and misinformation, about Scandinavia"); päpstliche Register enthalten zahlreiche Nachrichten über Skandinavien (unter Gregor VII., dann regelmäßig seit Innozenz III.); für die spätere Zeit Archive der Hansestädte, insb. Lübecks; Archäologie: 'neue' Datierungsmethoden (Dendrochronol.-/ Radiokarbondat.) / Datierungen in den letzten Jahrzehnten (etwa in bezug auf die Anlage von Jelling, die 'Wikingerburgen' u. das Danewerk; Friedhöfe; Siedlungen (z.T. ganze Dörfer); Fluren; Umweltarchäologie; Unterwasserarchäologie (Schiffe u. Häfen); aber generell: Achtung bei Interpretation von Funden und Fundverteilungen; Münzfunde (z.T. in großen Horten, insges. 250.000 islam., engl. u. germ. Silbermünzen; nach Goldwährung des Antike u. der Merowingerzeit); Münzen wichtige Quellen für die Rechts-, Politik-, Handels- u. Wirtschaftsgeschichte;

skand. Münzprägung erstmals/gering um 825 in Haithabu; dann Ende 10. Jh. in Sigtuna u. Lund; zahlr. islam. Münzen (über Rußland u. östl. Europa; Import geringer gegen Ende des 10. Jh., endet 1013); danach engl. / 'dt.' (sächs.) Münzen; in Horten daneben auch ungemünztes Silber; über die Wege, auf denen das Edelmetall nach Skandniavien gelangte, sagen die Funde wenig aus (Handel, Raub, Geschenke etc.); reguläre kgl. Münzprägung in DK / NOR im 11. Jh., in SW, abgesehen von kurzzeitiger Münze in Sigtuna, erst ab 1150 (Indikator für phasenverschobene Herrschaftsbildung; ähnlich indikativ ist auch das zeitweilige Aussetzen der Prägung in DK nach 1330); Ortsnamen: sehr indikativ für Siedlungsgeschichte, z.T. aber auch irreführend, da auf ältere Zustände verweisend (z.B. Wald- u. Moorkolonisierung ab dem Hohen Mittelalter; Wüstungen; Ortsverschiebungen bei Namensbeibehaltung; Aufteilung in Neu-/Alt- oder Groß-/Klein-, ethnische Differenzierungen, vgl. z.B. Angeln/Schleswig etc.); z.T. in verschiedenen Schichten überlagert; vgl. auch alte Einteilung in Harden u. Syssel; Runeninschriften (ca. 5000 Runeninschriften in Gesamtskandinavien, ab 3. Jh.): System von vertikalen u. diagonalen Linien spricht für urspr. Ritzungen in Holz; sowohl als Erinnerungsinschriften und Rechsdokumente als auch im Alltagsleben; Runensteine (50 in NOR, 200 in DK, 1800 in SW, die Hälfte davon in der Landschaft Uppland - um diesen Befund und die dahinterstehenden Bedürfnisse der Zeitgenossen zu erklären [Zusammenhang mit Wikingerfahrten fraglich; Errichtung zur Kompensation nicht als standesgemäß empfundener christlicher Bestattungsriten möglich; reicht als Erklärung nicht aus; Ehrung für Verstorbene und für Errichtende, die ebenfalls genannt werden; erbrechtliche Komponente; wohl auch Behauptung eigener Absprüche gegen ausgreifendes Königtum, formal in Anlehnung an kgl. Memorialmonument in Jelling; Frauen deutlich unterrepräsentiert], bedarf es übergreifender Untersuchungen) bereits aus der Völkerwanderungszeit, aber in der Masse aus der Zeit der Christianisierung (Ende 10. - Anfang 12. Jh.); Christliches (Kreuze) und Heidnisches (Anrufungen von Göttern) z.T. parallel, aber: "most stones are Christian"; 'Schreiber' nennt sich z.T. selbst (vgl. etwa auch die Ich-Aussage auf dem einen der beiden Goldhörner von Gallehus [eines der folgenden Merkblätter]); Mündlichkeit und Schriftlichkeit: hängen sehr komplex und nicht immer in gleicher entwicklungsgeschichtlicher Linearität miteinander zusammen (Aussagekraft von Sagas u. Rechtskodifikationen für die schriftlose Vorzeit sehr umstritten); bei Rechtskodifikationen (Rechts- u. Gesetzbücher, z.B. norw. Land- u. Stadtrechte durch Kg. Magnus Hakonsson 1270er Jahre, zehn Jahre später Jonsbok für Island, vergleichbar Mitte 14. Jh. für SW unter Magnus Eriksson; Jütisches Recht 1241 unter Waldemar II.; Uppland 1296 unter Birger Magnusson etc.) ist sehr genau darauf zu achten, wer aus welcher Intention heraus eine Kodifikation vornahm bzw. vornehmen ließ (Kge., Bfe., Privatpersonen [Adel]); Frage nach Aktualisierungen und archaischen Elementen; isl. u. norw. Sagas (12.-14. Jh.; Hochzeit ca. 1190-1230); Bischofs-, Königs- u. Heldensagas (vgl. auch K. von See s.v. 'Altnordische Literatur' in: LexdMAs I (1980), Sp. 479-486, O. Gschwantler s.v. 'Edda'/'Eddische Dichtung' in: LexdMAs III (1986), Sp. 1555-1558, R. Simek s.v. 'Saga' in: LexdMAs VII (1995), Sp. 1251-1254 (Freiprosatheorie wird heute zugundesten der Buchprosatheorie verworfen); zu Edda (ältere Edda u. Prosa-Edda; Helden u. Mythisches) und skaldischen Texten (Höfisches etc.), u. R. Simek s.v. 'Skald'/'Skaldendichtung' in: LexdMAs VII (1995), Sp. 1965-1967; aus dem Vorwort zu Snorri Sturulsons Werk Heimskringla zu Authentizität der in der Skaldendichtung mitgeteilten Informationen:

"We regard as true what is said in those poems that were declaimed in front of princes themselves or their sons. We accept as true all that those poems tell about their travels and battles. For it is the practice of skalds to praise most the man whose presence they are in, and nobody would dare to tell the man himself about deeds which everybody who heard - even the man himself - knew to be lies and deceit. That would be scorn, not praise." (S&S, Med. Scand., S. 25).

