Einsame Straße ... von Markus Pristovsek


Die Straße war sehr alt, sogar älter als die Aufzeichnungen. Selten kam jemand vorbei, Seit es die neue Straße gab. Doch diese Straße atmete Geschichte, sie war Geschichte.

Eines Tages kam das atomare Feuer von Norden her, versiegelte die Oberfläche der Straße, geschmolzene Tropfen von Stahl verbanden sich mit dem schmelzenden Stein.

 
An der Straße hatte sich später ein Bauernhof etabliert. Doch das Land war karg und sehr dünn besiedelt, und so kam auch kaum je einer die Straße entlang.

Heute jedoch waren Leute gekommen, nicht gerade solche, wie normalerweise hier rasteten. Es waren Soldaten in schimmernden Rüstungen. Sie vertrieben die Bewohner. Das Haus brannte, während sie die Straße entlang flohen.

 
Mächtige Gletscher, von Norden her, schoben sich über die Straße in Richtung Süden. Doch vorher kamen die Treks, um nach Süden zu fliehen, die Straße ein Stück entlang.

Die Gletscher stoppten ihren Vormarsch schon bald. Die Straße lag regelmäßig im Freien, die Zivilisation endete hier. Ein Kloster entstand, wo die Straße an den großen Fluß kam, dort wo früher der Bauernhof stand.

Und wieder war die Straße lange unbenutzt, bis eines Tages die Gletscher schmolzen. Die Mönche zogen wieder nach Norden, und Räuberbanden besetzen kurze Zeit das Kloster, bis auch sie vertrieben wurden.

 
Dort wo das Kloster stand, war eine große Fabrik entstanden. Weiter weg sah man Raketenabschußrampen, ein Teil der Straße war jetzt Landebahn, ein Teil Zugbringer, der Rest vergessen.

Dort bei der Straße starteten riesige Raketen und Raumschiffe. Bald kamen sie zurück. Doch es sollte noch lange dauern, bis sie das fanden, was sie suchten. Bald darauf verwaiste der Startplatz, denn es gab einen schweren Unfall und das Gelände wurde auf Millionen Jahre verseucht. Man baute einen neuen Startplatz näher am Meer.

 
Es gab ein fürchterliches Erdbeben, die Straße wurde in mehrere Teile zerissen, als ein großer Meteorit nur 100 Kilometer entfernt einschlug. Das Land senkte sich, und die Straße lag jetzt teilweise unter Wasser.

Doch der Meteorit hatte die Bewegungen der Platten geändert, und so hob sich das Land und mit ihm die Straße bald wieder. Es faltete sich ein Gebirge auf und die Straße wurde zu einem Paß.

Die Menschen hatten sich inzwischen verändert, doch andere Wesen von den Sternen, die hier siedelten, benutzen die Straße als Pass, der ihr Reservat mit einem anderen verband.

 
Langsam erodierte das Gebirge. Die Straße wurde müde, war öfters von Staub bis zu Unkenntlichkeit zugeweht und ignorierte den Wechsel um sie herum.

Schließlich war auch für die Straße die Ewigkeit gekommen, als die Sonne sich zum roten Riesen aufblähte, alles Lose von der Erde fortblies und alle Gesteine mehr oder minder verglast wurden.

Am Tag danach, als die neue Sonne aufging, da strahlte sie exakt die Straße entlang, und das glasige Gestein spiegelte sie, wie in dem Wasser, wo alles Leben begann. War es Zufall?


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