Girop von Markus Pristovsek


Sein Kopf dröhnte fürchterlich. Normalerweise ging es ihm nach einem Sprung nicht so mies. Kira sprach schon mit der Station. Die Worte mussten sich von den Ohren durch trüben Schlamm wälzen, bis sie die höheren Wahrnehmungszentren streiften. Erst nach und nach verstand er ihre volle Bedeutung.

«Kira.» Ihr Name schien in seinem Kopf wie in einer Kathedrale wiederzuhallen. Er stöhnte. «Haben die uns zur Kilean-Station geleitet?»

«Ist es schlimm?»

Die Wörter peitschten seinen Schädel. Er öffnete ein Auge. Das schwache Licht des entfernten Hauptsterns brannte wie ein Laser in seinen Augen. Ihm war schlecht. «Ja», murmelte er, schwankte gleichzeitig in Richtung Duschklo.

Er würgte eine ganze Zeit; doch sein Magen war leer, außer eckligem bitteren Schleim, von dem ihm noch schlechter wurde, kam nichts. Er dusche den Tank leer. Immerhin war das Flimmern von den Augen verschwunden.

Er erwachte fallend, da Kira die Tür aufgemacht hatte, gegen die gelehnt er eingeschlafen war. Sie konnte ihn bei der schwachen Beschleunigung leicht halten. «Danke», murmelte er und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien und nicht hinzufallen. Doch er war zu schwach.

Sie trug ihn und legte ihn auf die Matratze. Sie flößte ihm Traubenzucker und ein Isoton ein. Danach war er wieder eingeschlafen.

 
Als er das zweite Mal erwachte, da waren sie schon an der Station: Der Zug der Zentrifugalkraft war gleichmäßig und stärker, als es die Triebwerke so leise konnten. Es war dunkel, er lag allein auf der Matratze und lauschte dem Knarren des Schiffes in den Dockingklammern, und dem Knallen, wenn das nahegelegene Korrekturtriebwerk der Station feuerte, dem leisen Rauschen der Lüftung, dem Winseln irgendeines alten Aggregates. Erst sehr langsam erkundete er den Körper: Der Kopfschmerz war vergangen, doch ein dumpfer Schmerz ging von Schwanz- und Zehenspitzen bis zum Kopf. Als er dem Schwanz einrollen wollte, durchzuckte ihn stechender Schmerz. Eigentlich ging es dem Schwanz besonders schlimm. Er ließ ihn ruhig liegen.

Nach einer Weile hörte er das Außenschott. Kira kam, doch noch jemand war bei ihr. Die Stimme hatte keinen Akzent, sie war weich, eher eine weibliche Stimme. Sie kam ihm bekannt vor, auch wenn er sie im Moment nicht einordnen konnte.

Die Pressluft zischte und langsam, auf dem Fußboden kratzend, öffnete sich das Schott zu seiner Kabine. Geblendet schloss er die Augen.

«Hallo Marik Sewastopol», sagte die Stimme. Aber nicht, als spräche sie zum ersten Mal diesen Namen aus, es klang eher wie eine nette Begrüßung nach langer Zeit. Tapfer öffnete er die Augen. Nach ein paar Sekunden begannen die Schatten Konturen anzunehmen.

«Ich bin's, Jerka. Erinnerst du dich? Auf Station IV im Cobasian-System. Du hast mich ein Stück mitgenommen.»

Wie konnte er das vergessen. Er nickte halb, verzog dann wieder das Gesicht vor Schmerzen. Jede Bewegung wurde mit schrecklichen Schmerzen beantwortet, noch dazu fühlte er sich so schwach.

«Als ich hörte, du kämst mit diesen Katzenfrachter, da habe ich am Dock gewartet. Kira hat mir dann von deinen Abenteuern inzwischen erzählt, und auch wie schlecht es dir geht. Ich habe ihr ein wenig mit dem Formkram geholfen und dann sind wir beide so schnell zurück, wie es ging.» Sie legte die Hand auf seine Stirn. Die Hand war eiskalt.

«Du hast Fieber», sagte sie. Dann untersuchte sie die Füße. «Tut das weh?» fragte sie und bog die Schwanzspitze leicht nach oben. Er schrie kurz auf, und ihm wurde einen Moment schwarz vor Augen.

«Du wirkst kräftiger. Hast du Kater-Pillen genommen?»

Sie wartete sie Nicken kaum ab. «Wie ich vermutet habe: Es ist der Schwanz und die Katerpillen», stellte sie sachlich fest. «Der Körper merkt zwar, dass er dazugehört; aber der Schwanz passt nicht zu den Menschengenen. Und die Pillen haben alles viel schlimmer gemacht. Marik, höst du mich? Soll ich den Schwanz einfach ausradieren?»

«Nein!», schrie Kira und ging mit ausgefahrenen Krallen auf Jerka los. Doch mit einer schnellen Handbewegung fing sie Kiras Arme mit einer Hand ein. «Das ist Mariks Sache», sagte sie.

«Und es ist mein Schiff!», sagte Kira. Doch sie fuhr die Krallen wieder ein. Ihr Fell legte sich wieder. «Wenn er keine Katze mehr ist, dann muss er»

«Du drohst ihm? Du bist dumm!»

Kira versuchte wieder, ihre Arme freizubekommen, doch Jerka hielt sie mit eisernem Griff.