R. Simek, s.v. 'Runen, -stein, -schrift' in: LexdMAs VII (1995), Sp. 1098-1101 (älteste germ. Schrift, auf der Grundlage mediterraner Vorlagen u. evtl. einheim. vorrunischer Sinnzeichen; älteste Runeninschrift auf Speerspitze von Øvre Stabu (NOR), Mitte 2. Jh.; 2.-5. Jh. einheitl. Alphabet von 24 Zeichen [nach den ersten 6 Zeichen als älteres 'Futhark' bezeichnet]; Anfang 8. Jh. Modifizierungen zu jüngerem Futhark [nur noch 16 Zeichen; vereinzelt Zusatzzeichen; neben Lautwert auch Symbolwert u. mag. Aspekt der Ritzung [z.T. durch Wiederholung von Zeichen; u.a. Wunsch nach Glück, Erfolg u. Besitz, aber auch Schadenszauber]; ob darüber hinaus auch Zahlenwert, ist umstritten]; später [11.-14. Jh.] Instrument in allen normalen Kommunikationssituationen, u.a. auch als Gebruchsschrift f. lat. Texte u. auf Kerbhölzern (vgl. Funde in Bergen); Gott des Runenwissens und der Runenmagie ist Odin, von dem berichtet wird, er habe die Runenkenntnis durch ein Selbstopfer erlangt, als er neun Nächte ohne Nahrung an einem windumtosten Baum hing - ein deutl. Anklang an schaman. Initiationsriten, wenn nicht an chr. Vorstellungen (Sp. 1099); meist auf gesetzten Steinen zum Gedenken, vgl. auch besonders prominente Überlieferungen in Rök (Rökstein), auf den Yngvarsteinen (beides SW), in Jelling (DK), in Maeshowe (Orkney-Inseln) u. auf dem 'Löwen von Piräus' (heute Venedig vor dem Arsenal); neben 'gewöhnlichen nord. Runen' in NOR u. SW auch 'Sturzrunen' u. Geheimrunen.

Weiterhin zur 2. Sitzung ('Vorzeit / Auf dem Weg in die Geschichte'):
1) Die Goldhörner von Gallehus

Im Sommer des Jahres 1639 stieß das Klöpplermädchen Kirsten Svendsdatter (= Svens Tocher / patronymische Namengebung) bei Gallehus (auf der Geest nordwestlich der Stadt Tondern im nördlichen Schleswig, heute Dänmark) mit dem Fuß gegen ein goldenes Horn, das aus der Erde ragte. 95 Jahre später fand nur wenige Meter davon entfernt der Kätner (= Kleinbauer) Erich Lassen beim Lehmgraben ein ähnliches, etwas kürzeres, aber schwereres Horn. Die Suche nach weiteren Stücken blieb erfolglos. Die aus purem Gold gearbeiteten Hörner waren aus mehreren Ringen zusammengesetzt. Beiden fehlte jeweils der untere Teil, der offenbar bewußt abgeschlagen worden war, um die Hörner unbrauchbar zu machen. Das spricht dafür die Stücke als Opfergaben anzusehen, zumal von anderen Opferstätten entsprechend zerstörte Waffen und Gerätschaften gefunden wurden. Die Hörner maßen an der Außenkante gemessen 76 bzw. 50 cm u. waren 3202 bzw. 3650 Gramm schwer. Sie waren über und über mit rätselhaften eingepunzten oder aufgelöteten Figuren bedeckt (mythische Firguren der germanischen / antik-mediterranen Götterwelt? Kultischer Verwendungszweck?). Die Hörner gelangten nach Kopenhagen in die Königliche Antiquitätenkammer, wo sie jedoch im Mai 1802 von einem Dieb gestohlen wurden, der beide Stücke zerstückelte und einschmolz. Die äußere Gestalt der damit für alle Zeit verlorenen Kunstwerke ist uns in zeitgenössischen Abbildungen überliefert. Stilistische Kriterien und eine Runeninschrift ('Ich Hlewagast, Holtes Sohn, machte das Horn') an einem der beiden Hörner sprechen für lokale Herstellung im 5. Jh. (Wanderungszeit). Die an sich bemerkenswerten Funde gewinnen gerade durch ihre spektakuläre Zerstörung an kulturgeschichtlicher Bedeutung für DK: Im Jahre 1802 war der junge dänische Dichter Adam Oehlenschläger tief betroffen über den Diebstahl der wertvollen Hörner. Nach einem Gedankenaustausch mit Henrich Steffens schuf er ein Gedicht 'Die Goldhörner' und leitete damit die dän. Ronamtik ein. Diese entnahme ihre Stoffe mit Vorliebe der heidnischen und frühchristlichen, in der Regel mythisch verklärten Vergangenheit und hat die Entwicklung des dän. Nationalgefühls im 19. Jahrhundert wesentlich bestimmt (vgl. hierzu auch Art. in 'Mythen der Nationen', siehe unter Literatur).

