Bild Schrödingers

* 12. August 1887
+ 4. Januar 1961

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Berühmte Physiker
ERWIN SCHRÖDINGER - Eine Lektüre
Dublin

DAS BEZAHLTE GENIE

Wie schon erwähnt, wurde in Dublin die Errichtung des "Institute for Advanced Studies", das dem für Albert Einstein eingerichteten Princetoner Institut in Struktur und Aufgabenbereich nachempfunden werden sollte. Es sollte zwei unabhängige Abteilungen für keltische Sprachforschung und für theoretische Physik haben. Die Idee geht auf den derzeitigen Ministerpräsidenten Eamon de Valera zurück, der vor seinem politischen Engagement als Mathematikprofessor an der Universität zu Dublin wirkte. Im Juni 1940 nahm das Institut seine Arbeit auf, Erwin Schrödinger wurde zum ersten Direktor der Abteilung bzw. Schule für theoretische Physik bestellt, ein für einen Wissenschaftler ideale Position mit voller Lehr- und Forschungsfreiheit, weshalb seine Stellung in Fachkreisen als die "Stelle des bezahlten Genies" scherzhaft bezeichnet wurde.

Die Aktivitäten des Instituts konzentrierten sich vornehmlich auf wissenschaftliche Forschungsarbeit, und einmal die Woche wurde ein Seminar abgehalten, in dem aktuelle Fragen diskutiert werden konnten. Darüber hinaus fanden auch Diskussionen über über die Entwicklung der eigenen Forschungsarbeiten statt, wobei Schrödinger als Ratgeber und Helfer besonders gefragt war. Dieser Arbeitsstil ist in starkem Maße durch seine Persönlichkeit geprägt worden, denn auch er hatte stets mehr vom unmittelbaren Kontakt als durch Bücherwissen profitiert; "aus Büchern habe ich immer nur schwer lernen können" gestand er anläßlich der Nobelpreisverleihung.

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Dubliner Sommerschule 1945 - sizend v. l. n. r.: Janossy, Born, de Brún, Dirac, de Valera, Conway, Schrödinger, McConnell, Heitler (Q4)

"[Mit] einer unvergleichlichen Tafelkunst und einem brillianten Vortragsstil entzückte, erleuchtete und inspirierte Prof. Schrödinger seine Hörer während seines ... Dubliner Aufenthaltes".(Q4 - 76)

Während die Mehrheit der Physiker sich in die Quantenphysik und die mit ihr verbundenen Fragen verbissen hatte, wandte sich Schrödinger den weniger bearbeiteten Problematiken auf dem Gebiet der Gravitationsphysik zu. Daneben versuchte er die Verbindung von Relativitäts- und Quantentheorie. Ein weiteres wichtiges Resultat Schrödingers Arbeiten war das Streben um ein physikalisches Verständnis der formal-mathematischen Allgemeinen Relativitätstheorie unter Zuhilfenahme der Geometrie. Diese Untersuchungen wurden 1942 um Forschungen zur einheitliche Feldtheorie als Erweiterung der Allgemeinen Relativitätstheorie in der Form einer Vereinigung von Gravitationstheorie und Elektrodynamik. War dieser "mathematische Kampf" nur einem Fachpublikum zugänglich,so konnten seine Arbeiten in bezug auf das Verhältnis von Physik und Biologie. Sein hierzu verfaßtes Buch "Was ist Leben" zeigt Schrödingers umfassendes Interessein souveräner Weise, obwohl er damit zwar keine schlüssigen Resultate, zumindest aber durch sein populäres Verständnis Denkanstöße für das heutige Gebiet der Molekularbiologie gegeben.

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Nach Kriegsende waren Österreich und die Berliner Universität (1947) an Schrödinger interessiert, jedoch wollte dieser Dublin bei den gegebenen Arbeitsbedingungen vorerst nicht verlassen. Vorerst insofern, als daß er zehn Jahre später nach Abschluß des österreichischen Staatsvertrages, der die Wirtschaft und die Politik Österreichs normalisierte, in seine Heimat zurückkehrte.

Erwin Schrödinger (Q7)

© Mike Friedrich and Daniel Schmidt

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