«Und wenn ich dich losließe, und du mich vertreibst, dann stirbt Marik! Das willst du also?» Sie schubste sie aus dem Rahmen. Das Schott schloss sich, ließ die fassungslose Kira draußen.

Jerka beugte sich über Marik. «Marik, hast du mich verstanden? Willst du den Schwanz loswerden?»

Er hatte nicht folgen können: «Was dann?»

«Dann wird es dir gleich viel besser gehen.»

«Nimm ihn ab. Alles, nur dass es besser wird.»

«Du sollst entscheiden, mit oder ohne? Bedeuten dir die Katzen, bedeutet dir Kira etwas?»

«Jerka, ich » Ein neuer Schmerzstoß zuckte durch seinen Körper. «Kira ist nett, aber die Katzen aber sind» Er stöhnte wieder. «Jerka, ich» Er verlor endgültig das Bewusstsein, als er spürte, dass sich der Raum wie zu einem Sprung zu falten begann.

 
Als er wieder aufwachte, da war der Schmerz vergangen. Seinem Körper ging es gut, er konnte ihn so klar und deutlich wahrnehmen. Es schien ihm, als könnte er die Bewegung jedes einzelnen Haares spüren. Auch der Schwanz war noch da, mehr noch, er fühlte sich an, als wäre er schon immer ein Teil seines Körpers gewesen. Er konnte jetzt mit der Spitze deutlich tasten, ein lustiges Gefühl. Keine Spur mehr von den Schmerzen, keine Spur mehr von der Schwäche. «Rike, Licht!», flüstere er, dabei gab es keinen Grund mehr zu flüstern.

Die Deckenlampe flackerte und wurde dann langsam heller. Kira lag auf dem Boden neben der Matratze. In der einen Pfote hatte sie einen Becher mit Traubenzucker, der ihr beim Einschlafen wohl umgekippt war. Sie musste die ganze Zeit hier verbracht haben. Er fuhr mit dem Schwanz sachte über Kira Gesicht. Ihre Ohren zucken, sie blies, um die imaginäre Fliege zu verscheuchen.

«Rike, Datum!»

«Marik, Zeit 0592, Tag 278, Jahr 5003.»

Es waren seit dem Sprung erst zwei Tage vergangen. Und sie konnten erst 1000 an der Station liegen. Erstaunlich, wenn er daran dachte, wie schlecht er sich gefühlt hatte. Selbst nach einem normalen Sprung würde er sich nicht so gut fühlen. Aber er war krank gewesen, und es stank hier drinnen nach seinem Schweiß. Zeit zu duschen.

In der Dusche erstarrte er, als er sein Spiegelbild sah: Sein Haar war nicht mehr dunkelbraun, sondern rotgetigert wie das Schwanzfell. Und seine Augen, er hatte tiefgelbe Katzenaugen bekommen. Er rieb sich die Augen, sie fühlten sich normal an, er konnte normal sehen. Doch es blieben Katzenaugen, mit einem schwarzen senkrechten Strich als Pupille.

Er duschte gar nicht so lange. Doch der Tank war leer. Das Wasserrecycling war wohl kaputt. Egal, so gut wie er sich fühlte, würde er sogar den Filter für das Brauchwasser ausbauen. Es wäre zuviel gesagt, wenn er sich darauf freuen würde.

Er war drauf und dran, die Bodenplatte zu lösen, als das Schott sich öffnete. Doch es war nicht Kira sondern Jerka. Erst jetzt kam ihm so richtig zu Bewusstsein, dass sie ihn gerettet hatte. «Jerka, ich muss dir danken, auch»

Sie schnitt ihm das Wort ab. «Dafür danken? Ich habe nicht viel Zeit, aber ich will dir wenigstens sagen, was ich mit dir gemacht habe: Der Schwanz ist jetzt fest in deine DNA integriert. So als wenn er schon immer zu deinem Körper gehört hätte. Ein Genscan wird dich nun nicht mehr als Mensch ausweisen.»

«Naja, Fallerianer war ich auch nicht richtig. Aber existiere ich überhaupt noch, ich meine, was ist aus meiner ID geworden?»

Sie lächelte: «Wer kann schon eine Katzen-ID lesen? Und welche Katze überprüft eine ID mit einem Genscan?»

«Dann bin ich jetzt eine Katze.» Er verzog das Gesicht. «Mit Haut und Haar.»

«Du kannst sogar mit Kira eine Familie gründen, mit Kindern. Sie ist eine mutig stolze Katze: Sie legt sich für dich sogar mit einer Sprungreiterin an.» Jerka lächelte. «Hast du dich nie gefragt, warum dich Katzen immer wieder überreden konnten? Es sind die Augen, sie rufen in Menschen Urinstinkte wach. Und da du eh einen Schwanz hast, kann es dir nur nützen.» Dann verschwand das Lächeln wieder und sie wurde ernst. «Es tut mir Leid, wenn ich die falsche Entscheidung getroffen hatte. Wenn ich es korrigieren soll, dann sag es mir. Ich brauche dazu aber ein bisschen.»

Er schüttelte den Kopf. «Jerka, ich weiß es nicht. War es Zufall, dass du hier warst?»

«Natürlich nicht. Ich muss los. Sei gut zu Kira. Wir sehen uns dann.» Für ganz kurze Zeit sein sich der Raum zu falten, doch schneller noch war die Realität wieder da. Nur Jerka war verschwunden.