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Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

Merkblatt zur 2./3. Sitzung ('Vorzeit / Auf dem Weg in die Geschichte' / 'Wikingerzeit'):

2) Die Migration der Angeln und Sachsen auf die Britischen Inseln

In seiner um 730 entstandenen angelsächsischen Kirchengeschichte berichtet Beda Venerabilis, Abt des Klosters Jarrow im nördlichen England:

"Im Jahre 449 n. Chr. Geburt, als Martianus im Oströmischen und Valentinianus im Weströmischen Reich Kaiser waren, kam das Volk der Angeln oder Sachsen, vom Britenkönig Vortigern gerufen, mit drei Langschiffen (vgl. zu diesem offenen, aber durchaus hochseetüchtigen Bootstyp etwa das Nydamboot im S.-H. Landesmuseum in Schloß Gottorf/Schleswig) in Britannien an und übernahm im östlichen Teil der Insel auf Anweisung des Königs ein Siedlungsgebiet. Angeblich kamen sie, um das Land (des Königs Vortigern und) der Briten zu verteidigen, in Wirklichkeit aber mit der Absicht, es zu erobern. Im Kampf mit den Feinden, die von Norden her angerückt waren, errangen die Sachsen den Sieg. Als die Kunde davon in der Heimat anlangte und zugleich von der Fruchtbarkeit der Insel und der mangelnden Energie der Briten berichtet wurde, entsandte man sofort eine größere Flotte dorthin mit einer stärkeren bewaffneten Manschaft, die, mit dem Vortrupp vereinigt, ein unüberwindliches Heer darstellte. Die Briten haben auch diesen Neuankömmlingen Siedlungsland gegeben unter der Bedingung, daß sie für Frieden und Wohlergehen ihres Vaterlandes gegen die Feinde kämpfen sollten - dafür wollten die Briten sie dann auch besolden. Die Ankömmlinge stammten aus drei besonders tapferen germanischen Völkern, nämlich Sachsen, Angeln und Jüten. Jütischen Ursprungs sind die heutigen Bewohner von Kent und der Insel Whight und die Leute in Wessex, die gegenüber der Insel Whight noch heutigen Tages als jütisches Volk bezeichnet werden. Von den Sachsen, d.h. aus der Heimat der alten Sachsen, kamen die Bewohner von Essex, Sussex und Wessex. Von den Angeln schließlich, d.h. aus dem Lande, das Angeln heißt und das eit jener Zeit bis auf den heutigen Tag zwischen den Gebieten der Jüten und der Sachsen verlassen daliegt, stammen die Bewohner von East Anglia und Mercia ab, gleichfalls die von Northumberland (d.h., die nördlich des Flusses Humber wohnen) und die übrigen anglischen gruppen. Man sagt, ihre ersten Führer seien zwei Brüder namens Hengist und Horsa gewesen, von denen Horsa später im Kriege von den Briten getötet worden sei. In der Folgezeit sind von den genannten Völkern immer größere Scharen nach Britannien geströmt, und die Zahl der Ankömmlinge wurde immer größer. Sie wurden daher für die einheimischen Briten, die sie einst herbeigerufen hatten, zum Schrecken, besonders als sie ein Bündnis mit den Pikten schlossen, die sie anfangs zurückgetrieben hatten, mit denen sie nun aber gemeinsam gegen die früheren Bundesgenossen Krieg führten."

Die von Beda angedeutete Auswanderung größerer Bevölkerungsanteile aus dem Raum des heutigen Angeln sowie den anliegenden Landschaften läßt sich auch archäologisch durch Indikatoren nachweisen, die für Siedlungsabbruch im 5./6. Jh. sprechen (v.a. Abbruch der Bestattungen auf Gräberfeldern, Verschwinden von Getreidepollen in Moorablagerungen etc.).

3) Offa verteidigt sein (dän.) Königsreich gegen die Sachsen

Anfang des 13. Jh. (1219) vollendete der dän. Schriftsteller Saxo Grammaticus sein Erzbischof Absalon von Lund gewidmetes, 16 Bücher umfassendes Werk der Geschichte der Dänen (Gesta Danorum). In den ersten dieser Bücher erfahren wir nähere Einzelheiten über eine in mythischen Nebel gehüllte, panagyrisch überhöhte Vergangenheit (mythische Königslisten geringer Authentizität; Quellenwert umstritten). U.a. berichtet er über den (dän.) Königssohn Offa, der das Reich seines Vaters, des Kgs. Wermund, gegen Ansprüche sächsischer Großer verteidigte:


"Als König Wermund, der sich gern auf seinem Landgut Jalunge (wohl Jelling) aufhielt, altersschwach und blind war, forderte der König von Sachsen ihn durch eine Gesandtschaft auf, er solle ihm die Herrschaft übertragen; tue er es nicht freiwillig, so werde er ihn mit Waffengewalt dazu zwingen. Wermund entgegnete, es hätte sich für den sächsischen König besser geschickt, das Ende des Greises abzuwarten; denn es sei immer vorzuziehen, einen Toten zu beerben als einen Lebendigen zu berauben. Wermunds einziger Sohn Uffe (Offa), der vom Vater im hohen Alter gezeugt war und als stumm, träge und allem Anschein nach regierungsunfähig galt, ergriff nun plötzlich das Wort und erklärte sich bereit, allein gegen den sächsischen Königssohn und einen weiteren Fechter den 'Zwei'-Kampf zu wagen und das Reich zu verteidigen. Saxo schildert, wie Uffe mit seiner gewaltigen Heldenbrust die ihm angelegte Brünne sprengt und wie das berühmte Schwert, das sein Vater vergraben hatte, hervorgeholt wird und wie der 'tumbe' Uffe auf einer Insel in der Eider (Egidora) vor den Augen der feindlichen Heere seine beiden Gegner einen nach dem anderen mit je einem Schwertschlag der Länge nach spaltet. So rettet er nicht nur sein Reich, sondern auch die Herrschaft über das Sachsenreich."

1) Der Überfall auf das Kloster Lindisfarne (793, nach dem Anglo-Saxon Chronicle
[hier nach R. Boyer: Die Wikinger, Stuttgart 1994, S. 13])

"In diesem [793] erschienen gräßliche Vorzeichen über Northumberland und erschreckten die Einwohner in betrüblicher Weise: Es waren ungeheure Blitze, und in den Lüften sah man entsetzliche Drachen. Bald darauf folgte eine große Hungersnot, und wenig später [...] überfielen und zerstörten die Heiden die Kirche Gottes in Lindisfarne und begingen Raub und Totschlag."

