Und unter uns der Himmel ... von Markus Pristovsek


In den kurzen Pausen, in denen er nicht in das Diktiergerät sprach oder in einer der zahlreichen Kladden nach irgendwelchen Unterlagen wühlte, in diesen Augenblicken sah er auf die Uhr und danach auf die weiße Plastikdecke, als würde dort durch ein Loch Zeit -- seine Zeit -- entfliehen.

Immer grübelte er, vielleicht über ungünstige Einflüsse auf den Aktienmarkt, wer konnte das schon von außen erkennen, ständig war sein Gesicht verkniffen. Seit über zwei Flugstunden ging das schon so. Ein Ende oder gar eine Erlösung würde die Landung nicht bringen, das war ihm anzusehen.

Nein, auch sein Herz mußte wohl ebenso eng sein, wie sein Terminkalender, und so bemerkte er nicht wie die weiten Ebenen unter ihnen langsam immer mehr von grün nach Purpur übergingen. Die Schatten wurden immer kürzer, und schließlich waren sie einer diffusen Helligkeit gewichen.

Die scharfen Kontraste waren aus der sonst roten Steinwüste gewichen, ihre leicht ins bläuliche gehende Farbe ließen fast an einen erstarrten Ozean denken. Die ersten Kakteen und trockenes Strauchwerk wurden zu Blumen.

Voll Staunen über dieses Wunder ging der Pilot immer tiefer. Und dann kamen die ersten Tiere heraus. Sie waren schneeweiß und ähndelten wilden Pferde, doch waren sie viel verspielter und zugleich wilder.

Dann glitt der Schatten des Flugzeuges über die Landschaft und nur roter Sand und Fels blieb zurück. Dies alhes hätte er erlebt, hätte er aus dem Fenster gesehen. Doch so lächelte er nicht beim Aussteigen.

Denn er hatte mitbekommen, daß sie fünf Minuten Verspätung hatten ...


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