Er wandte sich wieder der Bodenplatte und den darunter liegenden Verbindern zu, als das Schott sich ein zweites Mal öffnete. Kira sprang auf ihn zu und warf ihn fast nach hinten um. «Marik, ich freu mich ja so, dass du wach bist. Ich hatte solche Angst um dich. Erst, dich verstümmelt wiederzusehen. Und als das Schott aufging, und sie war nicht mehr da, und du lagst immer noch da, mit Schwanz und allem, wie tot, da dachte ich, du stirbst. Weil sie wegen mir nichts getan hat. Oh, ich bin ja so froh.» Erstaunt hielt sie plötzlich inne, plapperte dann aber sofort weiter. «Was ist mit deinen Haaren passiert. Oh, und so schöne Augen, Das war Jerka? Oh, wie siehst du gut aus! Und der Schwanz ist noch schöner geworden.»

«Genug, Kira, danke, bitte nicht mehr lecken. Es geht mir blendend. Und der Schwanz ist jetzt für immer mein. Ehrlich Kira, bedeutet dir das so viel? Sind Menschen ohne Schwanz nichts wert?»

«Du schon!», sagte sie, und wollte ihm ins Ohr beißen.

«Kira, komm. Pause. Ich bin gerade dabei den Wasserfilter nachzusehen, und meine Hände ... »

Sie sah seine abgestreckten, drecktriefenden stinkenden Hände an. «Ich helf' dir.» Sie holte einen zweiten Universalschlüssel. Mit vereinten Kräften gelang es ihnen, die Leitung zu öffnen. Die stinkende Suppe aus Dusche, Ausguss und Klo lief aus der Öffnung, bis sie den Blindflansch aufgesetzt hatten. Ein gutes Zeichen, es hieß, dass genügend Druck auf dem Tank war. Der Filter war ähnlich appetitlich.

Bevor den Ersatzfilter einsetzten, mussten sie die Filterbox säubern. Trotzdem würde ihr Wasser in nächster Zeit nach Sch** und Chemie (vom neuen Filter) schmecken. Mit dem ersten Wasser, das kam, wuschen sie sich. Nicht dass es viel änderte. Erst ein Art Kölnisch Wasser der Katzen half etwas.

Während sie auf Wasser für eine richtige Wäsche warteten, saßen sie in der Messe und frühstückten. Er war hungrig und schaufelte sich schon eine zweite Schale mit Flocken herein.

Kira war satt. «Wer war sie eigentlich? Sie war doch da, oder bin ich schon verrückt geworden? Weil Rike behauptet, niemand außer uns wäre je an Bord gewesen.»

«Ich habe Jerka auf Cobasian Station II kennengelernt. Sie hat mir ein Schiff verschafft, Simon. Und dann hat sie irgendwann kurz vor einem Sprung gesagt, dass sie danach weg sein würde. Und sie sagte, sie sei eine Kibanderi, du kennst sie vielleicht eher unter Sprungreiter oder verlorene Götter. Sag nichts, ich dachte damals auch, sie wäre völlig durchgedreht, so vom Springen ohne Betäubung. Aber als sie dann wirklich weg war, und die KI sagte, ich wäre alleine losgeflogen ... »

Sie sahen sich an. «Eine Sprungreiterin. Das sind doch Mythen!»

Er zuckte mit den Achseln. «Das hatte ich auch gedacht. Aber einen Sprung lang, da hatte ich auch kein Pflaster, und da hat mich Jerka mit auf einen anderen Sprung genommen, jedenfalls meinte das Simon. Wir waren plötzlich auf einem Planeten, einem echten Planeten. Und sie hat irgendwas über die Gargudas gesagt, Würmer auf Fallerian. Das sie klüger wären, als wir. Ich habe es nie verstanden.»

Plötzlich Kira seinen Kopf hoch. «Was ist mit deinen Augen passiert? Hat sie es auch getan?»

«Ja. Sie sagte, die Augen sind der Grund, warum sich Menschen immer wieder von Katzen betrügen lassen.»

«Du bist jetzt also eine richtige Katze.»

Er schüttelte sich. «Das hat mir noch gefehlt. Aber danke, dass du dich selbst mit einer Kibanderi anlegen wolltest. Was anderes, wir sollten schon längst draußen sein, und uns um neue Fracht kümmern. Kilean hat nicht gerade einen guten Ruf.»

Sie wurde ernst. «Richtig, du warst unglücklich, dass sie uns hierher geleitet hatten. Ich kenne die Kilean-Station nicht.»

Er winkte ab. «Ich weiß auch nicht viel mehr. Aber Llandren hatte damals geflucht und flog lieber auf eigene Faust weiter. Vielleicht hatte er ja hier auch nur einen alten Feind. Hast du die Statuen schon abgeliefert?»

 
Es war eine mächtige Schlepperei. Aber sie konnten sie tragen und wollten das Geld für einen Schlepper sparen. Es war auch nicht sehr weit, sie brachten sie direkt an Bord eines Schiffes zum Planeten.

Dann gingen sie zurück und kümmerten sich um Treibstoff und Ersatzteile. Alles war viel billiger als bei den Katzen.

Während Kira zur Samulvertretung gelaufen war, um dort vielleicht einen Auftrag zu bekommen, lief Marik über den Markt. Neben Essen suchte er nach ein paar netten Sachen für Kira. Ihre hellbraune Hose und das dunkelblaue Hemd sahen bei normalem Licht einfach schauderhaft aus. Wenn sie so herumlief, dann bestätigte sie nur die Vorurteile über Katzen. Nun gut, sie waren ja wirklich Farbenblind, außer Rot erkannten sie keine Farben. Aber das musste man ja nicht jedem unter die Nase binden.