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Merkblatt zur 3. Sitzung ('Wikingerzeit / Fränkische Zeit'):

2) Der dänische König Gottfried (nach den Fränkischen Reichsannalen)

"808 - Als die Nachricht kam, daß der Dänenkönig Godafried (= Gottfried) mit einen Heer gegen die Abodriten (= slaw. Teilstamm im östlichen Holstein, mit den Franken verbündet) gezogen sei, schickte der Kaiser seinen Sohn Karl mit tüchtigen Truppen aus Franken und Sachsen an die Elbe, um dem übermütigen König Widerstand zu leisten, falls er einen Angriff auf das sächsische Gebiet versuchen sollte. Doch jener zog, nachdem er mehrere Tage am Ufer gelagert und auch einige feste Plätze erobert hatte, mit schweren Verlusten heim. Obschon er nämlich den Abodritenherzog Thrasko, welcher der Treue seiner Landsleute nicht traute, verjagt und den Godelaib, einen anderen Herzog, hinterlistig gefangen und an einem Galgen aufgehängt und zwei Drittel der Abodriten sich zinsbar gemacht hatte, so verlor er doch die besten und tapfersten seiner Krieger, darunter seines Bruders Sohn Reginold, der bei der Belagerung einer Stadt mit vielen dänischen Großen getötet wurde. Aber der Kaisersohn Karl schlug eine Brücke über die Elbe und führte sein Heer mit möglichster Schnelligkeit hinüber gegen die Linonen und Smeldinger, die ebenfalls zum König Godafrid abgefallen waren, verwüstete weit und breit ihre Ländereien und kehrte dann ohne allen Verlust wieder über den Fluß nach Sachsen zurück. Auf seiten Godafrids standen in diesem Feldzug auch die slawischen Wilzen, die sich aus Feindschaft gegen die Abodriten freiwillig dem dänischen König angeschlossen hatten und, als nun dieser in sein Reich zurückkehrte, mit der Beute, die sie bei den Abodriten gemacht hatten, ebenfalls heimzogen. Godafrid aber zerstörte noch vor seinem Abzug den an der Küste gelegenen Handelsplatz, der in dänischer Sprache Reric hieß und durch Entrichtung von Steuern seinem Reich großen Vorteil brachte. Er führte die Kaufleute mit sich fort und fuhr mit dem ganzen Heer zu Schiff hinüber nach dem Hafen, der Sliesthorp heißt. Hier blieb er mehrere Tage und beschloß, die Grenze seines Reiches nach Sachsen zu mit einem Wall zu schirmen, in der Weise, daß von dem östlichen Meerbusen, den jene Ostarsalt nennen, bis zum westlichen Meere, am nördlichen Ufer des Flusses Aegidora (= Eider) entlang, ein Bollwerk reichte, nur von einem einzigen Tor unterbrochen, durch das Wagen und Reiter hinaus und wieder herein kommen könnten. Nachdem er nun dieses Werk unter die Anführer seiner Truppen verteilt hatte, kehrte er nach Hause zurück.

809 - Der Dänenkönig Godafrid teilte durch Handelsleute dem Frankenkönig mit, er habe gehört, dieser sei ihm böse, weil er im vergangenen Jahre ein Heer gegen die Abodriten geführt und sich an ihnen gerächt habe. Er, Godafrid, sei bereit, sich wegen der ihm gemachten Vorwürfe zu rechtfertigen; der Bruch des Friedens sein von jenen ausgegangen. Er verlangte, es solle nördlich der Elbe an den Grenzen seines Reiches eine Zusammenkunft von Grafen des Kaisers und seinen eigenen Abgesandten stattfinden, um die Sache zu klären und gemeinsam festzustellen, was durch Buße zu sühnen sei. Der Kaiser hatte nichts dagegen einzuwenden, und so wurde in Badenfliot (= Beidefleth an der Stör) mit den dänischen Großen eine Zusammenkunft abgehalten; man brachte von beiden Seiten viele Beschwerden vor, ging aber am Ende unverrichteter Dinge auseinander. - Der Abodritenherzog Thrasko aber, der seinen Sohn dem Godafrid als Geisel hatte stellen müssen, bot seine Landsleute auf und zog, verstärkt durch Hilfstruppen, die er von den Sachsen erhalten hatte, gegen seine Nachbarn die Wilzen; er verheerte ihr Gebiet mit Feuer und Schwert und kehrte dann mit reicher Beute nach Hause zurück. Hierauf zog er eine noch zahlreichere Mannschaft von den Sachsen an sich, eroberte mit ihrer Hilfe die größte Stadt der Smeldinger und nötigte durch diese Erfolge alle, welche von ihm abgefallen waren, sich ihm wieder anzuschließen. - Der Kaiser aber beschloß, da ihm so viel von den Anmaßungen und dem Übermut des Dänenkönigs gemeldet wurde, jenseits der Elbe eine Burg zu gründen und eine fränkische Besatzung hineinzulegen. Als er zu diesem Zweck in Gallien und Deutschland Menschen zusammengebracht und sie, mit Waffen und allem Lebenswichtigen ausgerüstet, durch Friesland an ihren Bestimmungsort hatte bringen lassen, wurde Thrasko, der Herzog der Abodriten, in dem Handelsplatz Reric von Godafrids Leuten hinterlistig umgebracht. Der Kaiser aber beauftragte, als der Ort für die Stadtgründung gefunden war, den Grafen Egbert mit der Aufgabe und hieß ihn über die Elbe ziehen und den Platz in Besitz nehmen. Er liegt an der Stör und heißt Esesfleth.

