Bild Schrödingers

* 12. August 1887
+ 4. Januar 1961

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Berühmte Physiker
ERWIN SCHRÖDINGER - Eine Lektüre
Wien

JUGEND- UND STUDIENZEIT

Am 12. August 1887 wurde Erwin Schrödinger in der Hauptstadt der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie geboren. Sowohl Schrödingers Elternhaus als auch die wirtschaftliche, vor allem geistige Bedeutung Wiens förderten die Herausbildung eines Wissenschaftlers hoher Allgemeinbildung, umfangreicher Interessenvielfalt und Kunstverständnis.

Bis zum elften Lebensjahr wurde Schrödinger Privatunterricht erteilt, 1898 nahm ihn das hochangesehene Akademische Gymnasium Wien auf. Diesen Weg ermöglichte ihm sein Vater Rudolph Schrödinger, der Besitzer einer Wachstuchmanufaktur war. Schrödinger selbst war ein sehr guter Schüler mit Neigung zum Mathematik- und Physikunterricht. Allerdings konnte er auch eine Begabung für Fremdsprachen und Literatur vorweisen.

Im Herbst 1906 ließ er sich an der Wiener Universität einschreiben, wählte Mathematik und Physik zu seinen Studienfächern. Der Experimentalphysiker Franz Exner und der theoretische Physiker Fritz Hasenöhrl übten dort großen Einfluß auf Schrödingers Werdegang aus. Exners Wirken zeigt sich in Schrödingers ersten wissenschaftlichen Untersuchungen in Interessengebieten Exners, nämlich in der atmosphärischen Elektrizität, Meteorologie und der physikalischen Farbenlehre, und daß er zudem Schrödingers materialistisches Naturverständnis in seiner Haltung zu Atomismus und Indeterminismus entscheidend prägte. Einen noch stärkeren Eindruck hinterließ Hasenöhrl mit seiner Persönlichkeit und mit seinen Theorievorlesungen. In seinen Vorlesungen wurde der junge Physikstudent mit den Problemen der damaligen Forschungen und mit den "Rissen und Sprüngen" der klassischen Physik bekannt gemacht, zu deren Lösung er später beitragen konnte. Als Hasenöhrls Schüler studierte er ausführlich die mathematischen Grundlagen der Physik und vervollständigte sein Können bei der Handhabung des Eigenwertproblems partieller Differentialgleichungen, das ihm dann Jahrzehnte später ermöglichte, die Wellenmechanik aufzubauen. Seine Dissertationsarbeit "Die Leitung der Elektrizität an der Oberfläche von Isolatoren bei feuchter Luft" beschäftigte sich mit einer konventionellen Frage der klassischen Physik der Elektrizitätslehre und war vorwiegend experimentell ausgelegt. Nach Ablegen aller mündlichen Prüfungen wurde er am 20. Mai 1910 zum Doktor der Philosophie promoviert.

 

Hiernach blieb er noch ein Jahrzehnt an der Universität Wien, und zwar als Assistent Exners als Leiter des Physikalischen Praktikums, wo er die Möglichkeit fand, an Untersuchungen Exners anzuknüpfen, und sich in die aktuellen Probleme der Physik einzuarbeiten. Neben der Elektrizitätslehre befaßte er sich mit Arbeiten zur Radioaktivität und ihres Zusammenhangs zur atmosphärischen Elektrizität, zur Akustik, zur Optik und zur Farbenlehre. Insgesamt war Schrödingers Schaffen stets eine bewundernswert ausgewogene Mischung eigener experimenteller Tätigkeit und theoretischen Analysen.

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Nachdem er als 25jähriger im Graetzschen Handbuch der Elektrizität und des Magnetismus den Abschnitt Dielektrizität verfaßte, arbeitete er weiterhin an der klassischen Mechanik, der Brownschen Bewegungstheorie und anderer Schwankungserscheinungen, sowie mit der mathematischen Statistik und der Fehlertheorie. Aber auch die modernen Entwicklungsrichtungen wie die Atom- und Quantenphysik erregten Schrödingers Aufmerksamkeit. Die in diesem Zeitraum herrschende Unschlüssigkeit und Widersprüchlichkeit in der Quantenphysik ließ ihn jedoch von ihr Abstand nehmen und sich der ihm interessanter erscheinender Farbenlehre widmen.

1913 strebte Schrödinger die Habilitation in seinem Fachgebiet an, die am 09. Januar 1914 bestätigt wurde. Hiermit hatte er die höchste wissenschaftliche Prüfung bestanden und das Recht, Vorlesungen halten zu dürfen, allerdings waren die ehrenvolle Privatdozentur unbesoldet und seine Einkünfte als Universitätsassistent äußerst bescheiden; so war es nötig, sich einen Namen in der Wissenschaft zu erlangen und auf diesem Wege ein Anrecht auf freiwerdende Lehrstühle anzumelden.

Wochen vor Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde Schrödinger eingezogen. Seine Tätigkeit als Offizier bei der Festungsartillerie in verhältnismäßig ruhigen Stellungen der österreichischen Südwestfront ließ ihm aber Zeit, sich weiter mit der Physik zu beschäftigen und Fachliteratur zu lesen. So konnte er die Einsteinschen Grundlagen der allgemeinen Relativitätstheorie bereits kurz nach deren Erscheinen im Jahre 1916 kennenlernen. Schon bald war er mit der neuen Gravitationstheorie derart vertraut, daß er an den den Einsteinschen Darlegungen manches als "unnötig kompliziert" empfand und auch schon in der Lage war, mit eigenen Beiträgen auf sich aufmerksam zu machen. In zwei Publikationen konnte Schrödinger Einstein zur Stellungnahme herausforderten. Nach Kriegsende kehrte er im November 1918 an das Wiener Physikalische Institut zurück.

© Mike Friedrich and Daniel Schmidt

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