Er liebte diesen Markt. Er erinnerte ihn ein wenig an Flikkers. Nur Fallerianer sah er hier kaum. Auch für sich suchte er ein paar neue Sachen. Zu seinem rotweißen Haar kaufte er sich Hemden, eines dezent grün, senkrecht gestreift, eines pechschwarz. Dazu eine dunkelgrüne Hose und ebenfalls eine Schwarze. Schwarz war immer richtig, damit fiel man selten negativ auf. Nebenbei hörte er sich nach Aufträgen um, doch seltsamerweise wollte kaum jemand etwas von der Station schaffen.

Als er an Bord kam, hing Kira gerade mit Kopf und Oberkörper in einer Nische und mühte sich mit einer Dichtung ab. Sie checkte gerade die Dichtigkeit der Hydraulik für die Schotten. Sie hatte keinen Erfolg gehabt, es gab hier keinen Samulvertreter, und der für das Rigit-System hatte ihnen dringend geraten, sofort abzufliegen.

«Kira, ich glaube immer mehr, dass wir irgendetwas geschmuggelt haben. Die Statuen waren vielleicht hohl. Und das extra für uns dieses Shuttle gewartet hat ... »

Sie murmelte irgendwas, rüttelte an einer Leitung. «Gibt mir mal eine siebzehner Dichtung.»

Er schob ihr das Päckchen zu. «Für zwei Statuen wurden wir gut bezahlt.»

Kira hatte scheinbar andere Probkleme. Endlich war sie fertig: «Sie sitzt. Zieh mich raus.» Sie sah ihn kurz an. «Du meinst, wir wurden betrogen?»

«Katzen von Katzen betrogen -- man lernt immer wieder dazu. Ach Kira, was ist das nur für ein schlechtes Leben.»

Sie sah ihn erschreckt an. Dann lachte sie. Er wusste nicht warum, doch es war ansteckend und er musste mitlachen, bis sie beide um Atem ringend auf dem Boden lagen. Es hatte gut getan, aber warum hatte sie nur so gelacht?

Sie erstarrten, als Rike sich von alleine meldete: «Kira und Marik, die Betankung wurde gerade eingestellt, da keine Credits mehr da sind.»

«Was!», riefen sie unisono. «Rike, die Tonne kostet 300.»

«Kira, sie haben aber 1000 Credits abgebucht. Es ist alles rechtmäßig.»

«Auf dem Vertrag, den ich unterzeichnet hatte, waren aber 300. Verdammt. Rike, wieviel haben wir noch?»

«Kira, Guthaben 197,162 Credits.»

«Rike, abdocken. Sofort!»

Es ruckte und sie waren schwerelos. Unvorbereitet wie sie waren, hingen sie eine Moment in der Luft, um dann an die Decke zu stoßen. Das Werkzeug verteilte sich langsam im Raum. So schnell es ging, sammelten sie es ein. Kira hastet in das Cockpit, um ein wenig Schub zu geben und den Abflug in geordnete Bahnen zu lenken, während er das Schiff raumklar machte, alle Sachen wegschloss. Gedämpft hörte er den wütenden Funkverkehr und Kira ebenso wütende Antworten. Schließlich kam auch er in das Cockpit.

Er schnallte sich fest. «Wohin nun?»

«Wir springen zur Samulvertretung auf der Tagit-Station. Sprung in 9072.»

«Ein Innersystemsprung? Hältst du das für klug?»

«Zu mehr reicht das bisschen Treibstoff kaum. Wir springen den Rand entlang, sagt Rike.»

«Ich hoffe, Rike weiß, was sie tut.»

Mehr gab es nicht zu sagen. Sie ließen sich mehr oder weniger in Richtung Sprungzone treiben. Es war jedoch klar, dass sie weit davor springen würden. Er sah sich den Kurs an. Nun, wenn alles klappte, dann kamen sie recht nahe, aber wenigstens innerhalb der Sprungzone der Tagit-Station, an.

Er legte die Hand auf Kiras Schulter. «Los, Rike wird schon mit allem klarkommen. Ich möchte dir etwas zeigen.»

Neugierig folgte sie ihm. Er zeigte ihr ihre neuen Sachen. Sie waren ganz in gelb gehalten, eine weite Hose und eine Jacke mit Gürtel aus glattem gewebten Stoff, dazu ein gelbes Stirnband mit einem schwarzen Kreis. Ein wenig wie ein Traininganzug für eine dieser Katerkampfsportarten. Für sich hatte er das gleiche in schwarz gekauft. «Partner sollten auch Partnerlook tragen», witzelte er. Das war der offizielle Anzug für die Crew des Katzenfrachters Rike. Und dann zeigte er ihr die anderen Sachen: Schwarze abgerissenen kurze Jeansshorts und ein weißes nabelfreies T-Shirt.

Gerade weil Kira nicht wie eine normale Katze gebaut waren, standen ihr die Sachen sehr gut. Als sie nebeneinander von Rike projeziert wurden, schließlich hatten sie keinen so großen Spiegel, da sahen sie bis auf den Kopf wie Geschwister aus; nicht wie Katzen, aber auch nicht wie Menschen. Von hinten konnte man sie gar nicht auseinanderhalten. Mit Shorts und T-Shirt sah Kira sogar nach menschenlichen Maßstäben sexy aus. Das Wichtigste aber war: Kira gefielen die Sachen. Sie spielte sanft mit ihrer Zunge und Zähnen an seinem Ohr.