810 - Der Kaiser weilte noch in Aachen und trug sich mit einem Feldzug gegen den König Godafrid, als er die Botschaft erhielt, eine Flotte von 200 Schiffen aus Nordmannia sei in Friesland gelandet, alle an der friesischen Küste liegenden Eilande seien verwüstet, und schon stehe das normannische Heer auf dem Festlande, wo es den Friesen drei Schlachten geliefert habe; die siegreichen Dänen hätten den Besiegten eine Steuer auferlegt und es seien bereits hundert Pfund Silber von den Friesen als Steuer bezahlt worden; König Godafrid aber befinde sich zu Hause. Und so war es auch wirklich. Diese Nachricht regte den Kaiser so auf, daß er in alle Lande ringsum Boten aussandte, um das Heer aufzubieten, er selbst aber unverzüglich aus dem Palast aufbrach und zuerst der Flotte zu begegnen gedachte, dann aber über den Rhein zu setzen beschloß, um die noch nicht eingetroffenen Truppen in Lippeham (= Lippemünde) zu erwarten ... Als endlich die Truppen alle beisammen waren, rückte er mit möglichster Schnelligkeit an die Aller vor, schlug dort, wo sie in die Weser mündet, ein Lager auf und wartete nun, was aus den Drohungen des Königs Godafrid werden würde. Denn dieser König prahlte, von eitler Siegeshoffnung trunken, er wolle mit dem Kaiser in offenem Felde kämpfen. Während der Kaiser sich dort im Lager aufhielt, leifen verschiedene Nachrichten bei ihm ein: Die Flotte, die Friesland verwüstet hatte, sei nach Hause zurückgekehrt; König Godafrid sei von einem aus seiner Umgebung umgebracht worden; die an der Elbe gelegene Burg Hohbuoki, worin sich des Kaisers Gesandter Odo und eine Besatzung aus Ostsachsen befand, sei von den Wilzen erobert. - Nach dem Tode des Dänenkönigs Godafrid folgte ihm sein Bruders Sohn Hemming; der schloß mit dem Kaiser Frieden.

811 - Der zwischen dem Kaiser und dem Dänenkönig Hemming beschlossene Frieden wurde wegen des äußerst kalten Winters, der den gegenseitigen Verkehr unmöglich machte, nur als Waffenstillstand betrachtet, bis bei Frühlingsanfang nun von seiten beider Völker, der Franken nämlich und der Dänen, je zwölf vornehme Männer an der Eider zusammentraten, nach Recht und Brauch einander den Eid abnahmen und so den Frieden fest beschlossen."

3) Ein Wikingerangriff im Jahre 994
a. nach Adam von Bremen (II,31)

"31. Damals soll vor Sachsen eine Flotte der Wikinger (pyratae) erschienen sein - wir sprechen von 'Schiffsleuten' (Ascomanni) -, die alle Küstengebiete Frieslands und Hadelns heimsuchten. Als sie in der Albmündung aufwärts fuhren und ins Innere des Landes einbrachen, taten sich die sächsischen Großen (magnates) zusammen; trotz der Schwäche ihrer Truppen erwarteten sie die Barbaren, die ihre Schiffe verlassen hatten, bei Stade, einem guten, festen Hafenplatz an der Elbe. Der Kampf war schwer, denkwürdig, und sehr unglücklich; wohl wurde auf beiden Seiten tapfer gefochten, doch die Unsrigen erwiesen sich schließlich als unterlegen. Siegreich zerschlugen Schweden und Dänen die ganze sächsische Streitmacht. Dabei wurden Markgraf Siegfried, Graf Dietrich und andere edle Herren gefangen genommen; die Hände auf den Rücken gefesselt, schleppten sie die Barbaren auf ihre Schiffe, legten ihre Füße in Ketten und heerten nun ungestraft im ganzen Lande. Als jedoch eines Nachts Markgraf Siegfried als einziger der Gefangenen heimlich mit Hilfe eines Fischers entkommen konnte, ergriff Wut die Wikinger; mit allen angesehenen Gefangenen, die sich in ihrer Gewalt befanden, trieben sie ihren Spott, hieben ihnen Hände und Füße ab, verstümmelten sie durch Abschneiden der Nasen und warfen sie halbtot ans Ufer. Unter ihnen befanden sich einige edle Herren, die zur Schmach für das Reich, ein jämmerlicher Anblick für jedermann, später noch lange Zeit am Leben waren."

b. nach Thietmar von Merseburg (IV,23-25)

"23. Ich erwähnte schon, daß meine drei Oheime Heinrich, Udo und Siegfried samt Adalger und vielen anderen am 23. Juni zu Schiff gegen Seeräuber (piratae) auszogen, die in ihrem Gebiet heerten; Udo fiel im Kampfe; Heinrich aber mit seinem Bruder Siegfried und Graf Adalger mußten sich unglücklicherweise besiegt gefangengeben und wurden von den verruchten Kerlen mitgenommen. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Mißgeschick unter den Christgläubigen. Der in der Nähe weilendeHerzog Bernhard entsandte sofort Unterhändler, die ihnen eine Loskaufsumme in Aussicht stellen und eine Möglichkeit zu Besprechungen über friedlichen Ausgleich erbitten sollten. Darauf eingehend verlangten sie Fridenszusicherungen und eine unerhörte Summe. Wieviel dazu zunächst der König aufbrachte, wie reichlich dann aber auch alle Christen unseres Landes in Erfüllung ihrer menschlichen Pflicht bereitwilligst beitrugen, vermag ich nicht zu schildern. Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert, für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder irgendwie aufbringen konnte.

24. Als die verfluchte Räuberbande nun den größten Teil des gesammelten Geldes - ein gewaltiges Gewicht! - erhalten hatte, nahm sie für Heinrich seinen einzigen Sohn Siegfried, ferner Gerward und Wolfram, für Adalger aber dessen Oheim Dietrich und Olaf, den Sohn seiner Tante, und entließen ihre Gefangenen, um die Aufbringung des Rests der ihnen zugesagten Summe zu beschleunigen; nur Siegfried hielten sie fest. Da er keinen Sohn hatte, bat er seine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen. In der Absicht, diese dringende Bitte zu erfüllen, schieckte sie sofort einen Boten zu Abt Rikdag (von Kloster Berge bei Magdeburg), um mit dessen Erlaubnis meinen Bruder Siegfried zu holen, der damals dort als Mönch lebte. Der kluge Mann lehnte aber nach reiflicher Überlegung die unberechtigte Entsendung ab mit dem Bescheid, sein ihm von Gott anvertrautes Amt erlaube ihm ein solches Tun nicht. Nun ging der Bote, wie ihm aufgetragen war, zu Ekkehard, dem damaligen Sachwalter und Leiter der Schule des Heiligen Mauritius (in Magdeburg), mit der ergebenen Bitte, er möge mich wegen der Dringlichkeit der Angelegenheit meiner Mutter zurückschicken. Ich kam auch frei und reiste am Freitage ab, und zwar in weltlicher Kleidung, in der ich mich als Geisel bei den Räubern aufhalten sollte, trug aber darunter meine alte Tracht.