Er brummte erfreut, fuhr unter das T-Shirt und kraulte das Fell auf ihren Schulterblättern. Dann arbeitete er sich langsam über die Schultern auf die Vorderseite vor. Er spürte, wie ihr Fell sich sträubte. Sie ließen sich, umschlungen wie sie waren, auf die Matratze fallen. Sie kam zuunterst. Sie begann, sein Brustbein zu lecken. Zur Antwort fanden seine Hände das obere Brustpaar und machten sich dann auf zum mittleren. Sie begann von innen heraus zu vibrieren, erst leise und unhörbar langsam, bis ein tiefes Schnurren daraus wurde. Die ganze Zeit rieb sie ihren Kopf an seinen Schultern. Dann drang er ein. Sie gab einen merkwürdigen Laut von sich, eine Mischung aus schreien und brummen. Er stöhnte leise, sein Schwanz bewegte sich in Ekstase wie ein kopfstehendes Pendel: senkrecht langsam und an den Umkehrpunkten schnell.

Sie schliefen immer noch mit einem Lächeln, als der Sprungalarm durch das Schiff hallte. Es dauerte noch gute 0010, bis Marik ein Auge auftat. Einen Moment später war er hellwach. Da faltete sich schon der Raum, reflexartig gab er sich eine Backpfeife, doch diesmal hatte er kein Pflaster in der Hand. Dennoch wurde es dunkel. Er öffnete seine Augen wieder. Sie waren im 4D, eindeutig. Er hörte das seltsam verzerrte langsam anschwellende Geräusch der Triebwerke, eben 4D-Hören. Aber er konnte die Augen schließen und es wurde dunkel.

«Na, gefällt dir mein Präsent?» Seltsam verzerrt und nachhallend klang die Stimme.

Er öffnete die Augen. Sie waren immer noch im 4D, er konnte die Formen nicht entziffern. Aber er konnte die Augen schließen. Nur Jerka konnte das getan haben. «Jerka?»

«Wer sonst.» Es klang wie Lachen. «Ich musste doch sehen, ob es funktioniert hat.»

«Und jetzt musst du gleich wieder weg.»

«Genau. Du scheinst mich gut zu kennen. Aber wir sehen uns noch.»

«Menschen glauben immer, ihre Götter, Götzen oder Gönner zu kennen.»

«Und ich bin wohl alles? Bis bald!» Das Muster veränderte sich. Das war alles, sie war weg. Verdammt, war er nur eine Marionette der Götter, so wie in den Sagen? Wenn man Jerka überhaupt als Gott bezeichnen konnte. Er hätte gern gewusst, wieviel Jerka von dem wusste, was geschehen wird, und wieviel sie davon selber herbeiführte. In den Sagen war es für die Opfer, die die Götter für ihre Spielchen ausgesucht hatten, oft mehr Fluch denn Segen. Er hatte einen SI-OP, ein nutzloses Röhrchen bekommen, und er war zu einer Halbkatze geworden. Wer sollte ihn dazu beneiden? Was würde noch passieren?

Der Raum faltete sich zurück, die zusätzlichen Ecken verkochen sich wieder in den Spalten der ,,normalen" Realität. Kira schlief noch immer. Erst langsam wurde sie wach.

«Rrrrr. Marik?» Sie reckte sich.

«Ja?»

«Danke. Es war wundervoll.»

«Es war auch schön mit dir. Du hast meine Größe, und du hattest Zeit. Du hast hast es einfach laufen lassen. Du hast mehr Gefühl als jede andere Katze. Und du hast mich nicht verletzt.»

«Marik, ich liebe dich.»

Marik wurde kurz rot. «Tja. Das kannst du nur sagen, weil du verrückt geworden bist. Wir sind nämlich gesprungen, während du schliefst.»

«Was!» Sie setzte sich abrupt auf.

«Und du hast den Besuch versäumt: Rate mal wer da war?»

«Bitte, dreh mir nicht auch noch durch. Eine verrückter Rechner, ein netter verrückter Kater! Was soll da aus mir werden?»

«Eine Sprungreiterin vielleicht? Meine Sprungreiterin vielleicht?»

Er beugte sich wieder über Kira, als sich Rike meldete. «Kira und Marik, wir sind an der innersten Grenze herausgekommen. Noch 0010 bis zum ersten Korrekturmanöver.»

«Rike, ein Papst hätte seine Freude an dir!» Notgedrungen stand Kira auf, zog sich die Sachen an und ging in das Cockpit.

Trotz der unregelmäßigen Schubstöße nahm er eine Kurzdusche. Mit den neuen Sachen erschien er im Cockpit. Die Station füllte schon das Sichtfenster und die Schirme aus. Kira saß vor den Anzeigen, mit dem Strinband als einziger Kleidung. Sie bemerkte ihn nicht. Erst als sie eingerastet waren, ließ sie sich ausatmend im Sitz zurückfallen.

«Besser kann man es nicht machten.» Marik nibbelte am Oht. Dann hielt er ihr die Sachen hin. «Los, kaufen wir uns Zeit.»