25. Doch gerade an disem Tage entrann Siegfried mit Gottes Hilfe trotz seiner schweren Wunden folgendermaßen der strengen Bewachung seiner Feinde: In seiner äußerst mißlichen Lage hatte er mit Notbald und Ediko ständig alle möglichen Fluchtpläne geschmiedet und ihnen schließlich befohlen, mit einem schnellen Boot soviel Wein samt allem Zubehör heranzuschaffen, wie er seinen Wächtern werde einnötigen können. Unverzüglich wurde seine Weisung ausgeführt, und die gierigen Hunde deckten sich ein. Als morgens der Prister zur Messe rüstete und der Graf, seiner noch vom gestrigen Weine schweren Wächter ledig, auf dem Vorschiff sich waschen ging, wagte er den Sprung in das bereit gehaltene Boot. Jetzt erhob sich Geschrei, man griff den Priester als vermutlichen Anstifter, die Anker wurden gelichtet, schnell nahmen die Ruderer die Verfolgung der Flüchtigen auf. Nur mit Mühe konnte der Graf entrinnen; am sicheren Ufer fand er, wie zuvor verabredet, bereitgehaltene Pferde, und schleunigst ging es nach seiner Burg Harsefeld (a.d. Lühe südl. v. Stade), wo sein Bruder Heinrich und seine Gemahlin Adela sich aufhielten, ohne mit einer solchen Freude zu rechnen. Die feindlichen Verfolger aber drangen in die nahe dem Ufer liegende Burg Stade und suchten ihn voller Eifer an den verborgensten Orten. Als sie ihn nicht fanden, raubten ie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten dann mißmutig um. In ihrer gemeinsamen Wut warfen sie am nächsten Tag den Priester, meinen Vetter und alle übrigen Geiseln mit abgeschnittenen Nasen, Ohren und Händen in den Strom. Dann machten sie sich davon; und so wurden die Unseren alle von ihren Leuten aufgefischt, doch gab es unsägliche Trauer. Ich aber kehrte nach einem Besuch bei meinen Oheimen zurück, durch Christi Gnade wohlbehalten, von meinen Freunden liebreich empfangen."

Vgl. auch Hartmut Harthausen, Die Normanneneinfälle im Elb- und Wesermündungsgebiet mit besonderer Berücksichtigung der Schlacht von 880 (Quellen nd Darstellungen zur Geschichte Niedersachsens, 68), Hildesheim 1966, darin insbesondere S. 155-201 (E. Die Angriffe im Jahre 994).

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Von mythischen Helden, verwegenen Seefahrern und großen Königen.
Geschichte Skandinaviens im Mittelalter (eine Einführung für Mitteleuropäer)
(Vorlesung am Mi, 14-16 Uhr, Raum H 110, Beginn am 24. Oktober 2001)

Merkblatt zur 6. Sitzung (Die Gormiden / Jelling / Otto I. / Herrschaft und Christianisierung)

  1. "Vor einer richtig interpretierten Urkunde stürzen alle ihr widersprechenden Angaben einer Tradition, mochte sie sonst noch so zuverlässig scheinen, rettungslos zusammen. Denn in ihr redet die Vergangenheit unmittelbar, nicht durch Vermittlung Fremder zu uns."

Eduard Meyer: Geschichte des Altertums, Bd. I, 1 (Nachdruck der 3. Aufl. Stuttgart/Berlin 1910), Darmstadt 71965, § 125, S. 219, vgl. auch Ahasver von Brandt: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfswissenschaften (Urban-Taschenbücher, 33), 11. Aufl., Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1986, S. 81, als Motto über dem Abschnitt `Das Geschäftsschriftgut: Urkunden und Akten'.

  1. "Die Urkunde ist ein unter Beobachtung bestimmter Formen ausgefertigtes und beglaubigtes Schriftstück über Vorgänge von rechtserheblicher Natur." (A. von Brandt, Werkzeug des Historikers, wie unter [1], S. 82).

Aus der chronikalischen Überlieferung:

Adam von Bremen (11. Jh.), Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum, hg. v. B. Schmeidler (MGH SSrG, 2), Hannover/Leipzig 31917,

  1. I, 57 (zu 934): Deinde cum exercitu ingressus Daniam, Vurm regem [= Gorm] primo impetu adeo perterruit, ut imperata se facere mandaret et pacem supplex deposceret. Sic Hein- / ricus victor apud Sliaswich [= Schleswig], quae nunc Heidiba [= Haithabu] dicitur, regni terminos ponens ibi et marchionem statuit et Saxonum coloniam habitare precepit. Haec omnia referente quodam episcopo Danorum, prudenti viro, nos veraciter ut accepimus, sic fideliter ecclesiae nostrae tradimus (S. 56 Z. 14 - S. 57 Z. 5).

  2. II, 2: Adaldagus itaque primo ut ingressus est episcopatum, Bremam longo prius tempore potestatibus ac iudiciaria manu compressam precepto regis absolvi et instar reliquiarum urbium immunitate simulque libertate fecit donari. Precepta regis haec continentia presto sunt et alia [gemeint sind DDO I 11 u. 307 vom 30. Juni 937 bzw. 10. Aug. 965] (S. 61 Z. 18 - S. 62 Z. 4).