Einen Moment zögerte sie, in den neuen Sachen, diesen Kampfsportanzügen, bei der Samulvertretung auf der Station aufzutauchen. Schließlich war die Katzenwelt nahe. Andererseits war die Katzenvertreterin vermutlich freiwillig hier, denn zur Verbannung wurde man wohl eher an das andere Ende der Galaxis geschickt.

So standen sie schließlich vor der Vertretung. Sie war ein wenig vom Gang zurückgezogen, das kurze Stück hatte man mit Sand und zwei Büschen zu einer Imitation der Heimatwelt gemacht. Es war sehr eindrucksvoll. Ein Kater ließ sie herein.

«Hay. Mein Name ist Ritrot. Wer hat euch geschickt?»

Scheinbar hielt Ritrot sie auch für Kater. Kira war entsprechend wütend. «Ich bin Kira von Samul. Mein Partner Marik Sewastopol. Wir sind eben gelandet und könnten vielleicht noch etwas mitnehmen.»

Ritrot verbeugte sich fast bis zum Fußboden. «Nimm meine Entschuldigung an. Ich war mit Blindheit geschlagen.»

Marik versuchte verzweifelt, sich das Grinsen zu verkneifen. Trotzdem, dieses ganze aristokratische Gehabe der Katzen widerte ihn an. Die nächste Fracht sollten sie wieder auf dem normalen Weg besorgen.

Ritrot führte sie in einen Nachbarraum. Dieser war ganz anders eingerichtet, statt Sandboden war ein schwerer Teppich ausgelegt. Während Kira zur die Vertreterin ging, blieb er an der Tür stehen und musterte den Raum. Obgleich recht groß, war er karg möbliert, einzig zwei Tische standen an einem Bullauge. Von hier konnte man unmöglich einen Blick nach draußen haben; doch es war eine sehr gute Illusion.

Kira war ganz in das Gespräch vertieft. Schließlich deutete sie kurz an, er könne zu ihr kommen. Er hasste diese ganze Unterwürfigkeit, doch wie es um ihre Finanzen stand, hatten sie keine Wahl; ihr Outfit war ausgefallen genug, da musste er den netten Kater mimen.

Seine Bedenken erwiesen sich jedoch als unbegründet. Kira kannte die Vertreterin; mehr noch, sie waren einmal Spielgefährtinnen in frühester Jungend gewesen und hatten sich dann aus den Augen verloren. Sie hieß Kretia und war noch keine hundert Tage hier. Sie bewunderte ihr Outfit. Sie selber war konventionell in gedeckten Brauntönen gekleidet. Was der Kleidung fehlte, machte ihr Körper wett; für eine Katze war sie sehr schön, kräftiger noch als Jigra, wenn auch ein ganz bisschen kleiner.

Schließlich kamen sie zu dem entscheidenden Punkt. Kretia senkte vorher die Ohren: Das verhieß nichts Gutes. «Ich kann dir, euch, keine Ladung von Samul verschaffen. Ihr steht auf einer der schwarzen Listen. Ich darf euch keine Unterstützung von Samul aus gewähren. Allerdings muss ich euch nicht melden, und brauche euch nicht zu schikanieren. Sozusagen nur eine hellgraue Liste.» Sie lächlte schief, so es Katzen überhaupt konnten. «Aber was Samul nicht kann oder will, kann ich auf eigene Faust tun. Wenn es euch hilft, kann ich euch einen Kredit geben. Privat, aus meinen eigenen Vermögen.»

«Kretia, ich» Kira machte eine längere Pause. «Wir können es leider nicht ablehnen.» Sie ging von Kretia in die Knie. Kretia setzte sich ebenfalls, so dass es nicht zu peinlich wurde. «Kretia, du hast Glück, dass dich Samul noch unterstützt. Tante Kriheta hatte mir eine ausgemusterte Sagan gegeben. Wahrscheinlich wusste sie selber nicht mehr, was das für Renner waren. Ich habe sie wieder hergerichtet und Marik hat die Fackel aktiviert. Kurz darauf hat sie mir die Sagan wieder abgenommen. Und du weißt, was Unabhängige tun, wenn sie den Namen Samul hören. Ohne Mariks Hilfe hätte ich Rike nie bekommen, und auch nie sprungfähig gekriegt. Immer, wenn ich dachte, ich habe etwas erreicht, habe ich sofort wieder verloren. Und Samul schreibt mich einfach so auf eine schwarze Liste, einfach so! Eine so hässliche Katze wie ich, die kann keine von Samul sein.»

«So schlecht ist es doch gar nicht. Du bist frei; frei von allen Hilfen, aber auch frei von allen Pflichten. Wenn du durch das All fährst, und je weiter du von der Heimatwelt wegkommst, desto freier wirst du.»

«Und wenn ich gar nicht weg will?», murmelte Kira leise.

«Was haben sie denn für dich getan? Und warum hast du denn, so früh es ging, mit einem Schiff angefangen? Es gibt so schöne Welten. Das All ist praktisch unendlich.» Kretia sah schwärmend in die Ferne. «Ich habe eine Idee. Ich möchte euer Schiff chartern, ich habe eine eillige Fracht aus Girop, das nächste System. Das nächste Samulschiff kommt erst in zwölf Tagen, das müsste Entschuldigung genug sein, trotzdem mit euch zu handeln. Wann könnt ihr los, und wie lange braucht ihr dafür?»

Marik war schneller im Rechnen. «Mindestens fünf Tage. Plus der Zeit für langwierige Beladungsprozeduren.»

«Und wann könnt ihr los?»

«Noch mindestens 3500, wenn wir sofort mit dem Tanken beginnen könnten.»

«Sehr gut», sagte Kretia. «Ihr habt doch Platz für einen Passagier? Schließlich gibt es noch viel zu erzählen. Soll ich noch etwas zu essen mitbringen, oder ist genug da?»

«Du meinst es ernst. Ich warne dich, Rike ist wirklich ein richtiger Schrotthaufen. Aber du kannst meine Kabine haben.» Und nach einem Moment fügte Kira noch hinzu: «Und nimm genug zu trinken mit, das Wasser schmeckt zur Zeit ziemlich, äh, wiederverwertet.»

 
Sie waren auf dem Weg zum Schiff zurück. «Kira, warum hast du mich nicht wenigstens gefragt?»

«Wenn es dich stört, dann schlafe ich im Cockpit.»

«Kira, nein. Es geht einfach darum, nicht übergangen zu werden. Das ist alles. Ich möchte wie eine Katze und nicht wie ein dummer selbstzufriedener Kater behandelt werden.»

«Tut mir Leid. Ich verspreche dir, ich werde dich nicht mehr übergehen.»

An Bord räumten sie Kiras Kabine richtig auf, und machten auch den Rest halbwegs sauber. So sie noch Deckplatten hatten, montierten sie sie, um die dahinterliegenden ausgefransten Kabelstränge zu verstecken. Zwei flackernde Leuchten wechselten sie noch aus, dann stand Kretia schon am Dockingtunnel. Sie hatte sich ähnliches Sachen besorgt wie Kira und Marik; nur waren Hose und Jacke türkis und der Kreis im Stirnband hellorange -- immerhin war kein Braunton dabei.

Kira wurde es immer peinlicher, sie herumzuführen. Länger und länger fühlte sie sich genötigt zu erklären, warum wieder ein Flicken hier war, oder warum dort ruhig Kabel heraushängen konnten. Zum ersten Mal sah sie das Schiff mit den Augen einer Fremden, sah die ganzen Improvisationen, die ganzen Schnellreparaturen, die Löcher, wo nicht unbedingt lebensnotwendige Ausrüstung fehlte, sah die zerkratzten Display, die abgegriffene Tastaturen, die halbblinden Bullaugen, das Kondenswasser an den Stellen, wo die Wärmeisolierung der Außenhaut beschädigt war, die tote Stelle im Cockpit, wo, aus welchen Gründen auch immer, keine Anzeige funktionierte. Sie war richtig froh, als sie Kretia die Kabine zeigen konnte. Hier fehlte keine Wandplatte, das Licht ging, das Schott schloss und es gab sogar ein paar freie Fächer.

Kretia versicherte zwar, ihr würde das nicht ausmachen, doch sicher war sie noch nie mit einem solch heruntergekommenen Schiff geflogen. Sie war trotzdem noch immer wild entschlossen, mit ihnen zu springen. Das war wieder der Katzenstolz, wie Kira es diesmal Marik zuraunte. Es war als Witz gedacht, also quälte Marik ein Lächeln auf sein Gesicht.

 
Kira kümmerte sich um den Abflug, und Kretia saß neben ihr. Nebenbei redeten sie von ihrer Kindheit. Da machte sich Marik lieber in der Kochnische zu schaffen. Vor dem Sprung würde es noch ein leckeres Krantaz geben.

Nach dem Essen hatten sie noch ein bisschen Zeit. Kretia lag schon betäubt in ihrer Kabine. Sie waren wieder füreinander da. Erst als Rike zu drängeln begann, gingen sie in das Cockpit.

Es war Routine, kaum das Kira weggetreten war, begann Rike den Countdown. Der Raum faltete sich und er drückte sich das Pflaster auf die Wange. Kopfschmerzen begrüßten ihn wieder im 3D.

«Rike, Datum und Status!»

«Marik. 7482 Tag 289 Jahr 5003. Sprungleistung 135 %, keine neuen Ausfälle.»

Kira war noch betäubt. So langsam es ging, steuerte er Girop an. Kretia erwachte als erste und musste sich erbrechen.

Kretia hatte tatsächlich eine Ladung auf Girop. So schnell es ging brachten sie die vier Container im Laderaum unter und machten das Schiff wieder abflugbereit.

Sie waren nach dem Abflug reichlich groggy. Normalerweise hätten sie nach einem Sprung erst einmal schlafen sollen. Stattdessen hatten sie bis zur letzten Minute schwer geschuftet.

Erst auf dem Weg zum Sprungpunkt gab es die erste warme Mahlzeit des Tages. Sie waren so schon müde. Doch auch Kretia hatte gearbeitet und war die ganze Zeit wach gewesen, dabei war sie das Springen sicher noch viel weniger gewohnt als sie.

Diesmal war der Zeitdruck nicht ganz so groß, schließlich hatten sie ihre Fracht. Aber um zu springen war es dem Schiff egal, wie lange sie dazwischen Pause machten und Rike hatte bisher auch nicht die kleinste Spur eines Spulendefektes gezeigt, auch wenn 135 % weit unter den zweihundert Prozent waren, die man brauchte, wollte man Ladung oder Schiff versichern.