  3. II, 3: Otto igitur rex divino fultus auxilio, cum primum ab insidiis fratrum suorum ereptus est, iusticiam et iudicium populis fecit. Deinde postquam omnia ferme regna, quae post mortem Karoli defecerant, suo imperio subiugaret, in Danos arma corripuit, quos antea pater eius bello compressit. Illi vero bellare moliti apud Heidibam [= Haithabu] legatos Ottonis cum marchione trucidarunt, omnem Saxonum coloniam funditus extinguentes. Ad quam rem ulciscendam rex cum exercitu statim invasit Daniam. Transgressusque terminos Danorum, apud Sliaswig [= Schleswig] olim positos, ferro et igne vastavit totam regionem usque ad mare novissimum, quod Nortmannos a Danis dirimit et usque in presentem diem a victoria regis Ottinsand [= Odde-Sund, Teil des Limfjords] dicitur. Cui egredienti Haroldus apud Sliaswig occurrens bellum intulit. In quo utrisque viriliter concertantibus Saxones victoria potiti sunt, Dani victi ad naves cesserunt. Tandemque condicionibus ad pacem inclinatis Haroldus Ottoni subicitur, et ab eo regnum suscipiens christianitatem in Dania recipere spopondit. Nec mora baptizatus est ipse Haroldus cum uxore Gunhild et filio parvulo, quem rex noster a sacro fonte susceptum Sueinotto vocavit. Eo tempore Dania cismarina, quam Iudland incolae appellant, in tres divisa episcopatus Hammaburgensi episcopatui subiecta est. Servantur in Bremensi ecclesia precepta regis, quae signant Ottonem regem in sua ditione regnum Danicum tenuisse, adeo ut etiam episcopatus ille donaverit. In privilegiis autem Romanae sedis videri potest, quod Agapitus papa Hammaburgensi ecclesiae de salute gentium congratulatus omnia, quae a decessoribus suis Gregorio, Nicolao, Sergio et ceteris Bremensi archiepiscopatui concessa sunt, et ipse concessit Adaldago. Cui etiam sua vice ius ordinandi episcopos tam in Daniam quam in ceteros septentrionis populos apostolica auctoritate concessit (S. 62 Z. 20 - S. 64 Z. 13).

  4. II, 4: Igitur beatissimus pater noster primus ordinavit episcopos in Daniam, Horitum [Haredum] ad Sliaswig, Liafdagum ad Ripam, Reginbrodum ad Harusam. Quibus etiam commendavit illas ecclesias, quae trans mare sunt, in Fune, Seland et Scone ac in Sueonia. Anno archiepiscopi factum est hoc XII. Et haec quidem initia celestis misericordiae secutum est tale incrementum, Deo cooperante, ut ab illo tempore usque in hodiernum diem ecclesiae Danorum multiplici borealium gentium fructu redundare videantur (S. 64 Z. 14 - S. 65 Z. 6).

Annales Hildesheimenses, hg. v. G. Waitz (MGH SSrG, 8), Hannover 1878,

  1. 973 Otto senior imperator cum iuniore venit Quidelingaburg, ibique celebraverunt pascha 10. Kal. April., et illuc venerunt ad eos legati Grecorum, Beneventanorum, Ungariorum, Bulgariorum, Danorum, Sclavorum, cum regiis muneribus; ac non longe post Otto senior pius imperator Non. Mai. obiit; cui domnus Otto successit (S. 23 Z. 17-22).

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Überblickskarte zu den monumentalen Zeugnissen (nach E. Roesdahl: Viking Age Denmark, London 1982, S. 222)

Die Karte zeigt die unter Harald Blauzahn entstandenen Monumente und Architekturdenkmäler: die Rauningbro südwestl. der herrscherlichen Monumentalanlage von Jelling, Haithabu (Hedeby) mit dem zur Zeit Haralds erweiterten und verstärkten Danewerk (Danevirke), die vier Wikingerburgen von Aggersborg, Fyrkat, Nonnebakken und Trelleborg sowie die Befestigung von Aarhus und den ersten Vorgängerbau der kgl. dän. Grablege in Roskilde.

Aus der urkundlichen Überlieferung (von der Wiedergabe des kritischen Apparates wurde abgesehen):
Schleswig-Holstein-Lauenburgische Regesten und Urkunden, bearb. u. hg. v. P. Hasse, Bd. I (786-1250), Hamburg/Leipzig 1886,

  1. Nr. 27 (948 Juni 7), S. 10: Synode zu Ingelheim; auf derselben anwesend: Adaldagus sanctae Hammaburgensis ecclesiae archiepiscopus ... Liopdagus Ripuensis ecclesiae episcopus, Oredus Slesvicensis ecclesiae episcopus, Reginbrandus Arusensis ecclesiae episcopus ... (vgl. MGH Const. I, Nr. 6 (Gesta synodalia) S. 13 Z. 16-17 u. S. 13 Z. 29 - S. 14 Z. 1-2).

  2. Nr. 28 (965 Juni 26), S. 10-11: Kaiser Otto I. befreit auf Wunsch des Ebfs. Adaldag v. Hamburg[-Bremen] die Kirchen in Dänemark zu Schleswig, Ripen und Aarhus von allen kgl. Abgaben (= DO I 294; beides nach Druck im Hamb. UB, Bd. I [1842], Nr. 41, S. 47-48).

In nomine sanctae et individuae trinitatis. Otto, divina favente clementia imperator augustus. Quum imperatoriae dignitatis officium esse constat, ut erga divini cultum officii pervigili cura insistant, et quicquid augmentum sanctae christianae religioni adhibere potuerint, indesinenter in hoc studeant: idcirco nos, interventu dilecti archiepiscopi nostri Adaldagi, ac pro statu et incolumitate imperii nostri, quicquid proprietatis in marca vel regno Danorum ad ecclesias in honorem Dei constructas, videlicet Sliesvvigensem, Ripensem, Arusensem, vel adhuc pertinere videtur, vel futurum acquiratur, ab omni censu vel servitio nostri iuris absolvimus, ut et episcopis prescriptarum ecclesiarum, absque ulla comitis vel alicuius fisci nostri exactoris infestinatione serviant et succumbant, volumus et firmiter iubemus. Servos vero et colonos in eisdem proprietatibus habitantes, nulli nisi eisdem episcopis servituros ab omni etiam nostri iuris servitio absolvimus et sub nullius banno vel disciplina illos, nisi sub illarum ecclesiarum advocatis esse volumus. Et ut hoc auctoritatis nostrae preceptum firmum et inconvulsum permaneat, hanc cartam conscribi anulique nostri impressione sigillari iussimus, quam et manu propria subtus firmavimus. Data VI kalendas Julii. Anno dominicae incarnationis DCCCCLXV. Indictione VIII. Anno domini Ottonis imperii IV, regni autem XXX. Actum Magadeburch. In Dei nomine. Amen.

  1. Nr. 31 (988 März 18), S. 12: König Otto III. bestätigt den vier dänischen Bistümern ihren Besitz und gewährt ihnen das Recht, im Reiche Grundeigentum zu erwewerben, sowie den Leuten des Schleswiger Bischofs Zollfreiheit (= DO III 41; beides nach Druck im Hamb. UB, Bd. I [1842], Nr. 50, S. 56-57 - Übernahmen aus der Urkunde von 965 sind in recto abgedruckt).

In nomine sanctae et individuae trinitatis Otto, divina clementia rex. Omnium fidelium nostrorum, tam presentium, quam futurorum piae devotioni pateat, quomodo nos ob petitionem et interventum dilecti nostri Adaldagi, Bremensis ecclesiae videlicet venerabilis archiepiscopi, ac pro stau et incolumitate regni nostri, quicquid proprietatis in regno Danorum ad ecclesias in honorem Dei constructas, videlicet Sliesvvicensem, Ripensem, Arusensem, Othenesvvigensem vel adhuc pertinere videtur, vel in futurum adquiratur, ab omni censu vel servitio nostri iuris absolvimus: et ut episcopis prescriptarum ecclesiarum, absque ulla comitis vel alicuius fisci nostri exactoris infestatione, serviant et succumbant, volumus et firmiter iubemus. Insuper concedimus predictarum ecclesiarum episcopis, ut potestatem habeant emendi agros, possessiones et predia in omnibus regni nostri partibus, ubicunque velint aut possint. Servos vero et colonos in eorum proprietatibus habitantes, nulli, nisi iisdem episcopis servituros, ab omni etiam nostri iuris servitio absolvimus et sub nullius banno vel disciplina illos, nisi sub illarum ecclesiarum advocatis esse volumus. Ad hoc etiam omnes fideles nostri dinoscant, quod nos Folgberti ... ecclesiae episcopi ... sive qualicunque paratu euntibus in nostri regni finibus theloneum prorsus perdonavimus. Et ut hoc nostrae auctoritatis preceptum firmum atque inconvulsum permaneat, hanc cartam conscribi annulique impressione signari iussimus; quam et manu propria ... firmavimus. Data XV. kalendas Aprilis, anno dominicae incarnatione DCCCCLXXXVIII. Indictione I. Anno autem tertii Ottonis regnantis V. Actum Wildeshusen. In Dei nomine feliciter. Amen.

Erläuternde Informationen zu Personen und Sachen:

DO I 294: Dok. Nr. 294 in der chronolog. verzeichnenden krit. Edition der Urkunden Ottos I. durch Theodor Sickel (Berlin 1879-1884); - Gorm der Alte (Mitte 10. Jh., Stammvater der Gormiden, eines ursprüngl. vermutl. auf Seeland beheimateten Geschlechts [eines unter mehreren, konkurrierenden dän. Königsgeschlechtern] mit Hauptsitz in Jelling [Zentraljütland]), Gatte Thyras u. Vater Harald Blauzahns (ab ca. 960); Sven Gabelbart (ca. 987-1014, Sohn Haralds); Otto I., Otto III. (liudolfingische/ottonische Kge. bzw. Kaiser), Adaldag (10. Jh., Ebf. v. Hamburg-Bremen); - chronikalische Überlieferung: Widukind von Corvey (10. Jh.), Adam von Bremen (11. Jh.), sog. Gallus Anonymus (Anfang 12. Jh.); - zur Urkundenlehre (Diplomatik): (1) Intitulatio, (2) Arenga, (3) Narratio: Teile der Urkunde, in denen sich (1) der Aussteller selbst nennt, (2) allgemeine, den Zeitgeist widerspiegelnde Erläuterungen gegeben und (3) Informationen über die Ausstellungsmodalitäten mitgeteilt werden; - monumentale Überlieferung (vgl. auch Karte): Anlage von Jelling mit Haralds Selbstaussage auf seinem Runenstein: `Harald ließ dieses Gedenkmonument zu Ehren seines Vaters Gorm und seiner Mutter Thyra errichten. - Harald, der Dänemark und Norwegen einte und die Dänen zu Christen machte'; Anlage der `Wikingerburgen' (Aggersborg [250 m Durchmesser!], Fyrkat, Trelleborg, Nonnebakken, alle unter Harald errichtet), Ausbau des Danewerks (Ende 60er Jahre 10. Jh.) und der Brückenanlage über die Auniederung bei Vejle (`Rauningbro' [760 m !]) - dienten wohl jeweils strateg. u. repräsent. Zwecken, somit bedeutsam für die Beurteilung des dän. Kgtms.

Rekonstruktion des Walles von Fyrkat u. Skizze der `Wikingerburg' Aggersborg (Durchmesser 250 m) (nach E. Roesdahl: Viking Age Denmark, London 1982, S. 148 u. S. 150).

Frühneuzeitliche Abb. zur Anlage von Jelling (Semesterapparat)

Hier nach Heinrich Rantzau (1526-1598): königlicher Statthalter in Schleswig-Holstein. Ein Humanist beschreibt sein Land [Ausstellungskatalog], Schleswig 1999, S. 264.

Abb. aus einem dänischen Pass des Jahres 2000 (Christusdarstellung vom größeren Jellinger Runenstein).

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