 
Sie kamen nach zwei Tagen exakt am richtigen Eintrittpunkt im Rigit-System für die Tagit-Station heraus. Marik war wieder einmal von der Betäubung richtig schlecht geworden. Und es wurde nicht besser, er hatte Kopf- und Halsschmerzen, seine Nase war verstopft. Er schob seine Erkältung auf die Beladearbeiten auf der Giropstation.

Er half Kira und Kretia noch auszuladen, legte sich dann hin. Nach einiger Zeit kam Kira und kümmerte sich um ihn. Er hatte hohes Fieber. Nach Rikes Anweisungen behandelte sie ihn. Nebenbei bastelte sie am Schiff herum. So hatte sie für ganze zweihundert Credits eine Spule mit 55 % aufgetrieben. Den Rest ihrer Credits hatte sie in einen alten monochromen (laserroten) Holoprojektor für Kursprojektion, zwei neue Filterpatronen, eine monolithische Hilfsfusionszelle (brauchte leider eine eigene Pumpe), zwei Triebwerke für Korrekturen um die y-Achse, vorne, einen zweiten 4D-Scanner (teuer, aber wichtig) und viele viele Kleinteile, wie Klemmen, Kabel, Filamente, Fasern, Flicken, Schrauben, Schalter und dergleichen mehr investiert, dazu natürlich die vollen Tanks.

Es machte ihn unruhig, einfach nur dazuliegend und sie arbeiten zu sehen. Doch mehr als kurze Zeit ließ sie ihn nicht aufstehen, schließlich wollten und mussten sie so bald wie möglich weg. In zwei Tagen hatten sie eine Ladung in Aussicht, Raumschiffersatzteile für Xyibeval. Das war auch die einzige Ladung, die er mit einem Schiff wie Rike dorthin fliegen würde, denn Xyibeval lag ganz am Rand der Galaxis. Andererseits hieß dieser Flug auch Bezahlung für mindestens 40 Tage, dazu eine Prämie der Versicherung, wenn die Ladung vollständig ankommen würde und noch einmal ein Extra, wenn sie sofort losflogen und nicht Sylvester und die zehn Neujahrstage abwarten würden. Ja, mit der neuen Spule waren sie bei 190 %, genug dass die Versicherung ein Auge zudrückte. Der letzte Flug mit einem versicherten Schiff war damals mit Simon, und da sollte das Schiff verschwinden und davor ...

Kira arbeitete wie der Teufel, in ganzen zwei Tagen montierte sie den Holoprojektor und brachte bei einem Weltraumspaziergang (der größte Euphemismus, den Marik kannte) die zwei Korrekturdüsen und den 4D-Scanner an. Letzteren verdrahtete sie auch gleich, den Rest müssten sie halt unterwegs machen.

Er kümmerte sich um das Essen. Kira konnte nicht kochen. Sie hatte zwar nie etwas anderes behauptes, aber er hatte gehofft, sie würde nur tiefstapeln. Selbst Rike kochte besser. Also stellte er eine Liste samt Preisen zusammen und schickte sie auf den Markt. Er sah es ihr an, lieber hätte sie noch zwei Korrekturtriebwerke angeschlossen. Doch sie zog sich den gelben Anzug an und ging auf die Station. Schon nach drei Stunden war sie wieder zurück. Wortlos sortierte sie alles nach Rikes Anweisungen in des entsprechenden Fächer und warf sich dann auf ihre Matratze. Er schwieg lieber.

Viel besser ging es ihm keinesfalls, als sie abdockten. Seinem Gesundheitszustand zuliebe würden sie einen langen langsamen Anlauf nehmen. Er klebte sich schon 0030 vor dem Sprung das Pflaster auf.

Kira stand neben seiner Matraze und sah, wie er langsam wegdämmerte, bis schließlich nicht einmal mehr die Schwanzspitze zuckte. Rike meldete sich mit dem Zehneralarm. Sie gab sich ihre Injektion und legte sich in den Pilotensessel.

 
Als er erwachte, roch er es sofort: Während dem künstlichen Koma hatte er eingepinkelt. Er fluchte, zog die Matraze ab, schmiss die Sachen in eine Ecke. Zuerst duschte er sich schnell und holte sich neue Sachen. Dann kümmerte er sich um die Matratze.

«Marik.» Er hatte Kira gar nicht bemerkt. Lange konnte sie noch nicht an dem Rahmen vom Schott hängen. Sie sah schrecklich aus, dunkle Ränder waren um ihre verkrusteten Augenwinkel. Ihr Fell klebte an ihrem Körper. «Dir geht es ja richtig gut. Willst du renovieren?»

«Kira, was ist passiert?» Mit zwei schnellen Schritten war er bei ihr.

«Ich habe falsch dosiert. Ich scheine Ewigkeiten zu früh aufgewacht zu sein. Rike?»

«Kira: 0017 zu früh», korrigierte Rike.

«Du siehst es. Ich habe mich in eine Ohnmacht geflüchtet. Es hat etwas geholfen.» Sie zeigte ein grimmiges Grinsen. «Ich werde jetzt erst einmal duschen. Und misch ein Paar Paras ins Frühstück.»

Beim dem Wort Frühstück erwachte auch sein eigener Hunger. Während Kira noch einmal Schnauzen zerreißend gähnte, um dann im Duschklo zu verschwinden, ging er im Geiste die Versorgungslisten durch.

Der erste von fünf langen Sprüngen war geschafft. Sie waren auf Kurs.


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